Heute gibt's Zeugnisse - es kommt darauf an, was man daraus macht

Heute erhalten Tausende von Schülerinnen und Schülern in Rheinland-Pfalz Zeugnisse. "Ein Zeugnis ist eine Rückmeldung über erbrachte und nicht erbrachte Leitungen, aber keine Bewertung der Persönlichkeit", sagt die Psychologin Anette Müller-Bungert.

Trier. (kat) Drei Experten gaben Schülern und Eltern während des TV-Schultelefon Tipps für den Umgang mit den Zeugnissen.

Unser Sohn ist sitzengeblieben. Das ist kein Drama für uns, doch wie können wir ihn für das nächste Schuljahr motivieren? Er hat überhaupt keine Lust auf Schule.

Kerstin Sperber, Schulpsychologin am Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier: Dass Sie gelassen reagieren, ist sehr gut. Überdenken Sie das Arbeitsverhalten und die Lerntechniken ihres Sohnes. Schauen Sie genauer hin, wie ihr Sohn effektiver lernen kann. Fachliteratur oder eine Beratung können da weiterhelfen. Wenn möglich sollte ihr Sohn ein Praktikum oder einen Ferienjob in den Sommerferien machen. Dadurch kann er in den Berufsalltag reinschnuppern und lernt, wie viel Zeit und Kraft im Berufsleben aufgewendet werden müssen. Diese Erfahrung motiviert oftmals für die Schule. Sie kann helfen, den Schulalltag schätzen zu lernen. Zudem erhält man Perspektiven; man weiß, wofür man lernt und wohin es später gehen soll.

Meine Tochter wird viele Vierer auf dem Zeugnis haben und ist gerade so durchgekommen. Sollte sie in den Ferien durchlernen, um im nächsten Schuljahr besser mitzukommen?

Anette Müller-Bungert, Psychologin am Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung in Trier: Nein! Kinder brauchen eine fest definierte Zeit, in der Schule kein Thema ist, in der sie komplett abschalten können. In den letzten drei Ferienwochen können Lücken durch Lernen gefüllt werden.

Wir haben dieses Jahr eine Zitterpartie hinter uns. Unser Sohn hat mit Hilfe von Nachhilfe die Klasse gerade so geschafft. Die Lehrer sagen, dass er einfach nur faul ist.

Anette Müller-Bungert: Schule ist das Arbeitsfeld ihres Sohnes, und dafür muss er was tun. Natürlich braucht er Unterstützung, aber manchmal fehlt Kindern und Jugendlichen die Anstrengungsbereitschaft, weil sie in ihrem Lebensumfeld vieles haben, wofür sie nichts tun müssen.

Bei unserer Tochter (14) wurde ein guter IQ-Wert getestet, aber die schulischen Leistungen sind schlecht. Wie passt das zusammen?

Kerstin Sperber: Ein Test misst bestimmte Bereiche. Intelligenz ist ein breites "Konstrukt", und kein Test erfasst alle Facetten. Sie sollten sich beraten lassen, wie man das Ergebnis interpretieren kann.

Begabung entfaltet sich nicht von selbst, sondern muss gefördert und gefordert werden durch die Umgebung, von Eltern und Schule. Gleichzeitig muss die Schülerin mitarbeiten und eine entsprechende Arbeitshaltung entwickeln und sich Lerntechniken aneignen. In Beratungsstellen können Sie Tipps erhalten.

Mein Sohn ist in der Pubertät und für Schule nicht zu begeistern. Dieses Jahr wäre er beinahe sitzengeblieben. Wie kann ich ihm helfen?

Jochen Fredrich, Psychologe, Palais e.V. Trier: Vereinbaren Sie realistische Ziele und Lernpläne für das kommende Schuljahr mit ihrem Sohn.

Besprechen Sie sich mit den Lehrern und bleiben Sie in regelmäßigem Kontakt. Die Zielvereinbarungen und Pläne sollten der rote Faden sein, an denen sich sowohl Belohnung als auch Konsequenzen für Nichteinhaltungen orientieren.

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