Es gibt gesündere Jobs als den des Pädagogen

Die Anforderungen an Lehrer sind in den vergangenen Jahren größer geworden, während die Wertschätzung des Berufs nachgelassen hat. Der Job in der Schule macht Pädagogen immer häufiger krank.

Trier/Landau. (kat) "Zahlreiche Studien belegen, dass Lehrer einer Vielzahl von beruflichen Belastungen ausgesetzt sind, die zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu Frühpensionierungen führen können", sagt Gabriele Dlugosch vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (Zepf) in Landau. Das Zepf hat herausgefunden, dass Belastungsfaktoren in den vergangenen Jahren zugenommen haben, da die Anforderungen an die Lehrer gestiegen sind. Die Klassengröße, geringe Wertschätzung, mangelnde Disziplin und Motivation bei den Schülern, kaum Entspannungsmöglichkeiten in den Pausen und Beschimpfungen im Internet seien nur einige der Faktoren, die oftmals gesundheitliche Auswirkungen hätten. "Hinzu kommt, dass die meisten Lehrer ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein haben, sich oft auch krank in die Schule schleppen", sagt Dlugosch. Und der Druck auf die Lehrkräfte sei größer geworden. "Es werden immer mehr gesellschaftliche Aufgaben auf die Pädagogen abgewälzt." Ein Beispiel: "Entscheidungen wie die Einführung der Realschule plus werden gefällt, und oftmals müssen Lehrer schauen, wie sie zurechtkommen", sagt Dlugosch. Im Auftrag der ADD hat die Zepf jüngst eine Online-Studie zum Thema Lehrergesundheit durchgeführt. 753 Pädagogen haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse werden bald vorgestellt.

Seit acht Jahren ist das Projekt Lehrergesundheit vom Mainzer Bildungsministerium an der ADD in Trier eingerichtet. "Lehrergesundheit ist immer noch ein randständiger Aspekt, der erst wahrgenommen wird", sagt die Projekt-Verantwortliche Elisabeth Gläßer. "Eine Studie in Bayern hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Lehrer, die vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden, aufgrund psychischer Erkrankungen frühpensioniert werden", berichtet die ADD-Mitarbeiterin. Viele Faktoren - von der Persönlichkeit des Lehrers bis hin zu den Rahmenbedingungen - spielten bei Erkrankungen von Lehrern eine Rolle. Ziel des Projekts ist auch, zu schauen, was an Schulen gesundheitsfördernd ist. "Studien haben gezeigt, dass vor allem ein gutes soziales Klima unter den Kollegen gesundheitsfördernd ist", sagt die Projektleiterin. Auch die Frage, ob Lehrer unterstützt würden und ob sie sich über ihre Arbeit austauschen könnten, seien gesundheitsfördernde Bedingungen.

Bereits in der Lehrerausbildung müsse der Umgang mit besonderen Belastungsfaktoren thematisiert werden. Dies sei noch nicht ausreichend der Fall. "Ein Drittel der Lehramtsstudenten ist nicht für den Beruf geeignet", gibt Zepf-Mitarbeiterin Dlugosch zu bedenken.

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