Besuch bei „Enterprise“: Ausgemusterte Shuttles in US-Museen

New York (dpa/tmn) · Das Ende der Shuttle-Ära in den USA hat für Raumfahrtfans auch eine gute Seite: Endlich können sie den Raumfähren ganz nahe sein. In Los Angeles, New York und in den Bundesstaaten Florida und Virginia ist die ausgemusterte Flotte zu besichtigen.

Nicht putzen, nicht polieren: Genau so, wie die Raumfähre „Discovery“ Anfang 2011 zum letzten Mal aus dem Weltall auf der Erde landete, soll sie auch für die Nachwelt erhalten bleiben. Wasser und Seife ließen die Kuratoren im Udvar-Hazy-Center des Air and Space Museums im US-Bundesstaat Virginia nicht an das Space Shuttle heran.

„Discovery“, die mit insgesamt fast 240 Millionen Kilometern am weitesten gereiste Raumfähre der Flotte, ist nun der ganze Stolz des Museums nahe der US-Hauptstadt Washington. „Das Shuttle steht für Innovation, Genialität und für die Bestrebungen, die Flüge ins Weltall zu einer regelmäßigen Unternehmung in unserem Land zu machen“, sagt Kuratorin Valerie Neal.

Wie „Discovery“ sind auch die drei anderen ausgemusterten Fähren der US-Raumfahrtbehörde Nasa in den vergangenen Monaten ins Museum transportiert worden: Die nie ins All geflogene Testfähre „Enterprise“ und das Shuttle „Endeavour“ stehen an ihren Ausstellungsplätzen in New York und Los Angeles. Besucher können unter den aufgebockten Shuttles hindurchgehen und sich so das ganze Ausmaß der fast 60 Meter langen seltenen Ausstellungsstücke vor Augen führen. Auf Videobildschirmen, Tafeln und in Vitrinen finden sich zusätzliche Ausstellungsstücke und zahlreiche Informationen rund um die berühmten Shuttles.

Als Letztes wird im kommenden Juli auch „Atlantis“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die 33 Mal ins All geflogene Raumfähre soll das Herzstück einer großen Ausstellung im Besucherzentrum des Kennedy Space Centers im US-Bundesstaats Florida werden - als einzige senkrecht ausgestellt.

Schon der Transport der vier Fähren, die publikumswirksam teils mit Spezialtransportern und teils mit einem eigens umgerüsteten Flugzeug zu den verschiedenen Museen gebracht wurden, begeisterte Zuschauer in aller Welt.

Aber Raumfahrtfans betrachten die Entwicklung auch mit einem weinenden Auge: Rund 30 Jahre lang war das Space-Shuttle-Programm der Nasa ein Symbol für den Fortschritt der Raumfahrttechnik, Garant der US-Vormachtstellung im All und Amerikas großer Stolz. Mehr als 870 Millionen Kilometer hat die gesamte Flotte zurückgelegt, dabei zusammengezählt rund vier Jahre im All verbracht, mehr als 21 000 Mal die Erde umrundet und 852 Crewmitglieder transportiert.

Eine ganze Generation von Amerikanern wuchs mit der Flotte auf, die Shuttles wurden zu nationalen Ikonen. Ihre Erfolge wurden begeistert gefeiert, die Unglücke der „Challenger“ und der „Columbia“, bei denen insgesamt 14 Astronauten ums Leben kamen, schockiert betrauert.

Schon lange war das Programm allerdings vor allem eins: zu teuer. Eine Milliarde Dollar (rund 700 Millionen Euro) kostete ein Flug zuletzt und brachte nicht viel mehr als einen Transport zur Internationalen Raumstation ISS. Im Juli vergangenen Jahres kehrte die „Atlantis“ deshalb zum letzten Mal aus dem All zurück. Europäische und amerikanische Raumfahrer sind nun auf Mitfluggelegenheiten in den russischen „Sojus“-Raumschiffen angewiesen.

Mit viel Wehmut verabschiedeten sich die Amerikaner von ihren Raumfähren. Im Museum können ihnen nun die Fans nahe sein.

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