Ministerpräsidentin informiert über Lockerungen und Impfungen Dreyers Appell: „Zu Karneval auf den Putz hauen - aber nur im engsten Kreis der Familie“

Trier/Mainz · Ministerpräsidentin Malu Dreyer warnt davor, dass die Zahl an Corona-Infektionen nach den närrischen Tagen wieder ansteigt. Die Mutationen bereiteten ihr Sorge. Wo es Lockerungen im Land gibt und was sich bei Impfungen anbahnt.

Malu Dreyer warnt vor Infektionsanstieg nach närrischen Tagen
Foto: dpa/Andreas Arnold

Digitale Konferenzen statt Karnevalsumzügen, Party in den vier Wänden statt in der Kneipe: Die närrischen Tage gestalten sich in der Corona-Krise ganz anders, als es die Narren so sehr lieben und kennen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) appellierte am Donnerstag in Mainz daran, die Kontaktbeschränkungen in den kommenden Tagen weiter aufrecht zu erhalten, damit Infektionszahlen nach den Karnevalstagen nicht nach oben schnellen. „An Fastnacht darf man natürlich mal auf den Putz hauen und vor dem Fernseher einen Sekt oder ein Bier trinken, aber bitte im engsten Kreis der Familie, den man ohnehin sieht“, sagte Dreyer. „So leid es mir um das Brauchtum tut, wir sollten keinen Peak über die Fastnacht bekommen“, sagte Dreyer vor Journalisten in Mainz.

Die Regierungschefin verteidigte auch, bei künftigen Öffnungen eher die Inzidenz 35 als 50 im Blick zu haben. Es bestünden ansonsten Zweifel, ob sich ein Szenario mit Virus-Mutationen in den Griff bekommen lasse. „Wir sind einen Weg gegangen, der stärker von der Vorsorge als von der Risikobereitschaft geprägt ist. Das halte ich für richtig. Wir sehen in anderen Staaten, wie schnell Zahlen dort nach oben steigen“, sagte sie im Rückblick auf den Bund-Länder-Gipfel. Dreyer zeigte sich zuversichtlich, dass Inzidenzen von 35 erreichbar seien. Je niedriger die Zahlen, desto beruhigter könnten die Menschen sein, sagte die Triererin.

Unbefangen davon kritisierte sie nach der Bund-Länder-Schalte, dass man sich nicht auf einen Perspektivplan für weitere Öffnungen habe einigen können. Diesen erwarte sie bei der nächsten Sitzung am 3. März. „Der Frust war umfassend groß, das nicht geschafft zu haben“, sagte Dreyer. Mit ihrer internen Kritik in der Runde schaffte sie es sogar plakativ in die Bild-Zeitung.

Erste Lockerungen gibt es trotz Lockdown bis zum 7. März aber in Rheinland-Pfalz. Friseure öffnen ab 1. März wieder. Bereits vorher, ab dem 22. Februar, gehen die Klassen 1 bis 4 in den Wechselunterricht. Im März soll es auch in der Orientierungsstufe Wechselunterricht geben. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) werde Details bekannt geben, wenn sie mit allen Beteiligten gesprochen habe, sagte Dreyer in Mainz. Für Schüler, die vor Abschlussprüfungen stehen, gelten weiterhin besondere Regeln. Sie können weiter die Schule besuchen, wenn sie Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Für Lehrer und Erzieher kündigte die Regierungschefin zusätzlichen Schutz an: Sie könnten sich in 215 Einrichtungen des Landes anlasslos testen lassen.

Sollten diese Berufsgruppen früher geimpft werden dürfen – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) prüfe das mit der Ständigen Impfkommission – rechnet Dreyer damit, dass Rheinland-Pfalz allen Lehrern und Erziehern ein Impfangebot bis Ostern machen kann.

Bei Impfungen sehe sie das Land gut aufgestellt. Zahlen des Robert Koch-Instituts belegen das: In Rheinland-Pfalz haben bislang 148 262 Menschen eine Erstimpfung bekommen, 3,6 Prozent der Bevölkerung im Bundesland. Mit Mecklenburg-Vorpommern liegt das Land damit bundesweit an der Spitze. Ganz oben liegt Rheinland-Pfalz bei den 76 440 Zweitimpfungen mit einer Quote von 1,9 Prozent. Die Werte zeigen aber auch: Es wartet noch viel Arbeit, bis genügend Menschen geimpft sind.

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