Aufgewachsen mit Fertiggerichten und Tütensuppen

Kaum eine Tütensuppe, Fleischbrühe oder Gewürzzubereitung kommt ohne sie aus. Auch viele Fertiggerichte und die Tüte Kartoffelchips schmecken ohne diese Stoffe nur halb so gut. Was Geschmacksverstärker sind, verrät e-Balance-Ernährungsberaterin Nicole Hoenig.

Trier. (red) Unter dem Begriff "Geschmacksverstärker" werden eine Reihe von chemischen Verbindungen zusammengefasst. Die bekannteste Verbindung ist das Glutamat, ein Salz der Glutaminsäure. Diese Glutaminsäure kommt als Aminosäure ganz natürlich in unserer Nahrung vor und ist in Milch, Soja, Eiern, Mais, Weizen oder Fleisch enthalten. 1908 isolierte Kikuanae Ikeda an der Universität Tokio erstmalig Natriumglutamat. Während das natürliche Glutamat in Lebensmitteln an Proteine gebunden und dadurch nahezu geschmacksneutral ist, entfaltet erst die freie Verbindung des Glutamats ihre geschmacksverstärkende Wirkung. Hergestellt wird Glutamat heute zum Beispiel aus Melasse.Laut deutschem Lebensmittelrecht muss Glutamat mit seiner Klassenbezeichnung "Geschmacksverstärker" und seinem Namen (z.B. Mononatriumglutamat) oder der entsprechenden E-Nummer (E 620 bis E 625) in der Zutatenliste eines Produktes aufgeführt werden. Auch lose verkaufte Lebensmittel ohne Zutatenliste müssen durch die Angabe "mit Geschmacksverstärker" an der Ware oder als Aushang gekennzeichnet sein.

Produkte mit Glutamat schmecken intensiver. Der pikante, würzige, bouillonartige Geschmack von Glutamat wird mittlerweile neben den Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter als fünfter Geschmack mit "umami" (fleischig) bezeichnet. Auch wenn der Verzehr von Glutamat von der wissenschaftlichen Seite her als unbedenklich gilt, gibt die mengenmäßig immer größere Verwendung von Glutamat zu denken. Besonders Kinder und Jugendliche verlieren die Sensibilität für das natürliche Aroma von Lebensmitteln, wenn sie mit Fertiggerichten, Tütensuppen und stark gewürzten Kartoffelchips aufwachsen. Selbst zubereitete Gerichte ohne Geschmacksverstärker schmecken ihnen dann oft zu fad und langweilig. Der überwiegende Verzehr von industrieller Fertignahrung hat dann unweigerlich Folgen für die Gesundheit und begünstigt die Entstehung von Übergewicht. Einige Hersteller bieten nun häufiger Produkte ohne zugesetztes Glutamat an. Für Bio-Produkte ist die Verwendung von Glutamat sowieso verboten.

Der gelegentliche Verzehr von Produkten mit Geschmacksverstärker hat nach heutiger Sicht keine negativen gesundheitlichen Folgen. Achten Sie trotzdem darauf, möglichst Produkte ohne Zusatzstoffe zu verwenden. In einer ausgewogenen Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse ist die Verwendung von Geschmacksverstärker überflüssig.

Experten-Chat Heute: Experten-Chat für alle TV-Leser. Haben auch Sie noch Fragen zu diesem Thema? Heute ist von 18 bis 19 Uhr Ernährungsexpertin Nicole Hoenig (Foto: privat) im Chat für die Volksfreund-Leser zu erreichen unter www.volksfreund.de/abnehmen. Am Montag, 2. Juli, gibt Ernährungsexpertin Nina Böllert, von 10 bis 11 Uhr und am Dienstag, 3. Juli, Physiotherapeut Matthias Thoni von 19 bis 20 Uhr Tipps.

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