Guter Rat ist nicht teuer

Plötzlich ein Pflegefall: Angehörige von Pflegebedürftigen sind oft überfordert, brauchen schnellstmöglich Hilfe. Die Verbraucherberatung bietet seit fünf Jahren ein Info-Telefon an - und der Beratungsbedarf ist noch immer enorm.

Trier/Mainz. Seit Jahren ist die Frau gehbehindert. Bislang war das kein Problem. Doch mittlerweile fällt es der 86-Jährigen schwer, sich noch selbständig zu bewegen, sie ist zu ihrer Tochter gezogen. Doch nun kommt die 86-Jährige nicht mehr alleine aus dem Bett. Ihre Tochter will ein Pflegebett für ihre Mutter besorgen. Doch die Pflegeversicherung weigert sich, zu zahlen: Die Seniorin ist offiziell kein Pflegefall, sie kann sich - wenn auch bedingt - noch selbst helfen. Beratungsbedarf ist noch immer hoch

Ein typischer Fall, wie sie die Berater der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz fast täglich zu hören bekommen. Seit fast fünf Jahren gibt es das Informations- und Beschwerdetelefon Pflege der Verbraucherzentrale. "Der Beratungsbedarf ist noch immer sehr hoch", sagt Pflegeexpertin Gudrun Matusch von der Verbraucherzentrale. 870 Beratungen wurden im vergangenen Jahr gezählt. Am häufigsten ging es dabei um die Einstufung in eine der drei Pflegestufen. Immer wieder beschweren sich Angehörige, dass Pflegebedürftige zu Unrecht eine niedrigere Pflegestufe und damit weniger Geld von der Pflegeversicherung erhalten. Auf die meisten Fragen haben die Experten der Verbraucherberatung Antworten. Schwierig wird es allerdings, wenn es darum geht, ambulante Pflegedienste oder Heime für die Betreuung der Pflegebedürftigen zu empfehlen. "Es gibt keine objektiven Kriterien, mit denen das Pflegeangebot verglichen werden kann", sagt Matusch. Nach Prüfbericht fragen

Zwar werden die Dienste und Einrichtungen regelmäßig vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) überprüft. Allerdings sind diese Prüfberichte nicht öffentlich. Man könne aber die Leiter der Dienste oder Heime nach dem letzten MDK-Bericht fragen, rät die Pflegeexpertin. Weigere sich das Heim, den Bericht zu zeigen, sollte man misstrauisch sein, sagt Matusch. Weitere Tipps zur Wahl des richtigen Heimes: Prüfen Sie, welche Leistungen in der Grundversorgung vom Heimentgelt abgedeckt werden und was als sogenannte Zusatz- oder Wunschleistung gesondert abgerechnet wird und von Heimbewohnern selbst gezahlt werden muss. Vereinbaren Sie mit der Heimleitung einen unverbindlichen Besuchstermin. Nur wenn die Einrichtung einen Versorgungsvertrag mit der Pflegekasse hat, beteiligt sich die Pflegekasse je nach Pflegestufe an den Kosten. Bei der Auswahl von Pflegediensten sollte Folgendes beachtet werden: Der Pflegedienst sollte vorab beim Hausbesuch möglichst kostenlos über Leistungen informieren und beraten.Lassen Sie sich das Abrechnungsverfahren erklären. Ein Kostenvoranschlag gibt Auskunft darüber, ob die bewilligten Mittel der Pflegekasse ausreichen und wie viel Sie gegebenenfalls aus eigener Tasche zuzahlen müssen. Erkundigen Sie sich nach den Mitarbeitern. Welche Leistungen werden von ausgebildeten Fachkräften ausgeführt, welche von Hilfskräften? pflege extra Angehörige von Pflegebedürftigen sind auf schnelle und zuverlässige Hilfe angewiesen. Bei der Wahl der Betreuung sind viele überfordert, es fehlt an unabhängigen Informationen über den richtigen Pflegedienst oder das für die Betroffenen richtige Heim. Betroffene können sich auf der Internetseite www.pflegekritik.de über Pflegeheime der Region informieren. Angehörige können Heime bewerten, sich mit Betroffenen oder Pflegepersonal austauschen. In der Serie "Leben im Alter" berichtet der Volksfreund derzeit regelmäßig über das Thema Pflege. Leser erhalten darin Tipps zur Pflegeversicherung, Experten verraten, wie man gesund alt wird.

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