Gräser feiern die neue Leichtigkeit

Es ist nicht mehr zu übersehen: Ziergräser haben Einzug in die Gartenwelt gehalten. Die Gründe liegen auf der Hand. Sie bringen mehr Natürlichkeit, weniger Pflegeaufwand und eine frische Brise in die Gestaltung. Die hohen Vertreter laufen mit der Herbstfärbung zu ihrer Hochform auf.

Auf allen Landesgartenschauen ist es zu sehen: Moderne Gartengestaltung kommt nicht ohne Gräser aus. Ihre natürliche Ausstrahlung erfüllt die Sehnsucht nach einer naturnahen Gestaltung.
Staudenpflanzungen mit Chinaschilf & Co. in ihrer Mitte strahlen eine Lebendigkeit aus, die man nur mit Pflanzen erreicht, deren Wedel sich vom Wind hin- und herwiegen lassen. Diese Art von Dynamik springt auf den Betrachter über. Gärten mit Gräsern werden als vitalisierend erlebt.
Aufmerksame Beobachter lesen noch mehr heraus: Die Leiterin der Königlichen Gartenakademie in Potsdam hat einmal geschrieben, das Riesen-Pfeifengras vor ihrem Küchenfenster sage ihr, "wie das Wetter des Tages wird. Wenn es still im Beet steht, weiß ich, dass ich nichts zu befürchten habe. Winden sich hingegen die zarten Blütenrispen, empfiehlt es sich dringend, eine Jacke mitzunehmen und wenn alle Rispen wild vom Wind in eine Richtung gedrängt werden, sollte man zur Sicherheit auch einen Schirm einstecken."
Frei von Schneckenfraß


Gräser überzeugen aber nicht nur als Wetterfahnen. Ihre robuste Natur macht sie immer populärer. Die pflegeleichten Gewächse kennen keine Krankheiten und sind frei von Schneckenfraß. Gräser muss man nicht düngen. Zu viel stickstoffbetonter Dünger würde ihr Gewebe sogar destabilisieren. Dann neigen sie zum Umkippen.
Als vertikale Pflanzposten strukturieren Ziergräser einen Gartenraum. Eines der bekanntesten Beispiele ist das straff aufrecht wachsende Gartensand-rohr Karl Foerster. Die fast diagonal verlaufenden Halme wirken wie Ausrufezeichen und bieten dem menschlichen Auge damit einen Fixpunkt im Blumenallerlei.
Das lineare Blattwerk der Gräser bildet einen hübschen Kontrast zu Blütenstauden. Schmalblättrige Sorten wie das gefeierte Chinaschilf Morning Light ziehen eine Art Schleier ein. Das erhöht die Spannung in einer Pflanzung.
An den Blatträndern funkeln Wassertropfen. Die Blütenähren des Lampenputzergrases und Rispen der Rutenhirse sind wahre Taufänger.
Ornamentale Gräser bilden die ideale Kulisse für Skulpturen oder werden selbst zum Blickfang. Alle hohen Gräser haben den großen Vorteil, dass sie bis weit in den Winter ihre Form behalten. Die Samenstände sehen nicht nur attraktiv aus, sondern bieten auch Schutzraum für Kleinlebewesen.
Feuerfarben im Herbst


Bevor die pflanzliche Architektur von Raureif überzogen wird, zeigen alle Ziergräser eine schöne Herbstfärbung. Spektakuläre Feuerfarben finden sich im Sortiment der Rutenhirsen und beim Japanischen Blutgras Red Baron. Welche Arten und Sorten sich für die individuellen Gartensituationen eignen, lässt sich zur jetzigen Hochsaison der Gräser in Schaugärten herausfinden.
Die nächst gelegenen Landesgartenschauen in den Nachbarbundesländern finden noch bis zum 12. Oktober statt in Zülpich (Nordrhein-Westfalen) und in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) sowie bis zum 5. Oktober in Gießen (Hessen).
Extra

Gräser und Bambus im Garten von Gabriele Richter, erschienen im Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-13374-3, Preis: 24,99 Euro.

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