Kulturwoche Und bitte keine Fragen zu Bowie!

Kabarettisten müssen mehr und mehr um ihre Zukunft bangen, denn ihre Aufgaben werden in immer größerem Ausmaß von jenen übernommen, die sie durch den Kakao ziehen: den Politikern. Viele von denen machen sich nämlich selber zum Affen.

 Hier spielt Lars Ulrich der US-Band Metallica sein Schlagzeug. Mittlerweile versuchen sich die Bandmitglieder auf einem neuen Betätigungsfeld – sie produzieren Whiskey.

Hier spielt Lars Ulrich der US-Band Metallica sein Schlagzeug. Mittlerweile versuchen sich die Bandmitglieder auf einem neuen Betätigungsfeld – sie produzieren Whiskey.

Foto: picture alliance / Especial/NOTI/Especial

Sagt etwa der Fernsehunterhalter Jan Böhmermann (37).  Angesichts „dumpf- und schrumpfhirniger Populisten wie dem amerikanischen „Präsidenten“ und seiner White-House-Cosa-Nostra oder der AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch und ihren Mitkomikern in der „Ach, F... Dich“-Partei glaube er zwar nicht, dass die Realität satirischer werden könne als die Satire selbst. „Die Leute haben es nur zunehmend schwerer, den Unterschied zu erkennen“, sagte Böhmermann einem Magazin, das gleichzeitig auch Martin Sonneborn, der die Satirepartei Die Partei im Europaparlament vertritt, zum Gespräch gebeten hatte. Man könne „auf den Irrsinn dieses immer irrsinniger werdenden kapitalistischen Systems“ unterschiedlich reagieren, meinte Sonneborn. „Man kann mitspielen. Man kann Alkoholiker werden. Man kann in den bewaffneten Widerstand gehen. Oder in die Politik. Oder eben Satire betreiben.“ Letzteres sei seine Methode, mit der immer verrückter werdenden Welt umzugehen: „einen Witz über sie zu machen“.

Fans von Jan Böhmermann können sich übrigens auf eine Sendung mit dem Moderator ohne die übliche Zeitbegrenzung freuen. Im ZDF soll er am 2. November (23 Uhr) die Show „Lass dich überwachen!“ moderieren, von der es schon im April eine Ausgabe auf ZDFneo gab. Damals ging es um ahnungslose Studiozuschauer, die Böhmermann mit teils vergessenen Facebook-Posts, Instagram-Bildern und im Internet verewigten Jugendsünden konfrontierte.

Genaueres über Inhalte wurde noch nicht verraten. Nur so viel: „Ich habe Jan Böhmermann gesagt, dass er bis tief in die Nacht senden darf, praktisch open-end, wenn die Sendung das hergibt“, verspricht ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler.

Die Rolling Stones werden es nicht brauchen; die singen ja wahrscheinlich noch bis zum eigenen Exitus. Aber die Mitglieder der amerikanischen Metal-Band Metallica sorgen vor für die Zeit ohne Tantiemen: Sie sind unter die Schnapsbrenner gegangen. Auf ihrer Homepage preist die Gruppe ihren ersten eigenen Whiskey mit dem Namen „Blackened“ („Geschwärzt“) an – eine Anspielung auf den gleichnamigen Song auf dem Album „... And Justice For All“ von 1988. Das Besondere an dem Getränk: Während der Reifung im Fass sei der Whiskey mit ausgewählten Metallica-Songs beschallt worden, was „die molekularen Wechselwirkungen gefördert und so den Geschmack geformt“ habe, schrieben die Band-Mitglieder. Wer’s glaubt, wird besoffen – und wer’s nicht glaubt auch. Die ersten Flaschen kommen ab Ende der Woche in den Handel.

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine ebensolche Frau“ – oder so ähnlich heißt es ja immer in Feministinnenkreisen. Manchmal steht hinter dem Mann aber auch ein Mann, der für den Erfolg sorgt beziehungsweise zumindest mitverantwortlich ist. David Bowie hatte einen solchen Mann hinter sich – den Tänzer und Choreographen Lindsay Kemp. Der Brite ist jetzt im Alter von 80 Jahren in seiner Wahlheimat, im italienischen Livorno, gestorben.

Als 19-Jähriger hatte Bowie seinen Landsmann gebeten, ihn in seine Tanzklasse aufzunehmen. „Er stand vor mir wie der Erzengel Gabriel”, schwärmte Kemp später in einem Interview mit der BBC. „Und ich war Maria.” Die Beziehung zwischen den beiden Männern gestaltete sich allerdings etwas anders als die zwischen dem Himmelsboten und der Gottesmutter, wenn man der Bibel glauben darf  – und endete abrupt, als der Lehrer seinen Schüler mit einer Frau im Bett erwischte. Von da an bat Lindsay jeden Journalisten zu Beginn eines Interviews: „Bitte keine Fragen zu Bowie!“ no/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort