Deutsche Badeseen oft mit Keimen belastet

München (dpa) · Im Sommer am Badesee planschen - das macht Kindern Spaß, kann aber auch der Gesundheit schaden. Denn im flachen Wasser vieler Seen können die Kleinen Keime schlucken. Das ergab ein ADAC-Test. Es gibt aber auch saubere Strände.

Die Ufer- und Planschbereiche vieler Badeseen in Deutschland bergen einem ADAC-Gewässertest zufolge Gesundheitsgefahren für Kinder. An jeder fünften der 60 Messstellen sei eine zu hohe Konzentration von Keimen im flachen Wasser festgestellt worden, teilte der Automobilclub am Donnerstag in München mit. Als häufige Ursache nennt der ADAC Kot von Vögeln und anderen Tieren. Die vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzwerte für Badeverbote würden oft deutlich überschritten. Die Wasserproben an 16 Seen wurden bereits im Sommer 2011 entnommen. Eine betroffene Gemeinde sprach von Rufschädigung und verwies auf gute Bewertungen durch Behörden.

Am schlechtesten schnitt das Strandbad Horn in Gaienhofen am Bodensee (Baden-Württemberg) ab. Es erhielt die Note „Mangelhaft“. An der dortigen Messstelle wurde nach den ADAC-Angaben eine sehr hohe Konzentration von sogenannten Intestinalen Enterokokken gemessen. Solche gesundheitsgefährdenden Keimkonzentrationen könnten gerade bei Kindern Infektionen auslösen.

Testsieger mit der Note „Sehr gut“ ist der Badestrand vor dem Campingplatz Godau am Südwestufer des Großen Plöner Sees (Schleswig-Holstein). Hier kann der Nachwuchs nach Überzeugung des ADAC ungefährdet auch in Ufernähe planschen. Gleiches gelte für weitere zwölf Messstellen in Deutschland. 19 Mal konnte die Note „Gut“ vergeben werden, 15 Mal „Ausreichend“. Nicht weniger als zwölf Messstellen wurden mit der zweitschlechtesten ADAC-Benotung „Bedenklich“ bewertet.

Die Bodensee-Gemeinde Gaienhofen wehrte sich umgehend gegen die schlechte Bewertung. „Seit Jahren wird uns durchweg eine gute bis ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt“, sagte Bürgermeister Uwe Eisch. Das Gesundheitsamt habe einmal genau am selben Tag wie der ADAC am Strandbad Horn eine Probe entnommen. Dabei habe das Gesundheitsamt eine gute Wasserqualität festgestellt. „Ich halte das schon für ein bisschen fragwürdig“, sagte Eisch zu dem Messverfahren des Automobilclubs. „Das ist für uns eine immense Rufschädigung.“ Der ADAC wies die Vorwürfe zurück. Während die Behörden ihre Proben im tieferen Wasser nähmen, habe der ADAC seine Proben bewusst im flachen Wasser genommen, wo Kinder spielen.

Die ADAC-Tester machten bei ihrer Arbeit die Erfahrung, dass die stets bei Stichproben im seichten Wasser gefundenen Keime in ein und demselben See von Strand zu Strand unterschiedlich stark auftreten können. „Zudem ist flaches und damit wärmeres Wasser naturgemäß stärker belastet“, heißt es in der Zusammenstellung. Die Verantwortlichen seien aufgefordert worden, die problematischen Bade- und Strandbereiche regelmäßig und gründlich zu reinigen.

Während der Saison sollten Messungen in kürzeren Abständen erfolgen und auf das ufernahe Flachwasser ausgeweitet werden. Wird ein Grenzwert überschritten, muss unverzüglich ein Badeverbot erfolgen. Dies ist nach den Erfahrungen des ADAC in Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen allerdings schwierig. Dort würden die Grenzwerte des Umweltbundesamts bisher nicht angewendet, heißt es in dem Test.

Die ADAC-Mitarbeiter hatten zwischen Juni und August 2011 jeweils drei Wasserproben pro Messstelle entnommen - allerdings nicht, wie die offiziellen EU-Messungen im sogenannten Schwimmbereich (von einem Meter Wassertiefe an), sondern bewusst in den von Kindern stark frequentierten Flachwasserzonen bis 30 Zentimeter Wassertiefe. Geprüft wurde analog zur EU die Keimbelastung durch die Bakterien Escherichia coli und Intestinale Enterokokken. Alle Messstellen wurden im Mai 2012 erneut kontrolliert. Dabei wurden allerdings keine weiteren Proben genommen.

Kolibakterien und Intestinale Enterokokken sind an sich harmlose Keime, die im Darm von Mensch und Tier vorkommen. Durch Abwasser, das mit Fäkalien belastet ist, gelangen sie auch in die Badegewässer. Hier dienen sie auf Basis der Badegewässerrichtlinie der Europäischen Union als Indikatoren für die Wasserqualität. Die Zahl der gemessenen Keime bestimmt die Qualitätsstufe.

Denn auch die unterschiedlichsten Krankheitserreger wie Viren oder Würmer gelangen durch Fäkalien ins Wasser. Aufgrund ihrer Vielfalt können sie jedoch nicht direkt gemessen werden. Wie stark ein Gewässer mit Erregern belastet ist, lässt sich daher nur anhand der sogenannten Indikatorkeime - wie den Intestinalen Enterokokken - ablesen. Um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, sollten natürliche Badegewässer bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten.

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