Benimm Dich

Am Telefon beginnt der Kontakt, wie man weiß, mit der Meldeformel des Angerufenen. International wird vielfach die Ansicht vertreten, dass ja der Anrufer ein Anliegen hat und sich aus diesem Grund auch als Erster zu identifizieren hat.

 Salka Schwarz. Foto: privat

Salka Schwarz. Foto: privat

Italiener melden sich daher beispielsweise mit "Pron to", Franzosen sagen "Allô" und Briten tun ihre Telefonnummer kund. Die deutsche Entsprechung lautet vielfach "Ja?", "Hallo?" oder "Bitte?" Und doch wird in Deutschland vielfach auch anders argumentiert: Der Anrufer sollte nicht in Ungewissheit gelassen werden und vom Angerufenen gleich erfahren, wer am Apparat ist. Früher meldete sich die verheiratete Frau des Hauses mit "Zuname" oder "Frau Zuname", der Hausherr nur mit "Zuname", und lediglich unverheiratete Kinder meldeten sich mit Vor- und Zunamen. So wusste auch gleich jeder, mit wem er es zu tun hatte und auch, ob die Anrede "Fräulein" oder "Frau" richtig war. Das ist gewiss die Erklärung dafür, dass die meisten Menschen in Deutschland es nach wie vor als unhöflich empfinden, am anderen Ende der Leitung anonym empfangen zu werden. Die heutige Empfehlung: Vor- und Zuname und ein freundlicher Tagesgruß. Jetzt ist der Anrufer an der Reihe und meldet sich ebenso. Da er davon ausgehen muss, den Angerufenen bei etwas zu unterbrechen, ist es jedenfalls nicht unhöflich, zu fragen: "Haben Sie etwas Zeit für mich?" Weniger freundlich klingt dagegen "Störe ich?" Selbst wenn das der Fall ist, versetzen Sie sich als Angerufener in die Lage des Anrufers: Der hat ein Anliegen und kann nicht wissen, womit Sie gerade beschäftigt sind. Sie hätten den Hörer auch nicht abnehmen müssen. Doch wenn Sie sich dazu entschieden haben, verlangt es die allgemeine Höflichkeit, sich dem Anrufer - vielleicht nur kurz - freundlich zu widmen. Nehmen Sie daher etwas Abstand von dem, was Sie gerade tun, zaubern Sie ein Lächeln auf Ihr Gesicht und begrüßen Sie erst dann den Anrufer. Er wird sich gut fühlen, obwohl Sie wenig Zeit haben.

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