Hausärzte bewahren den Überblick

Hamburg/Berlin · Im besten Fall geht man über Jahre zum Hausarzt — der kennt einen und kann Beschwerden einordnen. Manchmal muss ein Wechsel aber sein, etwa bei einem Umzug. Dabei sollte man einiges bedenken.

Hamburg/Berlin (dpa) Manche hält es nicht ewig bei ihrem Hausarzt, sie wechseln etwa bei einem Umzug in eine andere Praxis. Das ist in Deutschland kein Problem, denn es besteht freie Arztwahl. Von dieser Regel gibt es aber Ausnahmen. Und dann ist es auch gar nicht so leicht, jemanden zu finden, dem man vertraut. Welche Aufgabe hat der Hausarzt? "Der Hausarzt kann als Facharzt für Allgemeinmedizin zahlreiche Symptome des Körpers im Sinne einer Krankheitsgeschichte einordnen", erklärt Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. "Er behandelt diese selbst oder überweist den Patienten an einen Facharzt." Kann man nicht besser gleich zum Facharzt gehen? Das können Patienten machen. Vincent Jörres, Sprecher des Deutschen Hausärzteverbandes, gibt ein Beispiel, warum man es aus seiner Sicht aber nicht tun sollte: Geht ein Patient mit einer Bindehautentzündung zum Augenarzt, mit Gelenkschmerzen zum Orthopäden und mit Problemen beim Wasserlassen zum Urologen, behandeln Fachärzte oft nur die jeweiligen Symptome. Wäre der Patient zum Hausarzt gegangen, hätte dieser vielleicht erkannt, dass der Patient Morbus Reiter hat, eine entzündliche Gelenkerkrankung, bei der auch Augen und Harnröhre betroffen sind. Der Hausarzt überblickt bestenfalls alle Beschwerden. Kann man den Hausarzt wechseln? Grundsätzlich besteht in Deutschland das Recht auf freie Arztwahl - man kann bis auf einige Ausnahmen jederzeit den Arzt wechseln, sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. Was sind das für Ausnahmen? Wer einen Vertrag zur sogenannten hausarztzentrierten Versorgung unterschrieben hat, ist je nach Vertragslaufzeit an seinen Hausarzt gebunden. "Die freie Arztwahl hat man nicht mehr", sagt Kranich. Der Patient muss zuerst beim Hausarzt vorstellig werden. Aber: "Gynäkologen, Kinder-, Zahn- oder Augenärzte sind ausgenommen." In Notfällen oder wenn man anderenorts krank wird, kann man direkt zum Facharzt gehen. Warum unterschreibt jemand so einen Vertrag? Das Modell soll die Behandlungsqualität verbessern, aber auch die Kosten etwa durch doppelte Untersuchungen verringern. Patienten profitieren je nach Krankenkasse in Form von günstigeren Beiträgen oder der Kostenübernahme für zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen. Die Krankenkassen sind verpflichtet, hausarztzentrierte Versorgung anzubieten. Die Teilnahme ist aber freiwillig. Kann man trotz hausarztzentrierter Versorgung den Arzt wechseln? "Ja, wenn man Gründe hat", sagt Kranich. Das kann ein Umzug sein. Oder aber, dass man das Vertrauen zu seinem Arzt verloren hat. "Das muss man gegenüber seiner Krankenkasse geltend machen." Kranich rät, auf das Kleingedruckte zu achten, bevor man einen Vertrag unterschreibt und sich diesen aushändigen zu lassen. Wie findet man einen guten Arzt? Es kann hilfreich sein, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören. Wer eine Empfehlung bekommt, sollte auch fragen, warum derjenige diesen Arzt gut findet, sagt Kranich. Schließlich hat nicht jeder die gleichen Ansprüche. Auch im Internet finden sich Bewertungen. "Da würde ich nie drauf vertrauen", sagt Kranich und verweist auf erfundene Bewertungen. Er empfiehlt die Suche über die Weiße Liste der Bertelsmann-Stiftung, die vor Manipulation besser geschützt sei. Auch auf der Webseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kann man nach Ärzten suchen. "Dort finden sich auch Angaben zu Zertifizierungen von Praxen", ergänzt Stahl. Worauf sollte man beim Hausarztwechsel achten? Wichtig ist, dass der neue Hausarzt alle notwendigen Informationen bekommt. Dazu sollte er die Inhalte der Patientenakte kennen. Ärzte sind verpflichtet, Patientenakten zehn Jahre lang aufzubewahren, das Original bekommen weder der Patient noch der neue Arzt. Aber der Patient kann seine Akte in der alten Praxis kopieren lassen. Oder der neue Arzt fordert eine Kopie der Akte an. Außerdem sollte der neue Arzt wissen, welche Medikamente und Präparate der Patient einnimmt, empfiehlt Jörres.

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