Ernährung Gesund und bunt statt chemisch und unwirksam

Trier/Mainz · Mehr als eine Milliarde Euro geben die Deutschen jährlich für Nahrungsergänzungsmittel aus, obwohl die meisten gar keinen Nährstoffmangel haben und die Wirkung der Mittel umstritten ist. Eine Vitamin-Drehscheibe der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hilft Verbrauchern weiter.

  Wer sich für Gesundheit und Wellness etwas Gutes tun will, findet auf der Drehscheibe der Verbraucherzentrale wertvolle Ernährungshinweise.

Wer sich für Gesundheit und Wellness etwas Gutes tun will, findet auf der Drehscheibe der Verbraucherzentrale wertvolle Ernährungshinweise.

Foto: Sabine Schwadorf

Bunt und voller Versprechen sind die Pillen und Kapseln, die den Verbrauchern Schlankheit, Fitness, gesunden Schlaf, Leistungsfähigkeit und Schönheit von innen ankündigen. Immerhin jeder dritte Bundesbürger nimmt täglich sogenannte Nahrungsergänzungsmittel zu sich, allerdings ohne dass dafür in jedem Fall auch eine tatsächliche Wirkung absehbar ist oder die Einnahme eine ärztlich verordnete Notwendigkeit vorliegt. „Deutschland ist kein Mangelland: Ein abwechslungsreicher, bunter Speiseplan mit herkömmlichen Lebensmitteln deckt den täglichen Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen ab“, sagt Susanne Umbach, Expertin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Denn Obst und Gemüse enthielten genauso viele Nährstoffe wie früher. Fünf Handvoll davon reichten schon aus, „dazu Vollkorngetreide, Milchprodukte, Nüsse, viel trinken und für reichlich Tageslicht sorgen“, lautet ihr Ratschlag. Die Kombination der Lebensmittel sichere Abwechslung und Ausgewogenheit.

Viele Verbraucher kaufen Nahrungsergänzungsmittel vorsorglich. Dabei sollte eine zusätzliche Einnahme von Nährstoffen immer vorher mit dem Arzt abgeklärt sein, empfiehlt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Außerdem sollten Verbraucher sich bei unabhängigen Stellen wie dem Bundesinstitut für Risikobewertung und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit informieren.

Weiterer Tipp: Denken Sie über Alternativen nach! Oft genügt laut den Verbraucherschützern bereits eine Umstellung der Gewohnheiten. Auch sollte die maximal empfohlene Tagesdosis von Nährstoffen nicht überschritten werden. So kann etwa eine zu hohe Menge Vitamin D zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit führen, im schlimmsten Fall sogar zu Nierenverkalkung und Nierensteinen.

So hat die Verbraucherzentrale festgestellt, dass fast zwei Drittel aller Nahrungsergänzungsmittel überdosiert sind und damit massive Nebenwirkungen eintreten können. Zudem werben laut Ernährungsexpertin Susanne Umbach etwa 40 Prozent der im Internet vertriebenen Produkte mit nicht zugelassenen Gesundheitsaussagen: „Seien Sie also vorsichtig bei Aussagen in Internetforen und bei Bestellungen aus dem Ausland“, sagt sie. Denn eine Zulassung für Nahrungsergänzungsmittel wie bei Arzneimitteln gibt es nicht. „Die Produkte werden auch nicht auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit sowie die Richtigkeit der Werbeaussagen hin überprüft“, sagt sie. Von der Wirksamkeit ganz zu schweigen: „Tatsächlich sind die meisten Pillen und Pulver schlicht wirkungslos für Menschen, die sich normal ernähren.“

Für eine bessere Orientierung der Verbraucher hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz eine Info-Drehscheibe entwickelt, die im Handumdrehen über Nährstoffe informiert und darüber, in welchen Lebensmitteln die meisten Vitamine und Mineralstoffe für Wellness, Gesundheit und Schönheit stecken. So liefern etwa Eier und Käse Vitamin A für die Sehkraft, Hülsenfrüchte Folsäure für mehr Leistungsfähigkeit, Bananen Vitamin B6 gegen Stress und Sojabohnen sogenannte Phytoöstrogene bei Beschwerden der Wechseljahre (siehe Info).

Die praktische Drehscheibe gibt es kostenlos in der Verbraucherzentrale, Beratung Trier, Fleischstraße 77 zu den Öffnungszeiten Montag und Mittwoch 10 bis 15 Uhr sowie Donnerstag von 10-13 und 14 bis 18 Uhr. 

 Eine digitale Variante der Drehscheibe gibt es unter www.klartext-nahrungsergaenzung.de, Suchwort Drehscheibe.

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