Alte Hunde brauchen spezielle Pflege

Hannover (dpa/tmn) · Über viele Jahre sind sie treue Begleiter und Spielgefährten des Menschen. Doch mit dem Älterwerden können auch Hunde ihre Probleme bekommen. Besitzer sollten ihrem Tier deshalb nicht zu viel zumuten und sie fachkundig betreuen.

Manchen sieht man ihr hohes Alter nicht an: Sie sind sportlich und strotzen vor Gesundheit. Mitunter hören und sehen sie zwar etwas schlechter und werden eigenwilliger. Doch ältere Hunde sind gute Begleiter und Familienhunde. Zeigen sie erste Altersbeschwerden, sind allerdings Erfahrung und liebevolle Betreuung wichtig.

„Grundsätzlich kann man nicht verallgemeinern, dass ein Hund etwa mit zehn Jahren alt ist. Hierbei muss die rasseabhängige Lebenserwartung bedacht werden. Es gibt viele Hunde, die bis ins hohe Alter topfit bleiben“, sagt Prof. Reinhard Mischke von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Je größer ein Hund ist, desto kürzer sei die Lebenserwartung. „Zehn Jahre sind für eine Dogge bereits ein biblisches Alter, während ein Dackel gleichen Alters einem Mittfünfziger entspricht.“

Allerdings sollte der Hundebesitzer nachlassende Leistungsfähigkeit seines Tieres nicht automatisch auf das hohe Alter schieben, sagt der Tiermediziner. „Wichtig ist immer, möglicherweise schwerwiegende Organerkrankungen, die im Alter häufiger werden, durch den Besuch bei einem Tierarzt auszuschließen.“ Wissenschaftliche Untersuchungen in der Veterinärklinik für innere Erkrankungen in München haben gezeigt, dass Erkrankungen des Herzens, der Nieren und der Leber sowie bestimmte hormonelle Erkrankungen bei alten Hunden zunehmen. Auch chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates treten in höherem Alter häufiger auf.

Unter Hundebesitzern und in zahlreichen Internetforen wird immer wieder über Demenzerkrankungen diskutiert. Nach Ansicht von Prof. Wilfried Kraft, ehemaliger Leiter der Münchener Veterinärklinik, gibt es für Alzheimer bei Hunden bislang jedoch keinen wissenschaftlichen Nachweis. Kraft, der zum Thema „Geriatrie bei Hund und Katze“ auch ein Buch veröffentlicht hat, rät Hundehaltern, sich stets an der Leistungsfähigkeit der Tiere zu orientieren und sie nicht zu überfordern. „Gerade die großen Rassen werden mit zunehmendem Alter oft langsamer und wirken dann weniger interessiert.“

„Muten Sie ihrem Hund nichts zu, was er eigentlich gar nicht mehr kann, indem Sie ihn zum Beispiel am Fahrrad laufen lassen“, sagt Mischke. „Man sollte auf jeden Fall auf die körperlichen Gebrechen Rücksicht nehmen und dann auch keine überlangen Spaziergänge unternehmen“, ergänzt der Hamburger Tierschutzverein. „Ob ein alter Hund noch Treppen steigen sollte - das kommt immer auf den Einzelfall an“, sagt Mischke.

Bei Verdacht auf eine Erkrankung, so empfehlen die Experten, sollte immer ein Tierarzt zurate gezogen werden. Vor eigenen Diagnosen wird gewarnt. Und: „Geben Sie Ihrem Hund auf keinen Fall zum Beispiel Schmerztabletten aus der eigenen Hausapotheke“, sagt Mischke.

„Ein alter Hund benötigt - genau wie ein alter Mensch - besondere Pflege und Aufmerksamkeit“, erläutert der Tierschutzverein. „Er kann eventuell sogar zu einem richtigen Pflegefall werden. Und das kann für den Hundebesitzer sehr zeitaufwendig werden.“

Ob ein alter Hund leidet, kann der Tierhalter an Verhaltensänderungen feststellen. „Wenn der Hund das Fressen einstellt, teilnahmslos ist und nicht mehr spielen will, spätestens dann sollte ein Tierarzt aufgesucht werden“, rät Mischke. „Wenn das Tier dann trotz Therapie bestehender Organerkrankungen erkennbar weiter an seiner Altersschwäche leidet, müssen Arzt und Hundehalter beraten, ob es - so schlimm das im Augenblick auch wirkt - nicht erlöst werden sollte.“

Literatur:

Kraft, Wilfried: Geriatrie bei Hund und Katze, Parey Verlag, 345 Seiten, 64,95 Euro, ISBN-13: 978-3830440994

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