Aufregung um Flugzeugtransfer

Luxemburg · Luxemburgische Gewerkschaften schlagen Alarm: Der christliche Gewerkschaftsbund LCGB und die Pilotenvereinigung Association luxembourgeoise des pilotes de ligne (ALPL) befürchten den Beginn eines Outsourcings auf dem Flughafen Findel. Der Vorwurf: Cargolux versuche, durch eine italienische Tochtergesellschaft das luxemburgische Sozialmodell zu umgehen. Den Transfer eines zweiten Frachtfliegers zu Cargolux Italia will der LCGB verhindern.

Luxemburg. Wer die Gründe für die derzeitige Aufregung am Luxemburger Flughafen Findel verstehen will, muss in die jüngere Geschichte zurückblicken. Im Dezember 2008 gründete die luxemburgische Frachtfluggesellschaft Cargolux in Italien das Tochterunternehmen Cargolux Italia. Die Luxemburger Luftfrachtgesellschaft ist mit 90 Prozent der Anteile dabei. Grund für den damaligen Schritt: Frachtaufträge von Mailand nach Osaka, Hongkong und Dubai. Nur mit einer italienischen Fluglizenz ließen sich diese Flüge außerhalb des europäischen Raums bewerkstelligen, hieß es damals.
Der neuen Tochter stellte das Mutterhaus eine Boeing 747-400F zur Verfügung. Das Flugpersonal wurde 2013 nach italienischem Arbeitsrecht eingestellt. Zwar seien die Einstiegsgehälter niedriger als in Luxemburg, doch unterm Strich erreiche der Verdienst wohl die im Luxemburger Kollektivvertrag vorgesehene Höhe, sagte diese Woche Aloyse Kapweiler vom Lëtzebuerger chrëschtleche Gewerkschaftsbond (LCGB). Über gesicherte Informationen verfügte der Gewerkschafter jedoch nicht.
Die Entscheidung zur Gründung der Cargolux Italia hatte die Gewerkschaft noch mitgetragen, so Kapweiler. Doch heute blickt er besorgt auf die weiteren Cargolux-Pläne für die italienische Filiale. Die soll nämlich im September eine zweite Maschine von Cargolux Luxemburg bekommen. Warum man die entsprechenden Aufträge nicht von Cargolux Luxemburg ausführen lasse, fragt man sich beim LCGB. Die Gründe, die 2008 zur Schaffung des italienischen Ablegers führten, bestünden nicht mehr, behauptet Kapweiler.
Hinzu kommt, dass Cargolux Italia in fünf von sechs Jahren Defizite einflog. Die Rentabilität soll mit einer zweiten Maschine verbessert werden, habe man den Gewerkschaftern gesagt. Doch so ganz überzeugen konnte das Unternehmen damit nicht.
Billiger produzieren


Cargolux-Generaldirektor Dirk Reich bestätigte gegenüber dem Luxemburger Tageblatt die Bereitstellung einer zweiten Maschine für die italienische Tochter. Hintergründe seien erstens die Strategie des Unternehmens, die Produktionskosten zu reduzieren, und zweitens Flugrechte, die man in Luxemburg nicht habe. Reich sieht die aktuelle Aufregung der Gewerkschaft im Zusammenhang mit den anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen. Diese und andere Fragen möchte man jedoch harmonisch mit den Gewerkschaften erörtern und lösen, sagt Reich. Cargolux müsse in einem hart umkämpften Markt operieren. Die weltweiten Frachtkapazitäten stiegen weiterhin schneller als die Nachfrage, was einen Rückgang der Erträge und der Auslastung zur Folge habe. Daher die Bemühungen, die Produktionskosten zu senken. Die Firma spricht von einer Überlebensfrage.
Der LCGB befürchtet nun ein schleichendes Outsourcing über Cargolux Italia. Der Verlegung von Maschinen könnte bald auch die Auslagerung von Wartungsarbeiten folgen. Unklar sei die Haltung der Regierung in dieser Frage, meint Kapweiler. Da der Staat 8,32 Prozent der Anteile an Cargolux innehabe, stelle sich die Frage, ob die Regierung den eingeschlagenen Kurs der Cargolux unterstütze. Ein dem Transportminister bereits am 28. Mai zugestelltes Schreiben blieb bisher unbeantwortet.
Die Autoren sind Redakteure beim Luxemburger Tageblatt.Extra

Die in Vizzola Ticino nahe dem Mailänder Flughafen Malpensa angesiedelte Cargolux Italia fliegt derzeit Dubai, Hongkong, Osaka, Almaty, São Paulo und Luxemburg an, so die Gesellschaft auf ihrer Webseite. Sie beschäftigt momentan 40 Personen. Mit der Gründung von Cargolux Italia wollte Luxemburgs Frachtgesellschaft in eine Lücke springen, die die marode Gesellschaft Alitalia aufgerissen hatte. c.mol

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort