Damit’s drinnen warm und trocken ist

Trier/Mainz · Bevor es richtig kalt wird und in vielen Bauten Schimmel und Stock- flecken auftauchen, rät die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, mit dem richtigen Lüftverhalten Schäden zu vermeiden und über eine Wärme- dämmung nachzudenken.

Trier/Mainz Die Fenster auf Kipp stellen: Was jahrelang verpönt war und im Verdacht stand, mitverantwortlich für die Schimmelbildung im Wohnraum zu sein, wird inzwischen wieder empfohlen. Und dass eine Wärmedämmung den Schimmel erst befördert, dieses Vorurteil ist zwar widerlegt, es hält sich dennoch wacker. Immerhin ist die erste Wärmeschutzverordnung bereits 40 Jahre alt. Bis dahin wurde ohne spezielle Dämmung gebaut, und auch danach sind viele Gebäude nicht aufgerüstet worden. Zum Beginn der kühlen Jahreszeit haben wir mit dem Energieexperten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Hans Weinreuter, wichtige Fragen zu Schimmel und Dämmung geklärt.Was sind Ursachen für Schimmel?Hans Weinreuter: Wir wissen inzwischen, dass rund ein Viertel der Fälle rein auf die Bauphysik des Gebäudes zurückzuführen ist, ein Viertel auf falsches Nutzerverhalten und die Hälfte der Fälle auf eine Mischung von beidem, nämlich falsche Gewohnheiten beim Heizen und Lüften in Verbindung mit einem schlechten Wärmeschutz des Hauses. Das heißt, in den meisten Fällen gibt es Lösungen, wie man Schimmel vermeiden kann.Und welche wären das?Weinreuter: Stoßlüften reicht oft nicht aus, um nachhaltig Feuchtigkeit nach außen zu transportieren. Wer etwa nach dem Duschen kurz stoßlüftet, transportiert zwar eine Menge Feuchtigkeit raus. Allerdings speichert sich in Wänden und Handtüchern so genannte Sorptionsfeuchte, die erst verzögert an die Luft abgegeben wird. Heißt: Nach einer Viertelstunde Stoßlüften ist die Feuchtigkeit im Bad auf gleichem Niveau wie vorher. Daher hilft nur eine Kombination aus Stoß- und Kipplüften. Wichtig dabei ist, das Fenster wieder zu schließen und nicht rund um die Uhr auf Kipp stehen zu lassen. Eine Kipplüftung ist deshalb sinnvoll, weil sie eine Art Grundlüftung mit einem kontinuierlichen Luftaustausch auf niedrigem Niveau ist, ähnlich einer Lüftungsanlage in Passivhäusern.Kann eine gute Wärmedämmung Schimmel vermeiden oder begünstigt sie eher die Schimmelbildung?Weinreuter: Je besser ein Haus gedämmt ist, desto geringer die Schimmelbildung. Durch eine massive Wand - ob gedämmt oder nicht - findet kein Luftaustausch statt, aber durch Fugen zwischen den Bauteilen wo Fenster oder Dach an die Wand anschließen. Diese Fugenlüftung wird dann zum Problem, wenn dort Schimmel entsteht, weil die Luft auf dem Weg nach draußen abkühlt. Da aber so nur wenig Menge Feuchtigkeit statt durchs Lüften nach draußen transportiert wird, setzt sie sich an der kalten Wand ab und wird zu Schimmel. Und was bewirkt eine Dämmung?Weinreuter: Eine gedämmte Außenwand ist auf der Raumseite deutlich wärmer als die ungedämmte Wand. Dadurch kann sich weniger Feuchtigkeit an der Wand anreichern.Aber wird's dann nicht stickig in gedämmten Räumen?Weinreuter: Alle Gebäude sollten möglichst dicht sein, um das Schimmelrisiko in den Fugen zur Außenhülle zu reduzieren. Ein regelmäßiger Luftaustausch ist dennoch Pflicht - über das Öffnen von Fenstern und Türen oder eine Lüftungsanlage wie etwa in Passivhäusern.Fördern gedämmte Außenwände das Algenwachstum?Weinreuter: Das hat eher mit der verbesserten Luftquailität zu tun, die das Algenwachstum auf Außenwänden und Dächern vermehrt hat. Häufig spielt auch das Mikroklima durch Bäume oder Bäche in der Nähe eine Rolle. Algen sind vor allem ein optisches Problem. Sie greifen die Bauteile nicht an. Was muss ich bei einer Modernisierung beachten?Weinreuter: Heute gelten die Vorgaben der Engerieeinsparverordnung von 2014 (Enev). Es müssen Dämmstandards für die Außenbauteile beachtet werden. Die Dicke der Dämmung hängt von Art und Qualität des Dämmstoffs ab. Bei älteren Häusern müssen Thermostatventile und eine zentrale Heizungsregelung nachgerüstet und Heizungsrohre im Keller sowie Dachböden gedämmt werden. Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen ausgetauscht werden.Extra: SCHIMMEL-CHECK UND ENERGIEBERATUNG

Neben dem Wärmedurchgangswert (U-Wert) von Bauteilen, Dächern und Fenstern spielen die Bauweise, die Luftdichte der Gebäudehülle und der richtige Einbau von Dämmstoffen und Fenstern eine wichtige Rolle bei der Energiebilanz eines Hauses und dafür, dass keine Schäden durch Schimmel entstehen. Die Energieberater der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bieten eine kostenlose Erstberatung mit einem umfassenden Schimmel-Check in den Beratungsstellen wie etwa in Trier an. Sollte ein Vor-Ort-Besuch nötig sein, kommt der Energieberater auch nach Hause. Dieser kostet durch die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium 40 Euro. Die kostenlose Energiehotline ist unter Telefon 0800/6075600 zu erreichen. Zudem gibt es eine Infoschrift "Damit die Pilze im Wald bleiben" zum kostenlosen Download unter https:// <%LINK auto="true" href="http://www.verbraucherzentrale-rlp.de/sites/default/files/migration_files/media226302A.pdf" text="www.verbraucherzentrale-rlp.de/sites/default/files/migration_files/media226302A.pdf" class="more"%> Wer ein Haus bauen oder kaufen möchte, muss Entscheidungen von erheblicher Tragweite treffen. Hilfestellung bietet das Seminar "Mein Traumhaus - kein Alptraum!" der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Dabei werden künftige Bauherren und Immobilienkäufer über die wichtigsten Themen beim Bauen, von der Planung über den Vertragsabschluss bis zur Endabnahme, informiert. Das nächste Seminar ist am Freitag, 13. Oktober, 14 bis 18 Uhr. Veranstaltungsort ist die Verbraucherzentrale Trier, Fleischstraße 77. Der Preis beträgt 50 Euro für Einzelpersonen und 75 Euro für Paare. Im Preis ist ein umfangreiches Skript enthalten. Anmeldung unter Telefon 0651-48802.

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