Abheben im Flugsimulator: Der Traum vieler großer Jungs

Frankfurt/Main (dpa) · Traumberufe vieler Jungs: Feuerwehrmann, Astronaut - oder Pilot. Wer das Kind im Manne wecken will, kann in Frankfurt im Flugsimulator in die ganze Welt fliegen, und zwar als Chef im Cockpit.

Im langsamen Sinkflug gleitet der Airbus 320 auf Innsbruck zu. Unten schlängelt sich glitzernd der Inn durch das Tal, links und rechts ragen die Alpen in die Höhe. Die Landebahn des Innsbrucker Flughafens kommt immer näher. Letzte kleine Kurskorrekturen, dann noch das Fahrwerk ausfahren, und schon setzt das Flugzeug sanft auf dem Asphalt auf. „Das hat doch super geklappt!“, sagt Flugsimulations-Instruktor David Ortel anerkennend zu seinem Gast am Steuer. Der simulierte Flug von München nach Innsbruck mit Panoramablick in HD (High Definition = Hochauflösung) ist in Windeseile vorüber gegangen.

Wen nach dem ersten Flug die Sucht packt, der kann in den Simulationen von Happy Landings auf jedem anderen Flughafen der Welt starten und landen. Drei Jahre hat es gedauert von der Idee bis zum Start des Unternehmens in Frankfurt, das Fabian Hildenbrand mit seinen Partnern Rick Damm und Ralph Diehl gegründet hat. Bei Mitbewerbern in München, Berlin und ganz Europa schauten sie sich die Angebote an, bei einer Firma aus Limeshain in der Wetterau kauften sie schließlich ihre Simulatoren ein. Und seit November 2011 kann nach Herzenslust geflogen werden - Einführung in die Theorie inklusive.

Bei den Flugsimulationen von „Happy Landings“, die in diesem Jahr den Frankfurter Gründerpreis erhielten, müsse das Herz eines jeden Flug-Fans höherschlagen, meint Geschäftsführer Hildenbrand. „Unsere Simulatoren sind einerseits große Spielzeuge, andererseits bieten sie aber ein absolut echtes Flugerlebnis.“

Ausgebildete Piloten gehen mit den Besuchern in einer Boeing 737 oder dem Airbus 320 in die Luft. Wer es schneller und wilder mag, der kann im Kampfjet F-16 Platz nehmen und abheben. Selbst ausgebildete oder angehende Piloten trainieren hier. „Triebwerks- oder Hydraulikausfälle können ebenso geprobt werden wie schlechte Wetterverhältnisse“, erklärt Hildenbrand. Für eine Stunde im Airbus oder der Boeing zahlt man 159 Euro (3 Stunden: 369 Euro), den Fighter bekommt man ab 99 Euro.

In erster Linie sind es aber Laien, die das Team von „Happy Landings“ ins voll ausgestattete Cockpit und auf den Kapitänssitz locken will. Es kommen vor allem Männer, aber Frauen kaufen sehr häufig die Tickets. Fabian Hildenbrand: „Es steckt einfach tief in der Männerseele drin, große Maschinen zu bedienen. In der Zeit vor Weihnachten haben sich die Frauen bei uns die Klinke in die Hand gegeben, um Geschenkgutscheine für ihre Männer zu kaufen.“

Jörg Handwerg von der Pilotenvereinigung Cockpit sagt: „Für viele Männer gilt der Beruf des Piloten eben einfach als Traumberuf, bei Frauen traditionell eher nicht.“ Obwohl der Beruf für Frauen grundsätzlich gut geeignet sei, gebe es nur rund fünf Prozent weibliche Piloten.

Michelle Weise, Leiterin der Frankfurter Stadtevents, bestätigt: „Die weiblichen Stadtevents-Fans buchen das Flugsimulator-Event eher als Geschenk-Gutschein für Männer.“ Weise hat unter dem Motto „Führungen der besonderen Art“ zwei spezielle, jeweils dreistündige Simulator-Angebote im Programm. „Der Flugsimulator ist für uns eine echte Bereicherung im Programm und das Feedback der Teilnehmer einfach grandios“, sagt Weise, die auch selbst schon die Boeing über das Rhein-Main-Gebiet gesteuert hat und schwärmt: „Dieser Flug hat Emotionen in mir ausgelöst, und ich bin zum Lokalpatrioten mutiert. Ich dachte, wie schön Frankfurt doch ist mit seiner tollen Skyline!“

Dass man in den Simulatoren richtig Spaß und ein fast echtes Fluggefühl haben kann, ist für Jörg Handwerg gut vorstellbar. Obwohl die Geräte fixiert und nicht beweglich seien und die Bewegungen eines Flugzeugs nicht simulieren könnten, böten sie eine realistische Cockpitausstattung und einen grandiosen visuellen Eindruck.

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