Der große Bluff

Berlin · Es liegt vieles im Argen rund um die Herstellung des Aceto Balsamico di Modena. Der Kunde glaubt, ein exklusives Würzmittel zu erwerben - und kauft oft gepanschte Ware. Die Stiftung Warentest hat sich die Edel-Essige vorgenommen.

Berlin. Man nehme die edle 250-Milliliter-Flasche von Giuseppe Giusti, die für stolze 49 Euro bei Manufactum zu haben ist. Der Balsamico schmeckte einwandfrei, entpuppte sich im Labor aber als Mogelpackung, denn die Essigsäure stammt nicht nur aus Weintrauben, sondern auch aus Zuckerrüben, was verboten ist. Auch den Säuregehalt von sechs Prozent, ein Muss, erreicht er nicht. Dazu fanden die Tester beträchtliche Rückstände von Eisen, Zink und Blei.
Modena ist bis heute Zentrum der Balsamicoherstellung. Acht weiteren dunklen Essigen ergeht es ähnlich. Sie nennen sich Aceto Balsamico di Modena, erfüllen die Anforderungen aber nicht, darunter drei Aldi-Essige sowie die von Byodo und Kattus. Seit 2009 ist Aceto Balsamico di Modena in der EU eine geschützte geografische Angabe. Wer seinen Essig so nennen möchte, muss das in einer Datenbank der EU-Kommission eintragen lassen und das Etikett mit dem blaugelben Siegel der geschützten geografischen Angabe versehen. Vier Essigen fehlte das Siegel. Gut sind am Ende nur sechs: die Balsamessige von Bertolli (7 Euro pro Liter), Rewe (2,90 Euro), Ponti von Feinkost Dittmann (6 Euro), Kühne (4,80 Euro) sowie die günstigen Discounteressige Mamma Gina von Netto Markendiscount und Acentino von Lidl für 85 Cent pro 0,5 Liter.
In Geruch und Geschmack überzeugten die Essige von Giusti, Antica Acetaia und Mazzetti am meisten. Auf die vorderen Plätze schaffen sie es wegen Schwächen in anderen Prüfpunkten aber nicht.
Die meisten Balsamico im Test kommen nicht ohne Zusatzstoffe aus. Das schaffen nur sechs, darunter die Bioessige von Byodo, Kaiser\'s Tengelmann und Rapunzel. Das Gros der konventionellen Balsamico verzichtet nicht auf den Zusatzstoff E 150d, das ist Zuckerkulör. Es soll helfen, die Farbe zu stabilisieren. Auch Antioxidationsmittel wie Kaliummetabisulfit werden verwendet und sind zugelassen. In Sachen Schadstoffe fallen ausgerechnet die Bioessige durch erhöhte Kupfergehalte auf. Kupfer wird als Pflanzenschutzmittel im Ökolandbau eingesetzt. td/red
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