Der TV-Garten im Juni Zuhause ist im Garten

Wittlich-Neuerburg · TV-Garten im Juni: Gärten haben sich längst zum Wohnraum unter freiem Himmel entwickelt. Welche Aspekte helfen, den neu gewonnenen Freiraum ansprechend zu gestalten, veranschaulicht ein Privatgarten in Wittlich-Neuerburg.

 Rita Reihsner geht durch ihren neu gestalteten Garten. Für sie und ihren Ehemann ist das Refugium ein wahrer Sehnsuchtsort.

Rita Reihsner geht durch ihren neu gestalteten Garten. Für sie und ihren Ehemann ist das Refugium ein wahrer Sehnsuchtsort.

Foto: TV/Kathrin Hofmeister

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis in der Gestaltung des Gartens zu einem behaglichen Zuhause fällt in einem Nebensatz: „Wir haben uns Zeit gelassen und den Garten Stück für Stück entwickelt.“ Rita Reihsner steht im „alten Gartenteil“ direkt hinter dem Haus, das ihr Mann, der Bauingenieur Udo Reihsner, gleich mit Glasanbau für einen ganzjährigen Durchblick in den Garten entworfen hat, und erinnert sich an die Anfänge.

1984 zieht die Familie ein. Rund ums Haus entstehen ein Nutzgarten, der Teich und erste Sitzplätze. Als sich die Möglichkeit ergibt, das angrenzende Wiesengrundstück zu erwerben, zögern die beiden nicht lange und erweitern den Freiraum. Vom höchsten Punkt im etablierten Gartenteil überblickt man das ganze Terrain. Gleichzeitig verheißen geschickt miteinander verwobene Erlebnisräume, die sich von den Seiten ins Bild schieben, dass hier viel zu entdecken ist. Einen großen Gartenraum in eine Wohlfühl-Oase zu verwandeln, gelingt durch kleinteiligere Räume.

Im Hausgarten geht es um Privatsphäre. Was die Wände im Wohngebäude leisten, übernehmen im Außenbereich Einfriedungen. Hecken und Sichtschutz müssen dabei nicht nur das Außen vom Innen trennen. Sie können auch intern für eine Raumteilung sorgen. Im Garten des Bauingenieurs und seiner Frau sind die Gartenzimmer durch bauliche Architektur klar strukturiert. Bauliche Elemente erzeugen als Gerüstbildner das Raumgefüge. Das kann ein gepflasterter Sitzplatz sein oder ein Bereich, der durch Mauern mit unterschiedlichen Höhenstufen spielt, wie der als Rund angelegte Senkgarten.

An der linken Seite ist ein Grillhaus entstanden. Den Sitzbereich fasst ein Beet mit knorrigem Olivenbaum und mediterranen Kräutern ein. Rosmarin, Salbei und Thymian lassen sich gartenfrisch für die Küche ernten und zelebrieren das südländische Lebensgefühl. Ein Garten sollte immer ein bisschen Urlaubsstimmung aufkommen lassen. Mit charakteristischen Pflanzen holt man sich die Atmosphäre eines Sehnsuchtsortes in den Garten. Sogar eine Hanfpalme fächert das Flair des Südens in die Wittlicher Senke.

Die beiden Mittelmeerfans erinnern sich: „Dahinter wollten wir das Gelände ursprünglich als Wiese liegen lassen.“ Doch die Idee eines Rundwegs eröffnete neue Möglichkeiten. Beim Spaziergang durch den Garten erlebt man den Garten aus verschiedenen Blickwinkeln. Besonders ausgleichend wirkt der Gang am Wasser. „Mittendurch zog sich zu Beginn ein Bachlauf“, erzählt Rita Reihsner. Schnell zeigte sich jedoch, dass der Wasserdruck nicht für den ganzen Umlauf reichte. „Er lief immer trocken.“ Das versiegende Nass wurde rückgebaut. Übrig blieb der moderne Sprudler, bei dem sich der Wasserschwall als durchsichtiger Film ergießt. „Ohne Fortlauf sah das Wasserelement nun aber verloren aus.“ Das kunstsinnige Ehepaar erweiterte die gemauerte Brunnenwand um eine großzügig aus Beton modellierte Sitzbank in geschwungener Form. „Jetzt stimmten auch die Proportionen.“ Das richtige Maß sorgt für Harmonie.

Das gilt auch für ein ausgewogenes Verhältnis von Baulichem und Pflanzen. Bäume, Sträucher und Stauden kleiden den Garten ein. Wie wohltuend es wirkt, wenn Blatt- und Blütenstoff harte Steinkonturen abrundet und Schleierkraut eine Natursteinmauer überzieht, zeigt sich beispielhaft in der Liegestuhlecke, wo die blühende Orangenblume den Wellness-Bereich gerade mit ihrem Duft erfüllt. Schon lange hatte sich die ganze Familie eine Außendusche gewünscht. „Ich liebe es, nach der Gartenarbeit einfach die Füße hier abzukühlen“, schwärmt Rita Reihsner. Die aufgemauerte Duschkabine im Halbrund bot die nötige Kulisse, um Steinammoniten einzumauern und den Abschluss mit einer Sandsteinfigur zu krönen. Solche Details verleihen nicht nur dem persönlichen Spa-Bereich ein elegantes Ambiente.

Überall im Garten gleichen liebevoll arrangierte Hingucker, dem berühmten i-Tüpfelchen. Accessoires gestalten Gartenräume wohnlich. Rita Reihsner bastelt leidenschaftlich und das auf hohem Niveau. Vieles ist in Floristikkursen entstanden oder von Gartenmärkten angeregt, die sie regelmäßig besucht. Eines ihrer Meisterstücke sitzt zwischen zwei kubisch geschnittenen Hainbuchentürmen. Schon als sie die Nanas, jene poppig bunten Frauenfiguren der berühmten französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle mit voluminösen Rundungen, das erste Mal sah, war sie begeistert von den Ikonen der Kunstgeschichte. „In dem vielen Grün sieht es super aus, wenn mal ein richtiger Farbfleck platziert wird“, weiß die Frau mit dem Händchen für dekorative Accessoires.

Durch die farbliche Gestaltung bekommt der Außenraum etwas von Inneneinrichtung. Bei schönem Wetter staffiert sie alle Sitzgelegenheiten mit Polstern aus. Das wirkt einladend. In den Sommermonaten ist der Garten schließlich das verlängerte Wohnzimmer. 

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