Ein lieber Gruß am Schluss - Glückwünsche formulieren

Stuttgart (dpa/tmn) · Sie sind auch in Zeiten von SMS und E-Mail ein Muss zu Geburtstag, Hochzeit oder Neujahr: Glückwunschkarten. Floskeln haben darin aber nichts zu suchen. Besser ist es, Gefühle und Anekdoten in den Text zu packen.

„Alles Liebe“, „Alles Gute“, „Du sollst hochleben“: Eine kleine Glückwunschkarte kann ganz schön viel Platz haben, wenn man nicht die richtigen Worte findet. Was ist eloquent, was freundlich, was kreativ? Auch Knigge- und Stilexperten können keine pauschale Anleitung zum Formulieren geben, sie sind sich jedoch einig, worauf es bei Glückwünschen jeder Art ankommt: Der Gruß muss glaubhaft wirken, und mit der Post kommen.

„Der Beschenkte muss merken, dass sich der Gratulant bei seinem Glückwunschschreiben Mühe gegeben hat“, sagt Agnes Jarosch, Leiterin des Deutschen Kniggerats in Stuttgart. Nur mal schnell ein paar Worte per E-Mail oder über soziale Netzwerke zu versenden, sei unpassend: „Handgeschriebene Glückwunschschreiben sind auch im Internetzeitalter noch en vogue - und das über alle Generationen hinweg“, sagt Jarosch. Nur bei entfernten Bekannten sei es in Ordnung, einen Glückwunsch über das Internet zu verschicken.

Damit die Worte dem Beschenkten auch im Gedächtnis bleiben, rät Frank Rosenbauer, Redenschreiber und Autor eines Glückwunsch-Ratgebers: „Die Glückwünsche müssen individuell auf den Adressaten eingehen, sonst gehen sie im Stapel der anderen Glückwünsche unter.“ Das schaffe eine persönliche Anekdote, aber auch ein Zitat, das berühmt oder nur dem Leser bekannt ist. In Selbstgereimtem sollten Namen, Orte oder andere Informationen über den Leser eingebaut werden. Denn sonst denke er, man hätte den Spruch nur aus dem Internet oder aus einem Buch abgeschrieben.

Individualität hat oberste Priorität bei jedem Glückwunschschreiben - das steht auch für Hans-Michael Klein, Vorsitzender der Deutschen Knigge Gesellschaft im nordrhein-westfälischen Geseke, außer Frage. „Der absolute Killer der Individualität sind Floskeln“, warnt er. Wo sie sich nicht vermeiden lassen, müssen sie - wie auch bei Reimen - unbedingt individuell angereichert werden.

„Glückwünsche und Komplimente dürfen nicht übertrieben, sondern müssen ehrlich gemeint sein“, sagt Rosenbauer. Es sollten nicht einfach nur Superlative aneinandergereiht werden. Und ein Dankeschön müsse begründet werden. Dennoch dürfe man den Anlass nutzen, um dem Gegenüber zu zeigen, wie wichtig er oder sie einem ist. „Keine Angst vor Emotionalität. Dadurch macht man dem Beschenkten eine große Freude.“

Gerade der Abschiedsgruß sage viel über das persönliche Verhältnis aus, erläutert Klein. Hier sollten ebenfalls kitschige Übertreibungen vermieden werden. Guter Stil sei hingegen: „In tiefer Freundschaft“ für die beste Freundin und ein einfaches „In Liebe“ für den Partner. Es reiche aber auch ein schlichtes „Dein“ oder „Ihr“.

Gut komme es auch an, wenn im Abschiedsgruß ebenfalls eine Information verarbeitet wird - etwa „erholsame Tage im Urlaub“ zu wünschen, wenn man wisse, dass das Geburtstagskind verreist. Damit zeige man dem anderen, dass man sich für sein Leben interessiert. Dann dürfen die lieben Worte auch recht kurz sein: Kniggetrainer Klein rät, grundsätzlich nur eine Seite zu füllen - ob auf der Karte oder auf dem Bogen des Briefpapiers. Der Leser sollte nicht umblättern müssen.

Die Gestaltung der Karte sollte zum Anlass und zum Adressaten passen, sagt Klein. „Zum Kindergeburtstag der Nichte beispielsweise passt eine pinke Karte mit Glitter, zum 80. Geburtstag des Großvaters ist es absolut unpassend.“ Wichtig sei in jedem Fall, dass nicht die billigste Karte genommen wird. Kniggeexpertin Jarosch hält es auch für eine nette Geste, diese zu basteln. „Das zeigt, dass man sich Mühe gegeben hat, und es ist sehr individuell.“ Wer aber zwei linke Hände hat, sollte es lassen: „Es darf nicht aussehen, als hätte es ein Kind gebastelt.“

Die Karte muss unbedingt in einem Kuvert stecken - auch wenn sie persönlich überreicht wird, betont Klein. „Je mehr man etwas versteckt, umso mehr wertet man das Geschriebene auf, lässt es wertvoller erscheinen.“ Außerdem gehöre es sich, den Umschlag zu beschriften, sagt Jarosch. „Entweder nur den Namen oder mit einem 'für' davor.“ Der Anlass für den Gruß gehöre aber nicht auf das Kuvert.

Geschrieben werden die Worte in einer gut lesbaren Farbkombination. Jarosch empfiehlt blaue Tinte auf weißem Papier, geschrieben mit dem Füller. „Tinte macht ein schöneres Schriftbild als ein Kugelschreiber“, sagt die Stilexpertin. Wer aber eine schwer leserliche Handschrift hat, ist entschuldigt: Die Glückwünsche dürfen dann mit dem Computer geschrieben und ausgedruckt werden. Doch auf jeden Fall sollten Anrede, Abschiedsgruß und Unterschrift per Hand geschrieben werden - der persönliche Anstrich ist eben Pflicht.

Literatur:

Rosenbauer, Frank; Fischer, Jürgen (Hrsg): Grüße und Glückwünsche: Wie sage ich's richtig?, Haufe-Lexware, 2007, 128 S., 6,90 Euro, ISBN-13: 978-3448079111

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort