Hänseleien an Schülern: So helfen Sie Ihrem Kind

Pausenlos klingelten die Telefone während der TV-Telefonaktion rund um das Thema "Schule". Zwei Psychologinnen gaben Eltern und Schülern Tipps.

Trier. (kat) Mein Sohn besucht die erste Klasse, und ich mache mir große Sorgen um das Klassenklima. Die Schüler sind untereinander sowie gegenüber Lehrern respektlos und nur auf die eigene Leistung orientiert. Welche Möglichkeiten gibt es, dies zu thematisieren?

Hannah Swoboda, Schulpsychologin am Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung, Trier: Fragen wie "Was brauche ich, damit ich mich wohl fühle?" und"Was brauchen die anderen, damit sie sich wohl fühlen?" müssen geklärt werden. Es sollten Wege gefunden werden, wie die Schüler miteinander vertraut gemacht werden können. Losgelöst von dem Lernen gibt es Schul- und Klassenprogramme, die Lehrer bei uns anfordern können. Präventionsprogramme wie "Ich und du und wir" können in den Schulalltag integriert werden. Die Grundschule ist auch ein Ort des sozialen Lernens, auch vom Gesetz her.

Ich bin zwölf Jahre alt und werde vor allem im Bus ständig gehänselt und auf den Hinterkopf geschlagen. Ich halte das nicht mehr aus. Es nutzt nichts, wenn ich sage, dass die aufhören sollen. Die Lehrer machen nichts, obwohl ich und meine Eltern denen das schon gesagt haben.

Kerstin Sperber, Schulpsychologin am Auguste-Viktoria-Gymnasium, Trier: Toll, dass du dich getraut hast, hier anzurufen. Den Ärger musst du nicht aushalten! Wichtig ist, was zu sagen, und das muss ernst genommen werden! Führe ein Mobbing-Tagebuch. Da trägst du ganz genau ein, was wann passiert. Mit einer Person, der du vertraust, zum Beispiel deine Eltern, die Oma oder eine Patin, solltet ihr wieder das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen oder mit dem Schulleiter. Außerdem kannst du dir Hilfe bei Psychologen suchen. Dort kannst du Techniken und Strategien einüben, wie man in solchen Situationen reagieren kann. Wichtig ist, dass gehandelt wird!

Unsere Tochter ist Erstklässlerin. Der Lese- und Schreiblernprozess ist zwar in Gang, aber sie ist noch nicht soweit wie die anderen Schüler. Eine Förderlehrerin sagt, es sei keine Fördermaßnahme notwendig. Die Klassenlehrerin ist unsicher. Was meinen Sie?

Hannah Swoboda: Nehmen Sie den Druck heraus! Bleiben Sie im Gespräch mit der Klassen- und Förderlehrerin, behalten Sie gemeinsam die Entwicklungsschritte Ihrer Tochter im Auge und erarbeiten Sie zusammen realistische Zielsetzungen. Was kann das Mädchen bis zu den Osterferien, was zu den Sommerferien schaffen? Ein Kind muss in der ersten Klase nicht perfekt lesen und schreiben können. Wichtig ist, ihr auch Zeit zu lassen, diese Fähigkeiten zu entwickeln.

Seit dem Wechsel zum Gymnasium macht sich bei unserer Tochter Leistungsdruck bemerkbar. Sie hat starke Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen.

Kerstin Sperber: Die Symptome sollten sowohl medizinisch als auch psychologisch durch eine Lern- und Leistungsdiagnostik mit Überprüfung der Konzentrationsfähigkeit abgeklärt werden. Angelehnt an ein Gespräch mit dem Lehrer ist es empfehlenswert, einen individuellen Lern- und Förderplan zu erstellen, der sich an den Bedürfnissen des Kindes orientiert. Wichtig ist herauszufinden, ob es sich um eine Über- oder Unterforderung oder um übliche Anpassungsschwierigkeiten handelt.

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