Das Luxus-Wohnmobil ist die neue Yacht

München (dpa) · Camping-Urlaub ist etwas für arme Leute? Auf der Münchner Reisemesse können sich Besucher vom Gegenteil überzeugen - und im fahrenden Fünf-Sterne-Hotel Platz nehmen.

Der Camping-Urlaub ist in Deutschland salonfähig geworden. Das Arme-Leute-Image hat das Reisen mit Zelt, Wohnwagen oder Caravan längst hinter sich gelassen - und ist für Millionen Urlauber eine Alternative zum Hotel oder der Ferienwohnung. Vor allem die Hersteller von Wohnmobilen freuen sich über glänzende Geschäfte. Auf der Reisemesse f.re.e (20. bis 24. Februar) in München zeigen sie, wie komfortabel es sich in den rollenden Wohnzimmern leben lässt.

„Ein Wohnmobil soll funktionieren wie eine zweite Wohnung“, sagt Bernd Wenzel vom Caravan-Hersteller Adria. Das heißt: Schluss mit Plastikgeschirr und Klappstuhl auf dem Campingplatz. Geschirrspüler und Ledercouch gehören in vielen Caravans schon zum Standard. Auch auf eine Fußbodenheizung, die ausschwenkbare Terrasse oder Fernsehen auf dem Flachbildschirm müssen die Urlauber nicht verzichten. „Glamping“ heißt die neue Wortschöpfung aus Glamour und Camping, die die Wünsche der neuen Luxus-Camper beschreibt. Für sie ist das Wohnmobil die neue Yacht - ein Aushängeschild, das auch etwas hermachen darf.

„Viele Kunden wechseln vom Boot zum Wohnmobil“, sagt Wenzel - weil sie damit auch im Alter besser klarkommen. Dank Navigationssystemen lassen sich anhand der GPS-Daten auch entlegene Campingplätze im Ausland mühelos ansteuern. Besonders gefragt sind nach Angaben von Händlern aber immer noch Wohnmobile in der „mittleren Preisklasse“ von 50 000 bis 60 000 Euro. Die werden allerdings auch schon für einen gut ausgestatteten Kleinbus mit Aufstelldach fällig. Wer es luxuriöser mag, kann auch weit mehr als 150 000 Euro in das Fünf-Sterne-Quartier auf Rädern stecken.

Vielen der Camping-Urlauber geht es nicht ums Sparen, sondern um Spontanität: Statt Monate im Voraus ein Hotel zu buchen, fahren sie lieber von heute auf morgen los. „Campingurlaub ist keineswegs ausschließlich die Urlaubsform der unteren Einkommensgruppen“, heißt es in einer Studie des Wirtschaftsministeriums, das die Campingurlauber als ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor mit einem Jahresumsatz von mehr als 11 Milliarden Euro entdeckt hat.

Kaum ein anderer Tourismuszweig ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen: Die Campingplätze in Deutschland zählten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zuletzt rund 25 Millionen Übernachtungen pro Jahr - und damit ein Rekordniveau. Auch in diesem Jahr erwarten sie ein gutes Geschäft: Spätestens, wenn der Schnee geschmolzen ist, geht die Camping-Saison wieder los.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort