Herausforderung und Chance zugleich

Kaufungen · Kommunion und Konfirmation sind wichtige Feiertage für Kinder und Jugendliche, zu denen sich Freunde und Verwandte nicht lumpen lassen wollen. Geldgeschenke in großen Summen können pädagogischen Nutzen haben.

Kaufungen (dpa) Plötzlich liegen sie da: Mit Geldscheinen gefüllte Umschläge von Oma, Opa, Tanten und Onkel. Ob religiös oder weltlich - Feiern wie Erstkommunion, Konfirmation oder Jugendweihe sind wichtige Ereignisse auf dem Schritt zum Erwachsenwerden. Und in den meisten Familien gehören Geschenke dazu. Oft kommen dabei große Beträge zusammen.

"Die Summen steigen eklatant", erzählt Andres Synofzik, Pfarrer bei der evangelischen Kirchengemeinde Niederkaufungen, von seinen Erfahrungen. Während vor 25 Jahren noch 500 Mark zur Konfirmation normal gewesen seien, kämen heutzutage schon mal Summen von 2000 bis 3000 Euro zusammen. Jan-Christoph Horn, Pastoralreferent bei einer katholischen Gemeinde in Münster, spricht von einem dreistelligen Betrag, den Kinder zur Erstkommunion bekommen. Schon Sieben- und Achtjährige verfügen also plötzlich über einen großen Batzen Geld.

Wie sollen Eltern damit umgehen? "Ich kenne auch Eltern, die intervenieren und sagen, sie behalten einen Teil ein", sagt Horn. Manche zahlen das Geld auf ein Sparbuch ein. Prinzipiell aber gibt er zu bedenken, dass Eltern die Freiheit des Kindes achten sollten: "Grundsätzlich würde ich sagen: Es ist das Geschenk für das Kind." Auch die Schenkenden hätten ja im Sinn, dass sich das Kind damit selbst etwas kaufen kann. "Es ganz dem Kind zu überlassen, ist aber auch schwierig", räumt der Pastoralreferent ein. Für sinnvoll hält er es, wenn Eltern und Kinder gemeinsam besprechen, welche Wünsche sich die Kinder erfüllen wollen - sei es ein neuer MP3-Player oder Ferien auf dem Reiterhof. Von diesem Wunsch kann die Familie den Schenkenden vorher erzählen.

Auch der evangelische Pfarrer Andres Synofzik rät Eltern, mit Jugendlichen über ihre Wünsche zu reden. Denn einerseits seien sie im Konfirmandenalter, mit 14 oder 15 Jahren, auf dem Weg zum Erwachsenwerden - bräuchten aber noch Unterstützung. "Geldgeschenke sind wichtig, um selbstständig zu werden", betont er. Es komme ab und zu vor, dass zu Anfang des Konfirmationsunterrichts Jugendliche sagen, sie machen das nur des Geldes wegen. Eine typisch pubertäre Provokation, sagt Synofzik. Er sieht das gelassen und solche Sprüche als Anlass, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Im Verlauf der Treffen fänden die Geldgeschenke ihren untergeordneten Platz.

Diese Erfahrung bestätigt Petra Freudenberger-Lötz, Professorin für Religionspädagogik an der Universität Kassel. Natürlich spielten zu erwartende Geschenke eine Rolle. "Ich glaube schon, dass das bei einigen im Mittelpunkt steht. Dennoch würde ich nicht sagen, dass es ein Problem ist." Der Konfirmandenunterricht sei eine große Chance, mit den Jugendlichen über Lebensfragen zu reden, die sie in dem Alter beschäftigen. "Man sollte Zutrauen haben, dass sich etwas im Inneren bewegt", sagt die Professorin. Die Auseinandersetzung mit Innehalten und das Fest stellten keinen Gegensatz dar. "Warum soll man sich nicht über Geschenke freuen?", fragt die Professorin.

Jan-Christoph Horn vergleicht das Prinzip mit dem Weihnachtsfest. Wichtig sei hier wie dort zu zeigen, dass Geschenke nicht im Mittelpunkt stehen. Trotzdem spreche nichts gegen Geld-Umschläge. Wichtig sei, verständlich zu machen, dass sich die Menschen so freuen, dass sie sich auch beschenken, erklärt der Pastoralreferent.

Viele Konfirmanden hätten sinnvolle und praktische Wünsche, sagt Petra Freudenberger-Lötz, die selbst drei Kinder hat. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten wissen, wofür sie das Geld ausgeben." Problematisch kann es dann werden, wenn Kinder und Jugendliche sich mit anderen vergleichen. "Am schlimmsten finde ich, wenn es Sozialneid gibt", sagt Synofzik. In seinem Konfirmationsunterricht gehe es deshalb viel ums Teilen. Es sei wichtig zu erkennen, dass Geld nicht das Wichtigste ist. Eltern können auch gemeinsam mit dem Kind überlegen, ob es einen Teil von seinen Geschenken abgeben möchte, um anderen eine Freude zu machen, schlägt Jan-Christoph Horn vor. Einmal hätten sich die Kinder angesichts eines an Krebs erkrankten Mitschülers entschieden, an eine Organisation für krebskranke Kinder zu spenden. So können Geldgeschenke als Chance für Heranwachsende gesehen werden, selbstständig Entscheidungen zu treffen und andere zu unterstützen.

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