Am Ende der Zeitrechnung - Auf Maya-Spuren in Mexiko

Chichén Itzá (dpa/tmn) · Im Regenwald der mexikanischen Halbinsel Yucatán stehen stumme Zeitzeugen eines Volkes, das Rätsel aufgibt. Insbesondere der Kalender der Maya sorgt für Aufsehen. Manche prophezeiten mit seinem Ende am 21. Dezember gar den Weltuntergang.

Da jubelt das Herz des Mathematikers, Astronomen und Architekten: Jeweils 91 Stufen führen an den vier Seiten der Tempelpyramide des Kukulcán nach oben. Sie summieren sich zusammen mit dem Sockel genau auf 365 - übereinstimmend mit den Tagen des Jahres. Bei der Tag-und-Nacht-Gleiche im März und September kommt es zu einem besonderen Phänomen: Bei Sonnenuntergang bewegen sich die Schatten der Pyramidenplattformen schlangenartig die Stufen hinab und treffen auf die steinernen Schlangenköpfe am Fuße der Pyramide. Es ist eine wahre architektonische und mathematische Meisterleistung, die die Maya hier vollbracht haben.

Am Ballspielplatz in der wohl bekanntesten und am meisten besuchten Maya-Stätte Chichén Itzá offenbart sich aber noch eine andere Seite der Maya: Ein Relief zeigt einen geköpften Pelote-Spieler, aus dessen Hals Blut in Form von Schlangen spritzt. Stellt der Geopferte den Sieger oder den Verlierer des Spiels dar? Weder Wissenschaftler noch Ortskundige können eine klare Antwort geben. Die Maya werfen bis heute Rätsel auf.

So ranken sich gerade in diesem Jahr Gerüchte um die Maya. Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, endet der bis vor kurzem einzige bekannte Maya-Kalender. Esoteriker und Verschwörungstheoretiker fürchten den Weltuntergang. Forscher halten davon wenig: Für die Maya ende an diesem Datum lediglich eine wichtige Epoche, danach beginne der Kreislauf von Neuem. Kürzlich entdeckten Wissenschaftler zudem in Xultún im Nordosten Guatemalas einen Maya-Kalender, der weit über das Jahr 2012 hinaus reicht.

Nahe der Stätte Uxmal betreibt Antonio mit seinem Bruder ein gut gehendes Restaurant. Beide sind echte Maya und servieren ihren Gästen traditionelle Gerichte nach Originalrezepten. Gekocht wird im Erdofen, einem Erdloch, dessen Boden mit glühender Holzkohle und Steinen bestückt wird. Oben mit einer Blechplatte bedeckt, schmort darin vier Stunden lang Hühnchen- und Schweinefleisch, bis es das köstliche Aroma der einheimischen Gewürze annimmt. Auf den Kalender angesprochen winkt Toni - wie ihn seine Freunde nennen - lachend ab: „Das mit dem Weltuntergang ist purer Unsinn. Eine Zeitperiode endet und eine neue beginnt. Das Leben geht weiter.“

Uxmal strahlt eine besondere Magie auf die überschaubare Besucherschar aus. Das sogenannte Nonnenviereck beeindruckt vor allem durch seine Reliefs und Fassaden. Sitzt man auf der oberen Plattform des Gouverneurspalastes und lässt seinen Blick über die Anlage schweifen, so durchbricht nur die 35 Meter hohe Spitze der Pyramide des Wahrsagers den dichten grünen Teppich des Regenwaldes, der die vom Menschen veränderte Naturlandschaft zurückerobert hat.

Im Küstenort Tulum schließt sich der Kreis. Wieder in der Nähe der Badeorte der Riviera Maya angelangt, dominieren Händler und Tagesreisende das Bild. Mit Flipflops und Badehose schlappen die Touristen durch die Ruinen. Sie kommen von den riesigen Kreuzfahrtschiffen, die an der Küste ankern oder aus den Urlaubshochburgen Cancún und Playa del Carmen.

Tulum war eine der letzten großen Anlagen der Maya.

Anreise: Condor fliegt im Sommer 2012 viermal wöchentlich nonstop von Frankfurt nach Cancún, im Winter 2012/13 fünfmal wöchentlich. Andere Fluggesellschaften bieten Flüge mit Zwischenstopps an. Mit einem noch mindestens 6 Monate gültigen Reisepasses erhält man bei Einreise ein Touristenvisum.

Klima: Das ganze Jahr über herrschen 25 bis 30 Grad Celsius, im Sommer auch 40 Grad. Regenzeit ist im Juni und Juli sowie im Oktober und November. Im Herbst können Stürme auftreten.

Informationen: Mexikanisches Fremdenverkehrsamt, Taunusanlage 21, 60329 Frankfurt (Tel.: 069/25 35 09, E-Mail: contact@visitmexico.com).

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