Arbeitsmarkt Damit der Weg zurück leichter fällt

Trier · Die heimische Wirtschaft ist auf Fachkräfte angewiesen. Erst recht auf gut qualifizierte. Damit rückt eine neue Klientel zunehmend in den Blick der Arbeitsagentur: die Wiedereinsteigerinnen aus Elternzeit und Pflege. Ein Beispiel aus der Region.

 Isabelle Weber-Wertz (links) setzt sich inzwischen selbst für Berufsrückkehrerinnen ein. Hilfe beim Wiedereinstieg in den Job hat sie bei Melanie Weiler-Fischer von der Arbeitsagentur gefunden. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Isabelle Weber-Wertz (links) setzt sich inzwischen selbst für Berufsrückkehrerinnen ein. Hilfe beim Wiedereinstieg in den Job hat sie bei Melanie Weiler-Fischer von der Arbeitsagentur gefunden. TV-Foto: Sabine Schwadorf

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Trier Stellt sich Nachwuchs ein, oder braucht ein Familienangehöriger Hilfe in der Pflege, so machen viele Beschäftigte - zumeist Frauen - beruflich eine Pause. Auch Isabelle Weber-Wertz hat ihren Arbeitsplatz nach zehn Jahren im Jugendamt gegen den Wickelplatz ihrer Kinder eingetauscht und sich Zeit für ihre junge Familie gegönnt. "Es war klar, dass ich eine längere Zeit Elternzeit nehmen wollte", sagt die 38-jährige studierte Diplom-Sozialpädagogin. Doch beim Umzug vom Saarland nach Trier war auch klar, dass die Festanstellung beim alten Arbeitgeber in der Jugendhilfe beim Sozialamt über so viele Kilometer nicht mehr zu erfüllen war. "Zeitgleich habe ich überlegt, das Tätigkeitsfeld zu wechseln und den Standortwechsel mit einem beruflichen Wechsel zu verknüpfen", sagt die zweifache Mutter.
Doch wie den Einstieg finden - an einem neuen Wohnort, in einen neuen Job, unter veränderten Lebensumständen und verkürzten Arbeitszeiten? Wie einen attraktiven Arbeitsplatz und einen neuen Chef finden, der möglichst keine Vorbehalte gegenüber jungen Müttern hat?
"Dieser Wiedereinstieg dauert oft Monate, weil sich in der Elternzeit oder der Pflege viel geändert hat", sagt Melanie Weiler-Fischer, Wiedereinstiegsberaterin bei der Agentur für Arbeit Trier. Deshalb sei es wichtig, die Frauen dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Weg - wenn möglich zurück in den Beruf - zu finden.
Da geht es nicht nur um die passende Stellensuche und eine aktuelle Bewerbung: "Das, was die Frauen in ihrer Elternzeit an Kompetenzen hinzugewonnen haben, vom Organisations- und Improvisationstalent bis hin zu flexiblem Arbeiten kann man nicht lernen", sagt die Beraterin. Technische Programme wie Word und Excel im Nachgang schon. Diese neudeutsch genannten Soft Skills sei es wichtig, in Gesprächen mit Arbeitgebern zu verkaufen.
Auch Isabelle Weber-Wertz hat sich lange auf den Wiedereinstieg vorbereitet, hat in anderthalb Jahren drei Gespräche und mehrere Telefonate mit den Beraterinnen der Arbeitsagentur geführt und dabei vor allem "emotionale Unterstützung und Verständnis für meine Situation gefunden", sagt sie. "Ich wollte eine finanzielle Absicherung, aber dafür nicht zu viel Familienzeit opfern."
Nach mehreren Bewerbungen findet sie "ihre" Stelle als pädagogische Referentin bei der Familienberatungsstelle Remise in Trier-Ehrang. Ein Job, der genau auf sie und ihren Lebenslauf passt. "Eine Halbtagsstelle mit zwei Kindern in meinem Bereich zu bekommen, war sehr attraktiv", sagt sie. Denn nicht nur den pädagogischen Teil mit Bezug zu ihrem Studium erledigt sie nun in der Remise, sondern koordiniert im Rahmen des Landesförderprogramms "Netzwerk Familienbildung" mit der Katholischen Familienbildungsstätte in der Trierer Innenstadt auch die Eltern- und Kind-Veranstaltungen. In der pädagogischen Arbeit hat sie vor allem eines geschafft: Frauen in einer ähnlichen Situation für eine Wiedereinstiegsberatung der Arbeitsagentur zu gewinnen. Ein Mal im Monat gibt es daher seit anderthalb Jahren von Agenturseite eine Beratung für junge Mütter in der Remise. "Die Zielgruppe für den Wiedereinstieg kommt hierher. Da liegt es nahe, ihr das Angebot, wovon ich profitiert habe, auch hier näherzubringen", sagt Weber-Wertz.
"Das Potenzial möglicher Fachkräfte unter den jungen Müttern ist riesig", weiß Beraterin Melanie Weiler-Fischer und verweist auf immerhin 20 Beratungen monatlich. Allerdings seien bei den Arbeitgebern häufig "noch dicke Bretter zu bohren. Es ist oft schwierig, diese für Berufsrückkehrer zu sensibilisieren. Dabei genügt es oft schon, in Stellenanzeigen den Hinweis zu geben, dass auch diese Klientel sich bewerben sollte." Denn Frauen arbeiteten häufig mehr, als ihr Teilzeitvertrag verlange.
Auch Isabelle Weber-Wertz weiß inzwischen, dass ihre Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind: "Das muss man aber erst erkennen lernen und diesen Trumpf auch verkaufen lernen. Alle ausgebildeten Arbeitskräfte haben mehr auf der Haben-Seite als sie ein Manko besitzen."
Extra: HILFSANGEBOT FÜR DIE GANZE REGION


Die Wiedereinstiegsberatung der Arbeitsagentur gibt es in der Region inzwischen für alle Standorte. Nancy Jäger und Melanie Weiler-Fischer vereinbaren zwischen Gerolstein, Saarburg und Bernkastel-Kues Vororttermine. Zusätzlich zu den Terminen in den Agenturstandorten bieten die Beraterinnen auch Gespräche in der Remise Trier-Ehrang an. Der Kontakt für alle Termine: Telefon 0651-205-2050 und Mail trier.wiedereinstieg@arbeitsagentur.de

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