Früh genug an den Pflegefall denken

Trier · Wer im Rentenalter pflegebedürftig wird, hat in der Regel Zugriff auf Leistungen aus der Pflegeversicherung und aus der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge. Anders sieht es bei denen aus, die schon in jungen Jahren zum Pflegefall werden.

Trier. Zwei Millionen Deutsche sind derzeit pflegebedürftig. Ihre Zahl wird sich verschiedenen Schätzungen zufolge in den kommenden zwei Jahrzehnten verdoppeln. So wird in wenigen Jahren jeder sechste Bundesbürger ein Pflegefall sein. Dabei sind jüngere Arbeitnehmer besonders darauf angewiesen, sich zusätzlich abzusichern, sofern sie eine Finanzierungslücke ausmachen.
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Aber auch ältere sollten darauf achten, für eine Pflege im Alter durch Vermögen oder private und gesetzliche Renten abgesichert zu sein.

Was zahlt die Pflegeversicherung?
Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt entweder für die häusliche, die teilstationäre und Kurzzeitpflege oder für die vollstationäre Pflege im Heim. Bei der Pflege durch Angehörige zu Hause gibt es zwischen 225 und 685 Euro monatlich je nach Pflegestufe - I, II, oder III. Bei professioneller Pflege zu Hause zahlt die Pflegeversicherung zwischen 440 und 1510 Euro, bei vollstationärer Pflege im Heim gibt es 1023 bis 1825 Euro. Von 2012 an gibt es jeweils leichte Steigerungen. "Allerdings reichen diese Beträge kaum aus, die Lücke zwischen gesetzlicher Pflegeversicherung und tatsächlich anfallenden Kosten zu decken", sagt Renate Schröder von der Beratungsstelle Trier der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Laut den Untersuchungen der Zeitschriften Öko-Test und Finanztest kann die Lücke bei vollstationärer Pflege und Pflegestufe III monatlich bis zu 1200 Euro ausmachen, bei professioneller Pflege zu Hause bei Pflegestufe III sogar 2200 Euro. Den Rest zu den tatsächlich anfallenden Kosten müssen die Versicherten oder deren Angehörige aus der eigenen Tasche zahlen - im Zweifel müssen auch die Kinder oder das Sozialamt einspringen.

Was kann man privat tun?
Auf dem Markt gibt es mehrere verschiedene Pflegezusatzversicherungen. Wichtig zu prüfen sind dabei die Leistungen bei den verschiedenen Pflege-Optionen zu Hause oder im Heim sowie bei Demenz - und das für jede Pflegestufe. Außerdem sollte man prüfen, ob etwa Fahrtkosten, technische Hilfsmittel oder besondere Komfortleistungen übernommen werden. Die Police sollte eine Dynamik aufweisen - sowohl vor Eintritt des Versicherungsfalls, um steigende Pflegekosten aufzufangen, als auch nach Eintritt des Versicherungsfalls, um die Leistungen anzupassen. Warte- und Karenzzeiten sollten laut den Verbraucherschützern vermieden werden. Es sollte auch ausreichen, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die Pflegebedürftigkeit festgestellt hat und kein weiterer Gutachter hinzugezogen werden muss. Und: Im Pflegefall sollte es eine Beitragsbefreiung geben.

Pflegetagegeld: Hierbei wird ein Tagessatz vereinbart, der zur freien Verfügung steht, also unabhängig von der Pflegeform eingesetzt werden kann, etwa auch für Hilfeleistungen wie das Erledigen von Einkäufen. Die Preisunterschiede der Versicherungen sind extrem hoch. Die Verbraucherschützer nennen etwa bei Pflegestufe III für eine 40-jährige Frau für ein Pflegetagegeld in Höhe von 50 Euro monatliche Kosten zwischen 22 und 72 Euro.

Pflegekostenversicherung: Sie bietet eine Erstattung der Restkosten nach dem Katalog der gesetzlichen Pflegeversicherung und nachdem diese gezahlt hat. Allerdings muss man selbst noch einen Teil der Kosten tragen. Und: Es werden nur die Kosten professioneller Dienstleister, nicht aber anerkannter privater häuslicher Pflege durch Angehörige ersetzt. Die Produkte sind laut den Verbraucherschützern in Mainz und Trier nur schwer zu vergleichen, folglich unterscheiden sich die Kosten und Leistungen zum Teil erheblich.

Pflegerentenversicherung: Hier wird eine vereinbarte Pflegerente gezahlt, die einen stabilen Beitrag hat und zur freien Verfügung steht. Sie wird jedoch selten angeboten und ist laut den Verbraucherschützern häufig teuer. Sie wird nicht empfohlen.

Fazit:
"Viele Leute sind verunsichert, ob sie im Pflegefall ausreichend abgesichert sind", hat Renate Schröder festgestellt. Vor allem fehlten eindeutige Einschätzungen über Finanzierungslücken für den Notfall. Wichtig sei deshalb, vor einem Vertragsabschluss den persönlichen Bedarf zu ermitteln und zunächst existenzielle Risiken wie Haftpflicht und Berufsunfähigkeit abzusichern.
Sofern weiterer Finanzierungsbedarf bestehe, sollte eine private Versicherung schon in jungen Jahren abgeschlossen werden. Dann seien die Beiträge noch niedrig, und die Probleme mit der Gesundheitsprüfung seien eher selten.

Wer nicht weiß, ob er ausreichend und richtig versichert ist, kann im Internet den Versicherungscheck der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz machen. Er kostet 25 Euro und ist unter www.vz-rlp.de/versicherungs-check abrufbar.

Im nächsten Teil unserer Versicherungsreihe in Zusammenarbeit mit der Verbraucherberatung Trier geht es um die Sachversicherungen. Abschluss unserer Reihe bildet am Mittwoch, 16. November, 17 bis 19 Uhr, eine Telefonaktion mit Experten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

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