Check-In für Hund und Zierfisch: Tierstation am Flughafen

Frankfurt/Main (dpa) · Vom Zierfisch im Wasserbeutel bis zum Nashorn auf der Durchreise: Am Frankfurter Flughafen heben jedes Jahr mehr 100 Millionen Tiere ab. Für eine angenehme Reise soll die „Animal Lounge“ sorgen.

Der Passagier beschränkt sich auf das Nötigste, er hat nur eine rosa Schlafanzugshose und eine Packung vom Lieblingsessen dabei. Sein Ziel: Toronto. Sein Fell: schneeweiß. In vier Stunden hebt der Flieger des Husky-Hundes in Frankfurt ab, solange knabbert er in der Tierstation des Flughafens noch ein wenig an der rosa Hose. Axel Heitmann kennt sowas. „Besitzer legen oft das Lieblingsspielzeug dazu, damit es den Tieren bei uns gut geht“, sagt der Leiter der Tierstation, die von Lufthansa Cargo „Animal Lounge“ genannt wird. Die Aufgabe seines Teams: Den Tieren eine angenehme Reise organisieren.

Auf fast 4000 Quadratmetern warten hier Hunde, Katzen, Fische, Pferde und Nashörner darauf, in die ganze Welt transportiert zu werden. Neben Komfort geht es darum, die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Die Station ist Teil der Tierärztlichen Grenzkontrollstelle Hessens. Neben rund 20 Tierpflegern arbeiten hier auch knapp 25 Veterinäre. Was via Frankfurt in die EU einfliegen will, geht durch ihre Hände. Auch abreisende Tiere werden untersucht. Mit über 100 Millionen Tieren im Jahr ist Frankfurt einer der wichtigsten Umschlagplätze Europas.

„Es gibt fast nichts, was wir nicht befördern könnten“, sagt Heitmann, der eine Art Zoodirektor des Flughafens ist. Die Station hat 42 Großtierställe für Rinder oder Pferde, 39 Kleintierboxen, 18 Klimakammern für Exoten und einige Vogelkäfige - wahlweise ausgestattet mit einem Radio, um Papageien zu unterhalten. Vor kurzem waren zwei Nashörner auf der Durchreise von Südafrika zu einem Zoo nach Belgien. Auch Löwen und Krokodile warteten in der Tierstation schon auf den Check-In. Die Boxen kleinerer Tiere werden zusammengestellt, sicher befestigt und auf einer Palette zum Flugzeug gebracht. Damit sie nicht zu lange auf dem Rollfeld warten müssen, immer erst kurz vor Abflug. Bis dahin kümmert sich das Personal um die Passagiere. Große Tiere reisen mit einem eigenen Tierpfleger.

„Wir sind nicht Frauchen oder Herrchen, das darf man nicht vergessen“, sagt Carina Waller. Die 26-jährige Tierpflegerin streichelt gerade drei Schäferhundwelpen, auch das gehört zum Service. Ist ein Hund aggressiv, hängt sie ein Schild an die Box, um Kollegen zu warnen. Bald geht der Flieger der Welpen nach Orlando in den USA. Der Preis für eine Reise hängt von Gewicht und Volumen ab. Einen Hund nach Amerika zu schicken, kostet rund 800 Euro. Viele Amerikaner schätzen deutsche Zuchthunde, hier stationierte Soldaten nehmen sie mit nach Hause. Die Europäer lieben hingegen Zierfische. Über 80 Millionen kommen im Jahr in Wasserbeuteln in der „Animal Lounge“ an und werden im sanften Schwarzlicht von den Tierärzten untersucht - Taschenlampen würden sie vielleicht zu sehr erschrecken.

„Nach Spanien zu fliegen ist für Tiere oft verträglicher, als nach Spanien mit dem Auto zu fahren“, sagt Andrea Göbel. Sie überwacht für die Tierärztliche Grenzkontrollstelle Hessen den Betrieb der „Animal Lounge“. Klar: Eine Reise bedeutet immer Stress. „Aber hier haben sie konstante Temperaturen und keine wechselnden Beschleunigungen“, sagt Göbel. Sie und ihre Kollegen kontrollieren die Papiere der Tiere und sollen verhindern, dass Seuchen in die EU eingeschleppt werden. Einreise, Ausreise und Transit sind räumlich getrennt.

Die Station wurde 1993 eröffnet, als der europäische Binnenmarkt entstand. Die Zusammenarbeit mit der Lufthansa laufe gut, die Station sei hygienisch und minimiere den Stress für die Tiere, sagt Göbel. Rund 30 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet die „Animal Lounge“ im Jahr - auch weil sie mit dem Gefühl handelt, geliebte Tiere in guten Händen zu wissen.

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