Hochschulen „Ohne Vision“: CDU im Land kritisiert neues Hochschulgesetz

Mainz/Trier · Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) hat eine Novelle des Hochschulgesetzes präsentiert. Darin finden sich viele Regelungen, die die gelebte Praxis an den Hochschulen im Land zu geltendem Recht machen.

 22.06.2019, Sachsen, Leipzig: Schüler sitzen in einem Hörsaal der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. In er Universität Leipzig findet die Klimakonferenz sächsischer Schüler statt. Veranstalter sind der Landesschülerrat Sachsen und der Ministerpräsident Kretschmer. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

22.06.2019, Sachsen, Leipzig: Schüler sitzen in einem Hörsaal der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. In er Universität Leipzig findet die Klimakonferenz sächsischer Schüler statt. Veranstalter sind der Landesschülerrat Sachsen und der Ministerpräsident Kretschmer. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Den großen Zankapfel tastet Wolf aber nicht an. Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften bekommen kein Promotionsrecht. Einen Doktortitel können weiterhin nur Universitäten verleihen.

Wie sehr dieses Thema die beiden unterschiedlichen Hochschulformen entzweit, zeigen die Äußerungen von Professor Michael Jäckel, dem Präsidenten der Universität Trier, und Professor Kristian Bosselmann-Cyran, dem Präsidenten der Hochschule Koblenz. Denn schon der Schritt, dass Hochschulen für angewandte Wissenschaften Forschungskollegs anbieten dürfen, sieht Jäckel kritisch: „Dass forschende Hochschulen das Recht auf Forschungskollegs bekommen, wird kritisch gesehen im Hinblick auf das Promotionsrecht.“ Was die Universitäts-Lehrer als ersten Schritt auf dem Weg zum Ende des eigenen Monopols sehen, geht Bosselmann-Cyran hingegen nicht weit genug: „Wir sind grundsätzlich der Ansicht, dass es mittelfristig auch ein Promotionsrecht für unseren Hochschultypus geben sollte.“

Jäckel äußerte sich auch zurückhaltend über die Reform der Hochschulleitung. Künftig soll laut Gesetz das Präsidium die Lehr- und Forschungsanstalten gemeinsam führen. Außerdem werden die Kanzler künftig gewählt. Jäckel sprach von einer „sehr grundlegenden Änderung am Schaltplan“: „Bisher war es sehr hierarchisch, nun wird es demokratischer.“ Das ändere sich nun mit unabsehbaren Konsequenzen: „Wenn aus der gelebten Praxis ein Recht wird, muss man sehen, wie sich das auf die gelebte Praxis auswirkt.“

Weitere Eckpunkte der Gesetzesnovelle, die nun in den parlamentarischen Prozess gehen wird, sind individualisierte Studiengänge und leichterer Zugang für Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. „Sie sollen nun direkt studieren dürfen“, sagte Wolf. Bosselmann-Cyran sprach gerade bei den flexiblen Angeboten von einer echten Innovation: „Die Passagen zu allen nicht traditionellen Studienangeboten sehe ich außerordentlich positiv. Das kann deutschlandweit Schule machen.“

Der Trierer Präsident lobte außerdem den Rechtsanspruch auf Beratung für alle Studenten: „Es gab bei der Studienberatung bisher eine Art Beißhemmung: Man hat sich nicht getraut, den jungen Menschen zu sagen: ,Das ist nichts für dich.‘“

Um die Professuren an den Hochschulen (hier brauchte es bisher drei Jahre Praxiserfahrung) sollen nun Tandemprofessuren eingeführt werden. So können Professoren parallel im akademischen Betrieb und Unternehmen arbeiten.

Die CDU im Mainzer Landtag kritisiert das neue Hochschulgesetz scharf, sprach bloß von „redaktionellen Veränderungen“. Die Abgeordnete Marion Schneid wirft Minister Wolf vor, keine Vision für die Hochschulen zu haben. Die Oppositionspartei fordert unter anderem, die Zahl der Medizin-Studienplätze deutlich zu erhöhen, um Ärztemangel auf dem Land zu bekämpfen.

Unterzeichnet haben die Uni Trier und das Land auch eine Vereinbarung zu Zielen und Mitteln der Forschungsinitiative bis zum Jahr 2023.

 Für die Studenten im Land ändert sich in Zukunft einiges.

Für die Studenten im Land ändert sich in Zukunft einiges.

Foto: dpa/Thomas Frey

2,26 Millionen Euro fließen dafür jährlich von Rheinland-Pfalz nach Trier. Die Uni strebt dafür eine Erhöhung der Drittmittel – externe Einrichtungen stellen die Gelder bereit, um Forschung zu finanzieren – um drei Prozent an. Der Trierer Standort will international sichtbarer werden, sich breiter aufstellen und setzt auf zwei Profilbereiche. Einmal sollen Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen sich mit der Frage beschäftigen, wie Gesellschaften von der Antike bis zur Gegenwart grenzüberschreitende Transferprozesse organisiert haben, um Lösungen für das Hier und Jetzt zu finden. Forscher wollen auch Verfahren entwickeln, um stark anwachsende, digitalisierte Text- und Datenbestände besser zu nutzen.

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