Vinyl der Woche: Mr. Tambourine Man – The Byrds Wer ist eigentlich dieser Tambourine-Man?

Serie · Bob Dylan schrieb ihm seinen größten Erfolg: Mit Mr. Tambourine Man wurden Roger McGuinn und seine Band The Byrds weltberühmt. Jetzt wird er 80 Jahre alt.

Vinyl der Woche: Mr. Tambourine Man – The Byrds​
Foto: TV/Music on Vinyl (H'Art)

Wir schreiben das Jahr 1965. Bob Dylan ist damals gerade 23 und steht am Anfang einer großen Karriere. Erstklassige Songs schreiben kann er schon damals. Auch andere Bands bedienen sich an seinen Werken. Als er die Version von Mr. Tambourine Man der Folk-Rocker The Byrds hört, denkt er sich: „Das kann man ja sogar tanzen!“ – er ist begeistert. Seine eigene Version hatte er nur kurz vorher veröffentlicht, sie war kantiger und ungemütlicher. Doch dann kamen da fünf Jungs, allesamt die gleiche Frisur. Stellten sich hin, klimperten seicht auf ihren Instrumenten (inklusive Tamburin, das benutzte Dylan bei seiner Version nicht) herum und machten ein Gute-Nacht-Lied aus Dylans Song. Einer dieser Männer, der Sänger Roger McGuinn, wurde am Montag, 13. Juli, 80 Jahre alt.

McGuinns Karriere beginnt, als er sich 1962 dem amerikanischen Entertainer Bobby Darin anschließt. Immer wieder arbeitet er auch als Musiker in Aufnahmesessions bekannter Künstler. Darunter auch ein Duo das sich Tom & Jerry nennt (und sich später glücklicherweise in Simon & Garfunkel umtiteln sollte). Aber es ist eine andere Band, die McGuinn in ihren Bann zieht: die Beatles – mit denen er übrigens auch Jahre später noch die Frisur teilen sollte. Eine Zeit lang tritt er sogar als Imitator des Quartetts auf. Bis er in Los Angeles auf seine späteren Bandkollegen von The Byrds trifft.

Dann kommt Dylan ins Spiel. Die Byrds vergehen sich an seinem Song, machen ihn charttauglich. Platz eins der Charts – Zack, die Byrds sind weltweit bekannt und werden zu Pionieren des Folk Rocks.

Aber wer ist überhaupt dieser Tambourine-Man? Die Version die man am häufigsten hört und liest: Es geht um Drogen. Um einen Mann, der darum gebeten wird, seine Kunden alles vergessen zu lassen. Alles falsch. Dylan selbst sagt, dass der Song nichts mit Drogen am Hut habe. Sowieso hätten diese in seinem Leben nie eine große Rolle gespielt. Stattdessen hat der Tambourine-Man einen echten Namen: Bruce Langhorne. Jemand, der einst als musikalisches Wunderkind (an der Geige) galt, dem dann aber als Zwölfjähriger zwei Fingerspitzen und sein rechter Daumen weggesprengt wurden, weil er einen selbst gebauten Sprengsatz zu lange in der Hand hielt. Die Geige war passé, die neue Liebe galt der Gitarre. Auch da war er wahnsinnig talentiert und spielte schon bald mit Bob Dylan. Bis er einmal Tamburin bei einer Session spielt und von Bob kurzerhand einen Song gewidmet bekommt. Er selbst erfährt jedoch erst 20 Jahre später davon.

Mr. Tambourine Man ist bis heute der größte Erfolg von Roger McGuinn. 1973 trennen sich die Byrds, finden nur noch ab und an für Projekte zusammen. McGuinn versucht es als Solist, aber auch das will nicht wirklich funktionieren. Bis er 1975 – durch Zufall – wieder auf Bob Dylan trifft. Der hat damals schon sechs Nummer-eins-Alben in Großbritannien auf dem Kerbholz und will mit der Rolling Thunder Revue eine neue Musikgruppierung ins Leben rufen. Neben Joan Baez macht auch Roger McGuinn mit. Auch später sind seine größten Konzerte immer die, bei denen er gemeinsam mit Bob Dylan auftritt. Er hat ihm also mehrmals geholfen, der gute Bob. Christian Thome

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