Around the world - in 13 Konzerten

Luxemburg · Musikalischer Frühling in Luxemburg-Stadt bietet Bands aus vier Kontinenten - Welt-Musik und Jazz im Mittelpunkt

Ganz rund ist das Jubiläum zugegebenermaßen nicht. Aber wenn ein Festival in unseren schnelllebigen Zeiten seine 30. Ausgabe erlebt - und dabei fit und frisch ist wie eh und je - , dann ist das allemal ein Grund zum Feiern. Und wenn der "Printemps musical" feiert, wird das ein Fest für ganz Luxemburg und die Großregion. Denn das musikalische Angebot, das er liefert, ist in dieser Form sonst nirgendwo anzutreffen. 13 Konzerte in sechs Locations quer durch die ganze Stadt - da ist vom 4. März bis zum 21. Mai Dauer-Party angesagt.
Das gilt vor allem für den Bereich Welt-Musik. Die Formationen, die hier auflaufen, gehören zu den klangvollsten Namen, die diese Musiksparte zu bieten hat. So wie Ladysmith Black Mambazo, die "Haus-Kapelle" von Nelson Mandela und der berühmteste musikalische Botschafter von Südafrika. Oder Los Van Van, die Rolling Stones der kubanischen Musik. Oder der balkanesische Brass-Battle mit den beiden legendärsten Bands aus Rumänien und Serbien? Oder, oder, oder …
Hier das Weltmusik-Programm in der Reihenfolge der Termine:
Das Spanish Harlem Orchestra eröffnet den diesjährigen "Schwerpunkt Kuba" am 11. März im Atelier. Hä? Ja, klar: Spanish Harlem liegt in den USA, und das ist so ungefähr das Gegenteil von Kuba. Aber das SHO ist mit seinen Salsa Dura-, Cha-cha-cha- und Latin-Klängen die perfekte Antwort New Yorks auf den Buena Vista Social Club. Grammys (zuletzt ganz aktuell 2011), Latin Billboard: Die 13-köpfige Combo unter Leitung von Oscar Hernandez ist mit Preisen aller Art verwöhnt. Von Luxemburg aus geht es noch schnell nach Wien und dann zurück nach Atlanta und Nashville.
Als die Klezmatics vor einem Vierteljahrhundert von New York aus anfingen, eine fast vergessene Musikkultur zu beleben, waren sie weltweit eine von zwei, drei Bands, die sich dem Klezmer widmeten und damit über die Insider-Szene hinaus Erfolge erzielten. Seither sind sie so etwas wie die Väter der Klezmer-Bewegung geworden - freilich ohne zu rückständigen Traditionspflegern zu mutieren. Den Gründungsmitgliedern Lorin Sklamberg, Frank London und Paul Morrissett und ihren Mit-Musikern ging es immer um die Verschmelzung von Überlieferung und Moderne. Vielleicht ist die Fangemeinde genau deshalb immer weiter gewachsen. Beim Printemps musical treten sie am 15. März im Konservatorium (33, rue Charles Martel) auf.
Weltmusik ganz neuen Zuschnitts bieten die fünf Vokalisten von Bauchklang aus Österreich. Der Name ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der pralle Sound des A-cappella-Quintetts entstammt der "Human Beatbox". Alles, was groovt, kommt in den Mixer und wird via Bauch-, Stimmband- und Lippen-Akrobatik in tanzbare Klangbilder verwandelt. Ort des Geschehens am 17. März ist das Atelier.
Und wieder ab nach Kuba, am 23. März, ebenfalls über die Bodenstation Atelier.Los Van Van spielt auf zum Cuban Dance, ein 16-köpfiges Kraftfeld, das seit mehr als 40 Jahren die Szene aufmischt. Natürlich haben sie auch ihren Grammy im Schrank stehen, und üblicherweise spielen sie in den Stadien Lateinamerikas vor Zehntausenden von Zuschauern. Im Atelier ist selbst der fernste Punkt keine 20 Meter von der Bühne entfernt - also nur Premium-Plätze.
Wem die Kuba-Dröhnung dann noch nicht genügt, braucht sich nur am 25. April im Konservatorium einzufinden, denn dort ruft Roberto Fonseca mit einem kräftigen "Yo" zu seiner aktuellen Europatour. Der gilt als Wunderkind, seit er 2003 für den großen Ruben Gonzalez zum Vollmitglied des Buena Vista Social Club aufstieg. Inzwischen ist er auch schon 36, aber für BVSC-Verhältnisse fällt das noch unter Teenie. Nach Tourneen mit Stars wie Omara Portuondo, Herbie Hancock oder Wayne Shorter ist der Pianist und Arrangeur nun in eigener Sache unterwegs.
Und Kuba zum Vierten: Juan de Marcos und seine Afro Cuban All Stars komplettieren den Zuckerinsel-Schwerpunkt. Sie gelten als Hüter der Tradition des klassischen, unverfälschten kubanischen Gesangsstils, der sich auf akustische Klänge beschränkt. Am 27. April sind die All Stars im Atelier.
Wer je eine Meinung über Männerchöre hatte, wird sie revidieren müssen, wenn er Ladysmith Black Mambazo hört. Der Name irritiert, aber die Lady hat nichts mit Frauen zu tun, sondern entstammt dem Heimatort von Chorgründer Josef Shabalala. Seit er Anfang der 60er Jahre begann, hat sich LBM zu einer südafrikanischen Legende entwickelt - spätestens seit der Zusammenarbeit mit Paul Simon für "Graceland" auch mit weltweiter Strahlkraft. Künstler wie Stevie Wonder, Dolly Parton, Ry Cooder oder Michael Jackson holten sich den charakteristischen Chor-Sound zur Verstärkung, fast alle Hollywood-Filme mit afrikanischen Themen griffen auf die Musiker zurück. Berühmt wurde ein spontaner Tanz-Auftritt von Nelson Mandela, heute gelten Ladysmith Black Mambazo als Wegbereiter des kompletten World-Music-Genres. Am 8. Mai im Konservatorium.
Das Weltmusik-Programm des Printemps Musical schließt mit einem zünftigen Wettkampf: Das Boban & Marco Markovic Orkestra und die Fanfare Ciocarlia duellieren sich in einem Brass Battle sondergleichen. Diese Matches, in denen das Publikum über den Sieger entscheidet, sind eine Bläser-Tradition vom Balkan bis nach New Orleans. Zwei Stunden friedlicher Wettstreit, dann sind Musiker und Publikum meist gleichermaßen erschöpft. Und glücklich. Am 11. Mai wird das Atelier zum wilden Osten. DiL

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