Der schwierige Weg zur Chancengleichheit

Trier · Am Arbeitsmarkt dominieren trotz aller Bekenntnisse immer noch häufig alte Rollenbilder. Die Agentur für Arbeit will Arbeitgeber familienfreundlicher und technische Berufe für Frauen schmackhafter machen.

Trier Trotz allen Bekundens für eine Gleichbehandlung von Mann und Frau gibt es sie am Arbeitsmarkt (noch) nicht. "Die Entwicklungen sind zwar erfreulich, dennoch bleibt noch viel Arbeit", sagt Hanna Theresa Kunze, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Trier.
Erfreulich, das ist der Anstieg der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land Rheinland-Pfalz seit 2011 um gut zehn Prozent (bei Männern plus sechs Prozent). Heißt, es arbeiten generell mehr Frauen als noch sechs Jahre zuvor. Es ist aber auch die niedrigere Arbeitslosenquote bei Frauen und der inzwischen häufig höhere Schulabschluss bei jungen Absolventinnen. Und dennoch liegt noch einiges im Argen, sagt Kunze: "Die Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor durch einige Diskrepanzen gegenüber Männern geprägt." Das beginne bereits bei der Wahl des Ausbildungsberufes. "Der Berufswunsch ist nach wie vor stark von Rollenbildern beeinflusst", sagt die Beauftragte der Arbeitsagentur.
Kraftfahrzeugmechatroniker, Tischler, Einzelhandelskaufmann, Maler/Lackierer und Industriemechaniker: Diese Berufe bestimmten immer noch die Top Ten bei den jungen Männern so wie die Verkäuferin, die Bürokauffrau, die Friseurin, die Industriekauffrau und die Hauswirtschafterin die Wahl bei den jungen Frauen. "Dabei fehlen in den sogenannten Mint-Berufen weiterhin Frauen", sagt Kunze und verweist darauf, dass landesweit nicht einmal zehn Prozent der angestellten Frauen in der Informatik arbeiten. Aber auch in den übrigen Technikbranchen wie Mathematik sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften sind Frauen Mangelware.
Deshalb wirbt Kunze dafür, dass sich bereits mehr Schülerinnen für Technik begeistern und Frauen nicht nur Nutzer, sondern auch Ersteller von Computerprogrammen und Apps werden.
Aber auch die Arbeitgeber müssen laut der Arbeitsagentur eine Kehrtwende vollziehen. "Aufgrund der geringen Arbeitslosenzahl müssen Arbeitgeber neue Wege finden, sich für mögliche Mitarbeiterinnen attraktiv zu machen", fordert die Beraterin. Im Gespräch mit Firmenchefs rät sie zu mehr Familienfreundlichkeit in Form von individuellen Arbeitszeiten und Home-Office. Denn obwohl Fachkräfte händeringend gesucht würden, arbeiteten deutlich mehr Frauen in Teilzeitmodellen als Männer. Im vergangenen Jahr war demnach Rheinland-Pfalz-weit die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen in Teilzeit aktiv, Bei Männern waren es 9,3 Prozent.
Die Folge: "Dies führt zu einer erhöhten Abhängigkeit vom Partner, geringeren Einkommen und einer geringeren Altersrente", sagt Hanna Theresa Kunze. Sie bietet Arbeitgebern deshalb an, sie dabei zu unterstützen, attraktive Jobgeber zu werden und vorhandene Fachkräfte im Betrieb zu halten.
Denn neben dem demografischen Wandel, einer längerer Lebensarbeitszeit und fehlenden Fachkräften zwingt noch eine Entwicklung Arbeitgeber dazu, familienfreundlicher zu werden: Auch immer mehr junge Väter gehen für einige Monate in Elternzeit. Ihre Zahl ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr immerhin um zwölf Prozent gestiegen. Dabei nimmt inzwischen jeder dritte Vater eine Auszeit mit der Geburt seiner Kinder - umso häufiger und länger, je besser die Lage am regionalen Arbeitsmarkt ist, hat das Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer in Berlin erforscht. Ein Phänomen, das die Lage auch in der Region Trier verschärfen könnte.Extra: ZURÜCK IN DEN BERUF


Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Hanna Theresa Kunze von der Agentur für Arbeit Trier, bietet neben der Veranstaltungsreihe "Biz & Donna" die Informationstage "Zurück in den Beruf" an. Die nächsten Termine sind Mittwoch, 13. September, und Montag, 13. November, jeweils um 9 Uhr im Berufsinformationszentrum (Biz) der Agentur in Trier. Auch wer nicht arbeitslos gemeldet ist, kann mitmachen und sich per Mail unter Trier.bca@arbeitsagentur.de oder per Telefon unter 0651-205-5301 anmelden. Im Anschluss gibt es die Gelegenheit zu Einzelfragen und Gesprächen.

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