Lexikon Gutt duurch de Wanter
Auch wenn der ein oder andere tatsächlich feststellen mag, dass es morgens minimal früher hell und abends ebenso wenig später dunkel wird: Es ist noch Wanter (Winter). Und so gibt es e fréie (ein früher), e spéide (ein später), e laange (ein langer), e kuurze (ein kurzer), en haarde (ein harter), e kale (ein kalter), e mëlle (ein milder), en naasse (ein nasser), en dréchene (ein trockener) Wanter.
Über die gesamte Winterzeit hin wird als de Wanter iwwer/duurch bezeichnet. Auch möglich: de ganze Wanter. Taucht ein gewisses Phänomen jeden Winter auf, heißt es im Luxemburgischen all Wanter.
Und je kälter die Jahreszeit, desto besser sollte man sich schützen: E kritt de Wanter ëmmer eng Gripp.
Er bekommt im Winter immer eine Grippe.
Wer gut genährt ist, braucht sich keine Sorgen zu machen: Deen as gutt duurch de Wanter komm.
Der ist gut durch den Winter gekommen.
Übertragen: Der ist gut genährt.
Der ein oder andere mag bedauern, dass die Winter früher kälter waren. Der sagt dann:
Aber si keng Wënter méi wéi fréier.
Es gibt keine Winter mehr wie früher.
Wer dann doch Kälte mit ins Haus bringt, dem sagt man nach:
Dir bréngt de Wanter mat.
Und da das Wetter immer ein Thema ist, sagt der Luxemburger bei schlechter Laune auch gern:
Aacht Méint Wanter a véier Méint schlecht Wieder, dann as d‘ Jor sou lues ëm.
Acht Monate Winter und vier Monate schlechtes Wetter, dann ist das Jahr allmählich vorbei.
Wetterregeln:
waarmen Hierscht, laange Wanter
warmer Herbst, langer Winter
kee Wanter, kee Summer
kein Winter, kein Sommer
Sabine Schwadorf
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