Gesundheit Krebspatienten in der Coronakrise: Es hilft, Ballast loszuwerden

Trier · Einsamkeit, Ängste, finanzielle Fragen? Die Krebsgesellschaft Trier bietet in der Corona-Krise Unterstützung am Telefon.

Die Krebsgesellschaft Trier bietet aktuell viel Hilfe für Betroffene am Telefon.
Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Jedes Jahr erhalten Tausende Rheinland-Pfälzer die Diagnose Krebs. Eine Krebserkrankung fordert Betroffenen in normalen Zeiten schon viel ab. Die Coronakrise erschwert die Situation zusätzlich. Die Krebsgesellschaft Trier ist für Patienten und ihre Angehörigen da – derzeit telefonisch. Diplom-Pädagogin und Psychoonkologin Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin des Beratungszentrums Trier, stellt das Angebot vor:

Was sind derzeit die größten Sorgen von Krebspatienten?

Die Corona-Krise wirkt besonders beängstigend auf viele Krebserkrankte. Sie befürchten, sich mit dem Virus zu infizieren. Manche sind deshalb nicht sicher, ob sie sich einer anstehenden Operation unterziehen sollen. Auch Fragen hinsichtlich der Fortsetzung begonnener Strahlen- oder Chemotherapien stellen sich. Was machen, wenn die beantragte Reha-Maßnahme nicht begonnen werden kann, weil die Reha-Kliniken zurzeit keine Patienten aufnehmen? Mancher kranke Mensch lebt vielleicht allein oder hat keine direkten Angehörigen, die sich um ihn kümmern. Jede Krebserkrankung ist individuell, deshalb verweisen wir in medizinischen Fragen immer auf die Fachärzte oder auf Institutionen (siehe Extra) und raten davon ab, im Internet einfach drauflos nach Antworten auf Fragen zu suchen.

Können Sie bei Einsamkeit helfen, wenn jemand zum Sprechen fehlt?

Gerade in Krisenzeiten braucht es Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, zuhören und helfen, eigene Wege im Umgang mit der Krise zu finden. Deswegen bieten wir für Krebserkrankte und deren Angehörige Telefonberatungen an, um die soziale Isolation erträglicher zu machen und trotz Corona auch verlässlichen Kontakt außerhalb der eigenen vier Wände zu haben.

Was tun bei Ängsten?

Wichtig ist es, über die eigenen Ängste zu sprechen. Im Gespräch versuchen wir, die Ängste zu konkretisieren, um Lösungen entwickeln zu können und einen angemessenen Umgang damit zu finden. Regelmäßige psychoonkologische Unterstützung kann helfen, Ballast los zu werden und seinen eigenen Weg wieder klarer zu sehen. Falls sich Ängste verschärfen, verweisen wir selbstverständlich an den behandelnden Arzt, an das Krankenhaus, an niedergelassene Psychotherapeuten und/oder ziehen den psychosozialen Krisendienst hinzu.

Sind Sie auch Eltern mit kleinen oder schulpflichtigen Kindern?

Für Kinder und Jugendliche eines an Krebs erkrankten Elternteils bieten wir spezielle Unterstützung an. Auch bei Fragen im Umgang mit Kindern und Enkelkindern können sich die Eltern oder Großeltern an uns wenden.

Helfen Sie bei existenziellen Fragen?

Mit einer Krebserkrankung sind häufig auch soziale und finanzielle Sorgen verbunden. Wir unterstützen bei der Vermittlung von Hilfen in finanziellen Notlagen, Anschlussheilbehandlungen und Nachsorgekuren, bei der Beantragung von Schwerbehindertenausweisen und bei Fragen der beruflichen Zukunft. Wir klären etwa die Kostenübernahme der Leistungsträger und vermitteln an andere Einrichtungen, wie Haushaltshilfen, Familienpfleger. In speziellen Fragestellungen schalten wir Kollegen und Kolleginnen anderer Dienste hinzu wie Pflegestützpunkte, Sozialdienste, Hospizdienste oder Integrationsfachdienste.

Adressen: Krebsinformationsdienst (KID), Telefon: 0800-4203040 www.krebsinformationsdienst.de; Deutsche Krebshilfe, Telefon: 0800-80708877; www.krebshilfe.de. Außerdem stehen die örtlichen Gesundheitsämter als Ansprechpartner zur Verfügung.

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