Messe Bequem mit der Tram zur Fouer

Luxemburg · Mit ihren rund zwei Millionen Besuchern jährlich ist die Schobermesse das größte Volksfest in der Großregion. Nun ist die 678. Auflage gestartet, sie dauert bis zum 11. September.

Es ist schlicht DAS Volksfest der Großregion, die Schobermesse, in Luxemburg Schueberfouer oder einfach nur Fouer genannt. Die Bürgermeisterin der Hauptstadt, Lydie Polfer, hat bereits am Donnerstag den Startschuss mit dem Durchschneiden des Tricolorebändchens auf dem Glacis gegeben. Nun werden bis zum 11. September rund zwei Millionen Besucher erwartet, die die jahrhundertealte Tradition pflegen.

Wohl wenige Ereignisse kann man so genau zurückverfolgen wie die Schobermesse. Denn am 20. Oktober 1340 besiegelt Johann der Blinde (Jhang de Blannen), seines Zeichens König von Böhmen und Graf von Luxemburg, in seinem Schloss in der Hauptstadt ein Dokument, das der Stadt Luxemburg das Privileg eines acht Tage dauernden Jahrmarktes gewährt.

Am 23. August 1341, einen Tag vor dem Sankt-Bartholomäus-Fest, gibt es dann die Premiere, zunächst in der Nähe eines Klosters auf dem Heilig-Geist-Plateau außerhalb der Festungsmauern, der Schuedburg, woraus später der Name Schobermesse/Schueberfouer entstand. Johann der Blinde war von dem Erfolg seiner Handelsmesse überzeugt, lag sie doch zentral an der Kreuzung wichtiger Handelsrouten wie etwa der Lampartischen Straße von Italien bis nach Flandern – ein Glückstreffer für die Bauern, die ihre Schafswolle quasi im Vorbeifahren an die Tuchhändler verkaufen konnten. In Erinnerung daran gibt es heute zum Auftakt der Messe immer noch den Hämmelsmarsch mit Schäfer, Schafsherde und Musikern, dessen Ursprünge eng mit der Fouer verknüpft sind.

1610 zog die Handelsmesse vom Heilig-Geist-Plateau auf den Limpertsberg und 1893 letztlich auf das Glacis, den heutigen Standort. Verlor der Handel im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung für die Messe, so wuchs die Lust am Rummel. 1910 gab es bereits erstmals ein Riesenrad und eine Achterbahn. Und seit 1905 gilt der 24. August als der Starttag der Schobermesse –  „bis zum auf den zweiten Kirmessonntag folgenden Montag einschließlich“, wie es hieß. Trotz zweier Weltkriege haben die Luxemburger stets an ihrer Fouer festgehalten, obwohl es während des Ersten Weltkriegs offiziell gar keine Messe geben sollte. Doch die Gastwirte feierten trotzdem ihre „Fouerzäit“.

Während des Zweiten Weltkriegs, als Deutschland Luxemburg 1940 überfallen hatte, fiel das Fest zwar aus, aber die Luxemburger hielten an ihrer Tradition fest – ohne sich den Besatzern zu beugen. Als nämlich 1942 die Zwangsrekrutierung der Luxemburger in die Deutsche Wehrmacht erfolgen sollte und die Fouer zur völkisch-germanischen Tradition umgedeutet werden sollte, kam es gar zu Krawallen in den Bierzelten.

Seitdem in den Nachkriegsjahren auch erstmals eine Kindertagesstätte eigens für die Schaustellerkinder eröffnet wurde, haben sich mit moderner Technik und Wohlstand auch die Fahrgeschäfte verändert: Größer, höher, schneller lautet die Devise. Zwar gibt es heute keine Box-Buden und Striptease-Shows mehr, aber das Riesenrad ist inzwischen auf 45 Meter Höhe und 36 drehbare Gondeln angewachsen. Tradition auf der Fouer bleiben neben dem Riesenrad aber vor allem auch typisch kulinarische Spezialitäten wie der Fouerfesch in Bierteig mit Pommes Frites und einem Glas Bier oder Moselwein, Gromperekichelcher, Kiermesham, Kiermeskuch und Schapp Nougat.

In diesem Jahr wird vor allem eine Neuheit die Messebesucher zusätzlich beeindrucken. Denn erstmals bringt die Tram die Besucher zur Schueberfouer. Der Clou: Die Tram fährt noch bis zum 16. September kostenlos und während der Messe länger in den Abend. Gerade Besucher aus der Region können ab dem Kirchberg praktisch zusteigen, fährt die Straßenbahn doch bis Mitternacht im Zehn-Minuten-Takt, bis 1.30 Uhr viertelstündlich und am Wochenende bis 2.30 Uhr.

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