Gesundheit „Lassen Sie Probleme draußen“

Trier · Heiße Drähte bei der TV-Telefonaktion: Antworten zum Thema „Schlafstörungen“.

Seit Jahren leide ich, 68, unter Ein- und Durchschlafstörungen. Pro Nacht schlafe ich vielleicht eine Stunde. Deswegen war ich schon bei vielen Ärzten. Ich nehme Schlaftabletten, aber die helfen nicht. Nachts schwirren mir viele Gedanken im Kopf herum. Was kann ich noch tun?

Diplom-Psychologin Anne Ferchiou von der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. in Trier: Lassen Sie abklären, ob Ihr Schlafproblem organische Ursachen hat, und nehmen Sie vielleicht psychologische Hilfe in Anspruch. Menschen mit Schlafstörungen fürchten oft, dass sie aufgrund des Schlafmangels nicht genug Energie haben. Diese Sorge wiederum löst Angst aus, das körperliche Erregungsniveau erhöht sich. Die Folge: Es wird noch schwieriger einzuschlafen. Entspannungsverfahren und kognitiv-verhaltenstherapeutische Maßnahmen, wie Psychologen sagen, können helfen, diesen Teufelskreis zu unterbrechen.

Ich, 83,  war schon in einem Schlaflabor, aber es gab keinen Befund. Obwohl ich zwei verschiedene Schlafmittel einnehme, schlafe ich nicht. Und abends trinke ich immer ein Glas Wein. Kann ich die Tabletten dauerhaft nehmen?

Ferchiou: Schlaftabletten können Schlafprobleme kurzfristig lindern, sie lösen aber selten die ursächlichen Gründe. Bei der Einnahme mehrerer Medikamente kann es zu Wechselwirkungen kommen, die Schlafstörungen weiter verfestigen können. Abends sollten Sie zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf Alkohol verzichten. Alkohol hilft zunächst beim Einschlafen, führt aber im Lauf der Nacht zu Schlafunterbrechungen und frühzeitigem Erwachen.

Meine Mutter hat Schlafstörungen. Tagsüber hält sie immer einen Mittagsschlaf, nachts kann sie nicht schlafen, weil sie viel grübelt. Sie nimmt Schlaftabletten. Was kann helfen?

Ferchiou: Ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus ist wichtig für eine gute Erholung in der Nacht. Wenn Ihre Mutter Mittagsschlaf hält, dann sollte sie dies nur kurz tun. Und sie sollte erst ins Bett gehen, wenn sie müde ist. Bevor sie stundenlang wach im Bett liegt, sollte sie aufstehen und dann erst wieder ins Bett gehen, wenn sie wieder müde wird. Ein Schlafprotokoll zu führen, kann hilfreich sein, um wieder geregelte Schlafzeiten zu haben.

Ich, 67,  habe viele Sorgen auch wegen der Corona-Pandemie und liege nachts stundenlang wach.

Ferchiou: Probieren Sie pflanzliche Schlafmittel wie Baldrian oder Schlaftee aus sowie Entspannungsverfahren. Lernen Sie damit das Gedankenkarussell zu stoppen und innerlich zur Ruhe zu kommen. Auch ist es wichtig, einen Ausgleich zum Alltag zu schaffen, etwa indem Sie Sport treiben – mit genügend Abstand zur Schlafenszeit. Bei älteren Menschen kann ein Mangel an Bewegung und zu wenig körperliche Auslastung zur Schlaflosigkeit führen.

Mit dem Einschlafen habe ich keine Probleme, doch gegen zwei Uhr werde ich wach und komme nicht mehr zur Ruhe, weil mich meine Beziehungsprobleme belasten.

Monika Neumann, Diplom-Sozialarbeiterin und Leiterin der Lebensberatung des Bistums Trier in Gerolstein: Nehmen Sie die Probleme nicht mit ins Bett, sondern bearbeiten Sie den Beziehungsstress an einem anderen Ort. Beispielsweise  unter fachlicher Beratung in einer Lebensberatungsstelle.

Wie schaffe ich es, mich nachts nicht immer mit Grübeleien zu beschäftigen?

Neumann: Entspannen Sie vor dem Schlafengehen und legen Sie ein Notizbuch neben das Bett. Darin können Sie aufschreiben, was sie bewegt und es sozusagen loslassen. Gehen Sie mit positiven Gedanken ins Bett, und denken Sie daran: Alles hat Zeit bis zum nächsten Tag.

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