Aus dem Füllhorn der Natur

Schmückt die Natur ihre Auslagen zum Saisonende, muss man zugreifen. Hagebutten, Lampionblume, Blatt- und Beerenschmuck - alles eignet sich für floristische Arrangements. Dabei lassen sich zwei Trends miteinander verbinden: der Spaß am Selbermachen und der Griff zu regional Produziertem.

An der Mosel ist der Weinstock Materialgeber Nummer eins. Joanna Jakoby, Meisterfloristin aus Fell, begeistert sich jeden Herbst aufs Neue für die Blätter. "Wenn sie sich färben, kann man sie schön in Trockengestecke reinarbeiten." Anstelle eines Tischkärtchens liegen jetzt Weinblätter auf dem Teller. Der Name des Gastes steht mit Glanzschrift auf dem malerisch geformten Blatt. "Als Tischdeko schneide ich gerne die Klimmäste der Weinreben ab", verrät Jakoby. Wird das Ästchen dürr, rollt es sich ein. In dieser Form sehen die floralen Accessoires - zwischen Gläser, Teller und Schüsseln gestreut - lustig aus. "Man kann aber auch einfach eine Ranke nehmen, ein paar Blätter entfernen und sie kunstvoll über eine Gefäßfüllung mit dicht aneinander geschichteten Zapfen oder knorrig verschachtelten Weinreben legen", schlägt die Gestalterin vor.
Dekoratives Sammelsurium


In der professionellen Floristik finde man immer häufiger Arbeiten, die sich auf einen Werkstoff konzentrieren. "Da gibt es eine klare Tendenz zum Puristisch-Geometrischen", sagt die Floristin. Auf der anderen Seite behauptet sich das Modethema "Land". Hier lautet die Devise: "Aus dem Vollen schöpfen und viel hilft viel."
Wer jetzt mit einem Korb durch Garten, Wald und Flur zieht, um Immortelle, Eicheln, Farnkraut und Weißdornbeeren einzusammeln, wird feststellen, dass bereits das Sammelsurium dekorativ aussieht. Im Prinzip könnte man den zusammengetragenen Erntesegen wie ein Füllhorn aufstellen. Doch Hobbybastlern ist das nicht raffiniert genug. Sie fädeln Samen, Früchte und Blätter zu Ketten auf und hängen sie wie einen Vorhang auf. Andere erstellen einen Webrahmen aus vier Holzstöckchen, spannen Wollfäden und weben rot leuchtenden Wilden Wein, Rindenstückchen und allerlei andere pflanzliche Fundstücke ein. Die vollendete Form stellt der Türkranz dar. Die Grundlage ist - wie sollte es in der hiesigen Region anders sein - ein "Römer". So heißt der Strohkranz, der als Bindeunterlage dient. Ronda Theis, Meisterfloristin aus dem Eifelort Karlshausen rät dazu, kleinere Zutaten wie Zieräpfel, Hortensienblüten und die orangeleuchtenden Lampions der Lampionblume einzeln anzudrahten. Den Kranz fängt sie mit immergrünen Efeublättern an. Stück für Stück werden Blattwerk, Hagebutten und andere Beeren mit Wickeldraht aus dem Floristikladen rund um den Kranz gebunden. Der rückseitige Teil darf als Auflagefläche frei bleiben. "In einen klassischen Herbstkranz wickele ich auch gerne Heu und Stroh", sagt Theis.Kränzchen für Kerzengläser


Dazu verknotet sie die Heubüschel oder knickt die getrockneten Gräser einmal, um daraus ein Paket zu machen. In kleinerem Format gebunden, kann man das Kränzchen um ein Kerzenglas legen - für die Zeit, wenn es drinnen wieder gemütlicher ist als im "ausverkauften" Draußen.

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