Aus für analoges Sat-Fernsehen

Berlin · Mit dem April geht in Deutschland das Zeitalter des analogen Satellitenfernsehens zu Ende. Das ist für alle Betroffenen eine Gelegenheit, ihren Fernsehempfang auf den Prüfstand zu stellen.

Berlin. Folgende Möglichkeiten stehen vom Mai an noch zur Verfügung, die sich vor allem in den Punkten Programmangebot, Verfügbarkeit und Kosten unterscheiden:

Digitales Satellitenfernsehen (DVB-S): Mit fast 300 frei verfügbaren deutschsprachigen Radio- und Fernsehsendern bietet digitales Sat-Fernsehen das größte Angebot. Die anderssprachigen Programme dazugerechnet, sind es sogar mehr als 600. "Ich gehe davon aus, dass die meisten, die eine Schüssel haben, beim Satelliten bleiben wollen", sagt Michael Gundall, Telekommunikations- und Medienexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Die Umrüstung ist bei einem Ein- oder Zweifamilienhaus keine große Sache. Meist muss nur der Receiver ausgetauscht werden."
DVB-S ist in Deutschland überall verfügbar, wenn die Schüssel auf einer unverbauten Sichtachse zum Satelliten in südlicher Himmelsrichtung ausgerichtet werden kann. Der Empfang ist kostenlos.

Digitales Antennenfernsehen (DVB-T): Bis zu 34 öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender sowie Radiosender in Großstädten und Ballungsgebieten. In ländlicheren Gebieten gibt es dagegen manchmal nur ein Dutzend öffentlich-rechtlicher Programme plus Radio. "Vielen reicht das schon aus", sagt Gundall. DVB-T ist fast flächendeckend verfügbar, allerdings reicht für den Empfang in der Fläche nicht immer eine Zimmerantenne. DVB-T ist kostenlos. HD-Sender werden nicht übertragen.

Analoges Kabelfernsehen: In die Kabelnetze werden bis zu 40 öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender sowie Radioprogramme analog eingespeist. Bei den Nutzern handelt es sich meist um Mieter, die die Gebühren für Kabel monatlich mit ihrer Miete entrichten. Neue Analog-Verträge mit Einzelnutzern schließen nicht mehr alle Kabelnetzbetreiber ab. Wenn sie es tun, ist der Preis oft derselbe wie bei digitalem Kabel - bei viel geringerer Senderauswahl. Außerdem werden bei analogem Kabelfernsehen keine HD-Sender übertragen.

Digitales Kabelfernsehen (DVB-C): In den Kabelnetzen stehen digital bis zu 100 Fernsehsender zur Verfügung. Wer schon Analog-Kabelkunde ist, kann für rund 3 Euro monatlichen Aufpreis einen Zusatzvertrag für den digitalen Empfang abschließen. Ein neuer Fernseh-Einzelnutzervertrag für digitales Kabel kostet bis zu 19 Euro im Monat. Jeweils gelten Vertragslaufzeiten. "Die Sender werden bei Kabelanbietern zum Teil verschlüsselt. Das ist eine komplizierte Angelegenheit", erklärt der Verbraucherschützer. Mit den Digitalverträgen schließe man oft ein nur für wenige Monate kostenloses Bezahlfernsehen-Abo ab, das man wieder einzeln kündigen muss. Vom Empfang unabhängig oder im Paket liefern viele Anbieter inzwischen auch Telefon und Internet. Kabel ist nicht überall verfügbar. Vor Ort gibt es immer nur einen Betreiber.

Internetfernsehen (IPTV) via Set-Top-Box: Auch per IPTV lassen sich leicht 100 Sender empfangen, in den Basispaketen sind bis zu 70 Sender enthalten. Nachdem O2 (Hansenet) sein IPTV-Angebot nicht mehr vermarktet, gibt es derzeit nur noch die Telekom und Vodafone am Markt. Bei der Telekom gibt es IPTV nur im Paket mit DSL und Telefondoppelflatrate ab 45 Euro im Monat. Bei Vodafone ist so ein Paket ab 40 Euro im Monat zu haben. Auch hier gilt es, die Vertragslaufzeiten zu beachten. Allein wegen des Fernsehangebots gehe kaum jemand zu den Internet-Providern, sagt Gundall. "Da nimmt man eher das Fernsehen dazu mit." Für IPTV muss der DSL-Anschluss mindestens 16 Mbit/s schnell sein. "Es gibt auch Regionen, wo das nicht verfügbar ist."

Internetfernsehen (IPTV) via Browser: Vor allem öffentlich-rechtliche Sender erlauben es, dass ihre Programme frei zugänglich im Internet übertragen werden - oder tun das gleich selbst auf ihrer Homepage. Der Zuschauer kann die sogenannten Streams an jedem Rechner im Browser aufrufen und anschauen. Dienstleister wie Zattoo bieten auch Apps für mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets. Eine Datenbank, die frei zugängliche Live-Streams und Mediatheken weltweit auflistet und verlinkt, ist zum Beispiel wwiTV.com. Die Qualität der Streams steht und fällt mit der Bitrate und der Zahl der Zuschauer - und ist oft nicht sonderlich gut. Eine Dauerlösung dürfte diese Empfangsvariante also für die meisten Zuschauer nicht sein.
Extra

Selbst die größten Technik-Muffel unter den analogen Sat-Fernsehzuschauern müssen jetzt handeln, wenn sie ab Mai weiter fernsehen wollen. Heute wird das analoge Signal endgültig abgeschaltet. Millionen Betroffene in Deutschland sollten bis dahin auf digitalen Empfang umgestellt haben. Experten vermuten aber, dass etliche Zuschauer von einem schwarzen Bildschirm überrascht werden. "Es ist immer noch einigen Menschen gar nicht bewusst, wie sie eigentlich empfangen. Und die könnten übrig bleiben", sagt Michael Schidlack vom Branchenverband Bitkom. dpa

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