Es war einmal ein Huhn

Jedes zweite Produkt ist am Ende der Verbrauchsfrist nicht frisch genug. Rosa, sauber, ohne Fett, ohne Blut, von Knochen oder Federn ganz zu schweigen: Nichts an einem perfekten Hähnchenbrustfilet erinnert auf den ersten Blick an das Tier, von dem es stammt. Für die Stiftung Warentest war das einstige Lebewesen Huhn aber bei genauerer Betrachtung nicht zu übersehen.

Trier. (red/td) Im jüngsten Test fanden sich eindeutige Spuren: Blutreste, Adern, vereinzelt Knochenstücke, sogar ein Strohhalm.

Auf dem Prüftisch lagen 19 frische Hähnchenbrustfilets. Fünf Sensorikspezialisten bereiteten sie am Verbrauchsdatum im Bratschlauch ungewürzt im Ofen zu und verkosteten sie. Außerdem prüften sie davor und danach Aussehen und Geruch.

Labortest ergibt oft muffigen und säuerlichen Geruch



Im Labor untersuchten die Tester die Filets auf Tierarzneimittel und am Ende der Verbrauchsfrist auf Keime. Bei zehn der 19 Filets haperte es an der Frische. Die Tester störte häufig der Geruch des rohen Fleisches: leicht dumpf, muffig, säuerlich. Zum Teil roch es nach der Zubereitung noch so und schmeckte sogar leicht säuerlich.

Beide Hähnchenbrustfilets von Friki, eines davon bei Norma unter der Marke Gut Langenhof angeboten, rochen so übel, dass die Tester sie nicht mehr verkosteten. Schuld waren Verderbniskeime wie Pseudomonaden und Enterobakterien, die auf schlechte Kühlung oder Hygiene bei der Verarbeitung hindeuten.

Auf den vorderen Plätzen im Test landeten zwei teure Biohähnchenbrüste gleichauf mit zwei günstigen Discounterfilets: Kaiser's Tengelmann/Naturkind für 17,90 Euro je Kilogramm, Rewe/biofam für 18,90 Euro, Lidl/Landjunker für 5,45 Euro und Netto/Premium-Frischgeflügel für 5,40 Euro.

In Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl stellten die Spezialisten nur geringe Unterschiede fest. So rochen die rohen Biofilets deutlich nach Geflügel, die vom Discounter fast neutral.

Schutzatmosphäre hält nicht länger frisch



Wer aber beim Essen auch an die Tiere denkt, dem empfehlen die Tester nur Biofilets. Denn deren Anbieter engagieren sich stark für den Tierschutz, Discounterfilets stammen aus industrieller Massentierhaltung. "Unter Schutzatmosphäre verpackt" - das steht auf der Verpackung der meisten Filets im Test. Dabei schützt das Gasgemisch mit 50 bis 80 Prozent Sauerstoff und rund 20 Prozent Kohlendioxid kaum vor Verderb. Vielmehr bietet Sauerstoff vielen Keimen ideale Wachstumsbedingungen. Und er reagiert mit dem Muskelfarbstoff Myoglobin, wodurch das Fleisch schön rosa bleibt. Dabei kann es schon verdorben sein. Die Schutzatmosphäre schützt also vor allem die Fleischfarbe, die beim Einkauf wenig hilft.

Verbrauchsdatum sollte nicht ausgereizt werden



Die Tester empfehlen, vor allem auf das Verbrauchsdatum zu achten und die Verbrauchsfrist von rund einer Woche lieber nicht auszureizen. Danach, oder wenn das Fleisch schon vorher säuerlich riecht, sollte es nicht mehr zubereitet werden. Rund elf Kilogramm Hähnchenfleisch lässt sich jeder Deutsche pro Jahr schmecken. Am meisten begehrt ist die Brust des lieben Federviehs - kein Wunder: Im Kalorien- und Fettgehalt kann sie punkten. Eine Portion von 200 Gramm - das sind ein großes oder zwei kleine Filets - kommt im Test nur auf etwa 220 Kilokalorien und 3,5 Gramm Fett.

Weitere Themen im Oktoberheft von test: Digitalkameras, Küchenmaschinen, Pflegemittel für Zahnersatz.

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