Kunst Von der Liebe zum Land

Trier · Die Europäische Kunstakademie zeigt Arbeiten ihrer Dozentin Dagmar Wassong.

 Das Gemälde „Glück“ von Dagmar Wassong.

Das Gemälde „Glück“ von Dagmar Wassong.

Foto: Eva-Maria Reuther

Wer dieser Tage in die Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie Trier (EKA) kommt, den erwartet Dagmar Wassongs opulenter, farbenprächtiger Bilderreigen. „Landliebe“ heißt die Ausstellung, die das Haus seiner langjährigen Dozentin ausgerichtet hat.

Es gehört zur Tradition der Akademie, ihre Lehrkräfte gleichermaßen ihren Studierenden wie der Öffentlichkeit durch solche Einzelausstellungen vorzustellen. Unmittelbar und eindrücklich zeigt die Schau, worin Damar Wassongs zentrale Tätigkeit besteht: die freie Malerei. Keine Frage: Dagmar Wassong lebt in der Farbe. Aus und in ihr schafft sie komplexe, vielschichtige Bildwelten, in denen Halt findet, was nach dem französischen Schriftsteller Marcel Proust in entgegengesetzte Richtungen strebt: die Zeit und die Erinnerung.

In den großformatigen Gemälden der 1965 geborenen Malerin, die an der Hochschule Krefeld studiert hat, werden sie eins. Erlebnisse und Empfindungen von einst verdichten sich in den phantastischen Farbräumen der Künstlerin mit ihrer aktuellen Seelenlage zu einer neuen Wirklichkeit. Goethes sehnsüchtiges „Verweile doch“, der menschliche Wunsch nach Dauerhaftigkeit, erhält in Wassongs Gemälden Form und Gestalt. Als künstlerische Aussage überformt werden ihre Erinnerungen und Befindlichkeiten dem Zugriff der schwindenden, alles vernichtenden Zeit entzogen. Wie in jeglicher Erinnerung tauchen auch in Dagmar Wassongs gemalten Seelenräumen – das schließlich sind ihre Gemälde allesamt – Menschen und Figuren lediglich als Schemen auf, flüchtig, ein wenig unsicher in der Erscheinung, bisweilen als gezeichnete Umrisse.

Tatsächlich unterhält die Malerin neben einem Atelier in Mülheim an der Ruhr auch eins im ländlichen Pluwig bei Trier. Dort ist sie dem Vernehmen nach häufig auf Sparziergängen in der Landschaft unterwegs, um, wie ihre Bilder nahelegen, in sie hineinzuhören, wie in einen Echoraum der Seele. Wassongs verbildlichte „Landliebe“ ist ganz offensichtlich mehr als ein Bericht aus dem geliebten ländlichen Lebensraum. Als Naturliebe ist diese „Landliebe“ eine Grundhaltung der Künstlerin. Gewiss nicht ohne Grund nennt sie ein Gemälde „Glück“ an dessen unterem Rand auf einer Lichtung zwei Hirsche erscheinen.

Dagmar Wassongs Bildwelten sind weitgehend heiter, voller frischer und beseelter Farbklänge. Es sind kraftvolle Echoräume der Seele. Überhaupt ist es die Kraft, die sich als unmittelbarer Eindruck bei der ersten Begegnung mit diesen Bildern mitteilt und den Betrachter gefangen nimmt. Neben den Gemälden sind auch interessante Mischtechniken auf Papier zu sehen.

Die Ausstellung ist bis Donnerstag, 11. April zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag, Mittwoch sowie Freitag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr und Donnerstag von 11 bis 22 Uhr.

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