Biosprit E10: Nicht immer eine Alternative

E10 heißt das neue Biobenzin, das ab 2011 mit großer Wahrscheinlichkeit in Deutschland verkauft werden darf. Durch den geringeren Benzinanteil auf Rohölbasis werden die Erdölreserven geschont. Doch nicht jeder Autobesitzer sollte künftig an der Tankstelle zu dem Biosprit greifen.

Berlin. (dpa/tmn) Noch hängt es von der Entscheidung des Bundesrats ab, ob der neue Biosprit E10 2011 in die Zapfsäulen der Tankstellen kommt. Doch die Zustimmung der Politiker gilt als sicher. Die Vorteile des neuartigen Kraftstoffs: ein höherer Bioethanolanteil, der die Ökobilanz verbessert. Durch einen geringeren Benzinanteil werden die Erdölreserven geschont.

Doch nicht jedes Fahrzeug verträgt den neuen Sprit. Vor allem bei frühen Modellen mit Direkteinspritzung aus Baujahren um 2000 sowie generell bei Fahrzeugen, die älter als zehn Jahre sind, könnten Probleme auftreten, warnen Experten. Laut dem Bundesumweltministerium könnte der Sprit etwa zehn Prozent aller benzinbetriebenen Fahrzeuge in Deutschland möglicherweise schaden. Das entspricht nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) aktuell rund 3,5 Millionen Autos.

Ein weiterer Nachteil des neuen Biosprits: Der Verbrauch des Kraftstoffs steigt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Biosprit E10:

Was genau ist eigentlich E10?

Bei der Bezeichnung E10 handelt es sich um eine Abkürzung: "E" steht für den Alkohol Ethanol, der dem aus Erdöl gewonnenen Benzin beigemischt wird. Die Zahl "10" zeigt an, dass der Ethanolanteil bis zu zehn Prozent betragen darf, erklärt Frank Brühning vom deutschen Biokraftstoffindustrieverband VDB. Seit 1989 ist ein Anteil von bis zu fünf Prozent im Ottokraftstoff zulässig. Das Ethanol wird durch alkoholische Gärung aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen gewonnen - zum Beispiel aus Zuckerrohr und -rüben, Mais oder Getreide.

Wie kann der Biosprit zum Umweltschutz beitragen?

Durch den geringeren Benzinanteil auf Rohölbasis werden Erdölvorkommen geschont. Außerdem kann durch Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen die Ökobilanz verbessert werden. Denn beim Verbrennen wird lediglich die Menge des klimaschädigenden Gases CO2 freigesetzt, die die Pflanzen zuvor aus der Luft gebunden haben. Allerdings geht diese Rechnung nur dann auf, wenn für den Anbau keine Wälder, Weide- oder Brachflächen in zusätzliches Ackerland verwandelt werden, geben Kritiker zu bedenken. "Das könnte dazu führen, dass deutlich mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als später durch Biokraftstoffe eingespart wird", warnt etwa der Naturschutzbund NABU.

Woher weiß ich, ob mein Auto E10 verträgt?

Um auf Nummer sicher gehen zu können, hilft ein Anruf beim Fahrzeughersteller, Händler oder in der Vertragswerkstatt. Außerdem will die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) bis spätestens Anfang Dezember auf ihrer Homepage eine Liste mit E10-fähigen Fahrzeugen veröffentlichen. Durch den höheren Ethanolanteil können bei einigen Kfz-Modellen Motorteile korrodieren und Motordichtungen zerfressen werden. Unmittelbare Anzeichen für eine Fehlbetankung gibt es aber nicht. Das Fahrzeug wird keine auffälligen Geräusche machen und bleibt nicht gleich liegen.

Wie ist der Kraftstoff mit erhöhtem Ethanolanteil erkennbar?

Die Zapfsäulen und -pistolen für das Biobenzin müssen mit der Aufschrift "E10", "Normal E10", "Super E10" oder "Super Plus E10" gekennzeichnet sein. Ein zusätzlicher Hinweistext auf der Zapfanlage soll Autofahrer vor einer möglichen Fehlbetankung bewahren. Dem Gesetzesentwurf für die E10-Einführung zufolge lautet er: "Enthält bis zu 10 Prozent Bioethanol. Informieren Sie sich, ob dieser Kraftstoff für Ihr Fahrzeug geeignet ist. Verwenden Sie im Zweifelsfall 'Super schwefelfrei' bzw. 'Super Plus schwefelfrei'." Einen zusätzliche Zapfstelle für E10 müssen die Tankstellen nicht einrichten: Der neue Kraftstoff wird in der Regel die Sorte Benzin verdrängen. Super mit nur fünf Prozent Ethanolanteil wird es weiterhin geben - mindestens bis Ende 2013.

Hat E10-Sprit Auswirkungen auf den Verbrauch?

Ja - der Verbrauch steigt beim neuen Kraftstoff. Die Energiedichte von Ethanol ist geringer als die von herkömmlichem Benzin, erklärt Brühning. Deshalb benötigen Motoren mehr Treibstoff, je höher der Alkoholanteil im Sprit ist. Die Prognosen für den Mehrverbrauch fallen ähnlich aus: Gerd Lottsiepen, Verkehrspolitischer Sprecher beim Verkehrsclub Deutschland (VCD), geht von "Schnapsglasgrößen auf 100 Kilometer" aus. Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) spricht von einem Verbrauchsplus von rund drei Prozent.

Was wird der Biokraftstoff kosten?

Experten rechnen damit, dass E10 zu gleichen Konditionen wie herkömmliches Superbenzin verkauft wird. Nicht ohne Grund: "Ansonsten hätte die neue Sorte keine Chance", sagt Brühning. Verkehrsclubs wie der ADAC in München warnen die Mineralölkonzerne davor, Superbenzin und E10 künftig zwar zu gleichen Preisen, aber generell teurer anzubieten.

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