Forschertag, offene Türen und ganz viel Spaß

Trier · Spaß von Anfang an ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Schul- und Bildungskarriere. Warum diese bereits im Kindergarten beginnt, zeigt ein Vorzeigeprojekt in Trier-Pfalzel. Dort arbeiten Kita und Grundschule bereits seit Jahren eng zusammen.

Trier. Die Türen in der Georg-von-Pfalzel-Grundschule sind weit geöffnet. Grund dafür sind nicht nur die heißen Temperaturen in diesen Tagen. "Grundsätzlich dürfen unsere Vorschulkinder in die Klassen gehen und am Unterricht teilnehmen", sagt Anne Breit-Klären, Leiterin der Kita St. Adula in dem idyllischen Stadtteil Triers. "Die Kinder kennen die Regeln und die Lehrer. Und wenn die Klasse einmal keinen Besuch der jungen Kinder wünscht, dann signalisiert das ein Stoppschild, das an die Türklinke gehängt wird."Zukunft Bildung In der Region


135 Kinder in sechs Gruppen werden in der Kita St. Adula betreut. 28 davon sind jünger als drei Jahre alt, 30 fiebern dem Tag ihrer Einschulung entgegen. Die "Wackelzähne", wie die Vorschulkinder in Pfalzel heißen, haben ihre Gruppenräume seit 2011 im Gebäude der Grundschule. Beide Einrichtungen setzen bereits seit 2007 auf Nähe, als sie an dem Projekt Ponte teilgenommen haben (siehe Extra). Das ist zwar bereits vor vier Jahren ausgelaufen. Die mentale und konzeptionelle Brücke, die bis dahin gebaut war, will aber niemand mehr einreißen.
"Der Schritt für Kinder ist enorm, wenn sie vom Kindergarten in die Schule wechseln", sagt Anne Breit-Klären und zitiert eine Studie, wonach 40 Prozent der ABC-Schützen zum Teil große Probleme haben. Diese sollen in Pfalzel möglichst gar nicht aufkommen, haben sich die Erzieherinnen und Lehrerinnen der beiden Einrichtungen bei gemeinsamen Fortbildungen und Arbeitsgruppen zum Ziel gemacht. "Es war schon überraschend, wie wenig wir anfangs von der Arbeit und vom Konzept der jeweils anderen wussten."
Das bestätigt Elke Jennings, die "Tandem-Beauftragte" der Grundschule. Seit 19 Jahren ist sie Lehrerin in Pfalzel und hat noch die Zeit erlebt, als Grundschule und Kindergarten bis auf einen Pflichttermin vor dem Wechsel der Vorschulkinder nichts miteinander zu tun hatten. Das habe sich grundlegend geändert: "Die Kinder kommen heute viel unbefangener in die Schule. Früher konnten wir zum Beispiel die Arbeitsgruppen erst nach einer längeren Eingewöhnungszeit im Herbst starten. Das geht heute schon in der ersten Woche nach dem Start des neuen Schuljahres." Lehrerinnen und Erzieherinnen begegnen sich längst auf Augenhöhe, wie auch Christiane Brenner bestätigt, die seit April die Schule leitet: "Die Zusammenarbeit läuft sehr gut und koordiniert."
Von den gemeinsamen Aktionen profitieren natürlich auch die Schulkinder. Forschertag, Singreise und Schiedsrichterschulung machen schließlich auch den "Großen" Spaß. Beim Trierer Stadtlauf machte sich ein gemeinsames Team beim Kinderlauf auf die Strecke, natürlich nicht, ohne davor einige Trainingseinheiten absolviert zu haben.
Davon erzählen die Kinder mit Begeisterung, auch wenn in Klasse eins gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, wer in die Schule geht und wer zu den Wackelzähnen gehört. "Mir macht das viel Spaß", sagt zum Beispiel Emil, der erst auf Nachfrage verrät, dass er sechs Jahre alt ist und mit seinem Freund Lio regelmäßig in den Unterricht kommt. Lio freut sich auch auf die Schulzeit, kennt aber durchaus bereits die damit verbundenen Herausforderungen: "Auf dem Stuhl sitzen bleiben zu müssen, das wird schwer." Jeremia ist sieben und blickt schon etwas weiter in die Zukunft: "Wenn wir in der dritten Klasse sind, dürfen wir auch zum Schwimmen. Das wird super."
Insgesamt 24 Köpfe zählt das feste Team in der Kita St. Adula, die zur kirchlichen Kita gGmbH Trier gehört. Auch Rali Frederiks gehört dazu, die sich als interkulturelle Fachkraft besonders um die Sprachförderung der Kinder kümmert, vor allem um die mehr als 40 Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund. "Unser komplettes Team hat an einer Sprachfortbildung teilgenommen", sagt Kita-Leiterin Anne Breit-Klären. "Sprache ist für die weitere Entwicklung der Kinder so wichtig; auch die Erzieherinnen müssen ein Grundwissen davon haben, wie Sprachförderung funktioniert."
Und die Eltern? Die würden frühzeitig über das Konzept der Kita St. Adula informiert und einbezogen. Wie gut das ankommt, davon zeugen die vielen Aktivitäten des Fördervereins.
volksfreund.de/bildungExtra

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat im Auftrag der Nikolaus-Koch-Stiftung eine Bedarfsanalyse zur Bildung in der Region Trier erstellt. Die Studie zeigt auf, wo Handlungsbedarf besteht. Beim Themenbereich "Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung" dokumentiert die Untersuchung sehr unterschiedliche Bildungskonzepte in den Kindertagesstätten und Grundschulen. Das mache den Übergang von der Kita zur Schule häufig schwierig. Notwendig sind demnach ein abgestimmtes Übergangsverfahren und ein gemeinsames Bildungs- und Qualitätsverständnis in den Einrichtungen. Als ein Vorzeigeprojekt in dieser Hinsicht gelten die Kita St. Adula sowie die Grundschule in Trier-Pfalzel (siehe links), die von 2007 bis 2011 an dem von der Nikolaus-Koch-Stiftung finanzierten Bildungsprojekt Ponte. Kindergärten und Grundschulen auf neuen Wegen teilgenommen haben. Als Tandem wurden beide Einrichtungen unterstützt, um optimale kindgerechte Lernsituationen zu gestalten und den Übergang von der Kita zur Grundschule zu erleichtern. Laut DKJS besteht zudem in den Kitas ein besonderer Sprachförderbedarf für Kinder und Eltern sowohl nichtdeutscher wie deutscher Herkunft. Dies wird ebenso Gegenstand eines Teils dieser Serie sein wie die Forderung nach einer verbesserten Familienbildung vor allem außerhalb der größeren Städte. Darüber lesen Sie mehr am kommenden Donnerstag. r.n.

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