Fleisch oder kein Fleisch - Das ist hier die Frage

In Zeiten von Gammelfleisch und Massentierhaltung entscheiden sich immer mehr Verbraucher für einen vegetarischen oder veganen Lebensstil. Das geht nicht von heute auf morgen. Wer seine Ernährung umstellen möchte, muss einiges beachten, sagen Ernährungsexpertinnen der Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz. Daher ist eine gute Vorbereitung nötig.

Sojaschnitzel, Veggie-Burger und Gemüse-Spießchen sind hip und werden in Kochshows als Alternative zu Fleisch zelebriert. Das kommt gut an. Immer mehr Deutsche ändern ihr Essverhalten und verzichten auf Huhn, Rind oder Schwein. Hierfür gibt es verschiedene Erklärungen. Die einen entscheiden sich wegen ihrer Gesundheit für eine vegetarische oder vegane Lebensweise. Andere wiederum lehnen es aus ethischen Gründen ab. Oder weil die Medien erneut einen Gammelfleischskandal aufgedeckt haben. Denn Negativberichte verstärken die Nachfrage nach fleischlosen Produkten.TV-Telefonaktion

Das sagen Susanne Umbach und Iris Brenner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer sich für eine vegetarische oder vegane Ernährung entschließt, ist mit dieser Entscheidung gut bedient, sagen die Ernährungsexpertinnen. Denn eine Ernährung ohne Fleisch oder tierische Produkte senkt Gesundheitsrisiken. Vegetarier und Veganer hätten sogar eine längere Lebenserwartung. Doch es gibt viel zu beachten.Die beiden Expertinnen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz erklärten TV-Lesern, was es bei vegetarischer und veganer Ernährung zu beachten gilt, und was für eine vollwertige sowie ausgewogene Ernährung wichtig ist. An erster Stelle stünde aber eine gute Vorbereitung. Informationen einholen: Der Körper braucht Energie und Bausteine, um zu wachsen und zu leben. Bevor sich jemand dazu entscheidet den fleischlichen Gelüsten zu entsagen, sollten sich Interessierte vorher gut informieren. "Eine Rücksprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater ist sinnvoll. In dem Gespräch können eventuelle Auswirkungen auf den Körper geklärt werden", sagt Brenner. Denn Nährstoffdefizite können bei der Ernährungsumstellung auftauchen. Daher ist der Dialog mit einem Mediziner ratsam. Denn dieser kann Bluttests machen und Tipps zu nahrungsergänzenden Mitteln, wie Vitaminen (D und B 12) oder Spurenelementen geben. Viele Mediziner würden heutzutage den Verzicht von Fleisch loben und die positiven Aspekte einer Ernährungsumstellung aufzählen, verraten die beiden Ernährungsexpertinnen. Gesundheitliche Vorteile: "Vegetarier und Veganer sind weniger übergewichtig", zählen sie als ersten positiven Effekt auf. Viele Vegetarier und Veganer seien körperlich fit und würden weniger Ermüdungserscheinungen aufweisen. "Weniger Gewicht wirkt sich positiv auf den Körper aus", sagt Umbach. "Denn dadurch wird unter anderem das Risiko eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls verringert." Weitere positive Effekte: weniger Bluthochdruck-, Kreislauf- und Gelenkprobleme. Trotzdem müsse auf Mangelerscheinungen hingewiesen werden, sind sich Umbach und Brenner einig. Diese lassen sich mit dem Verzicht auf Fleisch und jeglicher tierischer Produkte nämlich nicht vermeiden. Mangelerscheinungen: Bei Vegetariern sei die Nährstoffversorgung für gewöhnlich gesichert, da die meisten neben Gemüse und Sojaprodukten auch Milch und Eier verzehren. Dennoch haben sie einen geringeren Eisenspeicher. Das Gleiche gilt auch für Veganer. "Unser Körper nimmt Eisen besser auf, wenn es aus Fleisch kommt. Vegetarier und Veganer sollten daher zu jeder Mahlzeit etwas Frisches mit viel Vitamin C zu sich nehmen. Das beschleunigt die Aufnahme", erklärt Umbach. Geeignet seien eine Paprika oder ein Glas Orangensaft. Bei Veganern sieht es komplizierter aus: "Diese Ernährungsform erfordert eine unglaublich bewusste Zusammenstellung der täglichen Nahrung", sagen die Expertinnen. Bei einer fehlerhaften Auswahl könnten Mangelzustände im Bereich Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiß auftreten. Veganer müssten darauf achten, dass sie genügend Eiweiß zu sich nehmen. Hülsenfrüchte, Getreide- und Sojaprodukte seien dabei eine gute Wahl. "Ebenso wichtig ist es, dass Veganer auf eine Vitamin B 12-Zufuhr achten", sagt Brenner. Das Vitamin sei ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten und gilt daher als kritischer Nährstoff bei veganer Ernährung. "In diesem Fall ist Vitamin B 12 als Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll", erklärt sie. Risikogruppen: Aufgrund dieser Mangelerscheinungen lehnt Brenner eine vegane Ernährung für Kinder ab. "Kinder müssen wachsen. Ihre Körper sind noch in der Entwicklung. Aus diesem Grund haben sie einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen und reagieren auf Mangelerscheinungen empfindlicher als Erwachsene." Auch von einer veganen Ernährung für Schwangere rät die Expertin ab. Denn je mehr Lebensmittel während der Schwangerschaft weggelassen werden, desto größer ist die Gefahr, dass die Muttermilch nicht genug Nährstoffe für das Neugeborene enthält. Siegel-Wirrwarr: Wer sich im Supermarkt nach vegetarischer oder veganer Kost umschaut, stellt fest: Es gibt kein einheitliches staatliches Siegel, das Verbrauchern mehr Sicherheit beim Einkauf gibt. Daher ist es wichtig, dass Verbraucher sich die Verpackungen gut durchlesen und auf die Zutaten achteten, sagen die Ernährungsexpertinnen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Rheinland Pfalzverbraucherzentrale-rlp.de

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