Eine Klasse für sich

Ob mit oder ohne Spiegel - Systemkameras spielen in einer anderen Liga als die günstigeren Kompaktkameras. Sie kommen auch mit schwierigen Lichtverhältnissen zurecht, meint Stiftung Warentest in seiner aktuellen Ausgabe.

Berlin. (red) Spiegelreflexkameras sind die Königsklasse, doch die Monarchie wankt. "Spiegelreflexkamera ohne Spiegel" hallte es 2008 durch die Medien. Panasonic stellte auf der Fotomesse Photokina die Lumix DMC G1 vor, eine Kamera ohne Spiegel, die die Königsklasse beerben will. Im Duell mit 13 Spiegelreflexkameras (SLR) überflügelt sie tatsächlich etliche in der Bildqualität. Die Stiftung Warentest attestiert ihr kompakte Abmessungen und eine "gute" Bildqualität (Note 2,5).

Doch noch hat das letzte Stündlein der Spiegelreflexkameras (SLR) nicht geschlagen. Etliche punkten mit besserer Bildqualität und besserem Preis. Denn ein Preisbrecher ist die spiegellose Panasonic Lumix G1 nicht: Sie ist nur mit Objektiv zu haben und kostet 680 Euro.

Schon eine der billigsten Spiegelreflexkameras im Test, die Canon EOS 1000D für 410 Euro ohne Objektiv, trumpft mit einer besseren Bildqualität auf (Note 2,2). Die Canon schwächelt nicht einmal in der kritischsten aller Disziplinen: Fotos bei wenig Licht. Hier platziert sie sich neben teilweise teureren Kameras, wie der Panasonic Lumix DMC G1, der Nikon D60, der Pentax K-m und der Olympus E-520. Diese fünf Kameras sind auch bei wenig Licht "gut". Am besten schneidet hierbei die Nikon D60 ab. Sie ist nicht nur empfindlich, sondern zeigt auch besonders viele Details.

Manche Kameras sind Nachteulen



Mit Ausnahme der Panasonic Lumix G1 hat jede dieser fünf Kameras einen Bildsensor mit "nur" 10 Megapixeln. Das reicht sogar für gute Bilder bis zu einer Empfindlichkeitseinstellung von Iso 1600. Man könnte sie "Nachteulen" nennen. Die anderen Kameras im Test haben bis zu 15 Megapixel. Bei wenig Licht schneiden sie schlechter ab. Ab Iso 800 wird bei ihnen das "Bildrauschen" sichtbar oder herausgerechnet. Dabei gehen feine Details verloren, die Auflösung sinkt.

Zum Vergleich: Kaum eine Kompakt- oder Bridgekamera könnte in diesem Testfeld auch nur ein "Befriedigend" erreichen. Von ihnen brillieren nur wenige mit hoher Farbtreue. Und sie haben einen weniger lichtempfindlichen Bildsensor. Deshalb sind sie oft schon bei Iso 400 kaum brauchbar, wogegen die besten SLRs noch bei Iso 1600 überzeugen. Das hilft bei Kerzenlicht, beim Blitzlichtverbot im Museum, bei großer Brennweite (wenn der Bildstabilisator fehlt) und für schnell bewegte Motive und "Models" wie Kinder.

Doch keine noch so gute Technik kann das Auge des Fotografen, sein Gespür für bewahrenswerte Momente ersetzen. So wählt er zum Beispiel Belichtungszeit und Blende je nach Motiv und erstrebter Aussage. Das Wissen lässt sich mit den geprüften Kameras gut umsetzen - viel besser als mit der besten Kompaktkamera.

Ausschlaggebend ist jedoch das verwendete Objektiv: Wer sich ein Budget gesetzt hat, sollte lieber eine weniger teure Kamera kaufen und den Rest für bessere Objektive ausgeben. Zwar sind die im Paket verkauften brauchbar, hochwertigere Objektive erlauben aber bessere Bilder.

Hintergrund Systemkameras bestehen in der Regel aus einem Kameragehäuse und einem Wechselobjektiv. Sie können mit verschiedenen Objektiven, aber auch weiterem Systemzubehör, wie zum Beispiel leistungsstarken Blitzlichtgeräten, betrieben werden. (eg)

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