Telefonaktion Flut-Trauma: Das kann Familien helfen

Trier · Nachgefragt. Expertinnen gaben Tipps am TV-Telefon. Hier ein paar Fragen und Antworten:

 Nach der Flutkatastrope sind die Betroffenen immer noch in Schwierigkeiten.

Nach der Flutkatastrope sind die Betroffenen immer noch in Schwierigkeiten.

Foto: dpa/Harald Tittel


Meine 14-jährige Tochter war zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe allein zu Hause, wir waren arbeiten. Seitdem hat sie Angst allein zu sein, hat massive Alpträume, und manchmal weigert sie sich sogar in die Schule zu gehen. Wie können wir ihr helfen?

Kerstin Jacob, Psychologische Psychotherapeutin in der Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Mutterhaus: Die Symptomatik ist nach fast drei Monaten nach der Flutkatastrophe noch so ausgeprägt, dass es sinnvoll wäre, professionelle Hilfe zu suchen. Mit traumatherapeutischen Methoden kann Ihrer Tochter sicherlich geholfen werden. Zuhause können Sie ihr zuhören und mit ihr gemeinsam besprechen, wie Sie ihr als Eltern Sicherheit geben können.


Unser Haus ist seit der Flutkatastrophe nicht mehr bewohnbar. Wir sind nun schon mehrmals umgezogen und konnten nur noch ein paar persönliche Gegenstände rausholen. Die meisten Dinge, auch Kuscheltiere und Fotos, sind zerstört. Seitdem ist meine 12-jährige Tochter tieftraurig, beinahe depressiv. Sie trauert um ihr ehemaliges Zuhause.

Jacob: Eine solche Reaktion ist erst einmal normal und nachvollziehbar. Die ersten Wochen waren sie als Familie sehr unter Stress:  Wohnungswechsel, viel Organisation und Planung. Nun wird allen erst einmal klar, was alles verloren ist. Vielleicht ist es möglich, dass Sie gemeinsam den Abschied vom Familienhaus gestalten, vielleicht mit einem gemeinsamen Ritual. Sie könnten beispielsweise einen Blumenstrauß vors Haus legen. Es ist wichtig, sich beim Abschied nehmen, Zeit zu nehmen und sich nicht zu schnell auf die Zukunft und das Neue zu fokussieren.

Ich bin 16 Jahre alt und habe Angst, dass die Flut noch mal kommt. Auch die Erinnerungen machen mir Angst., ich zittere dann und kann nicht schlafe. Was kann ich selbst dagegen tun?

Sandra Löcher, Diplom- Sozialarbeiterin, Erziehungs- und Familienberaterin sowie Traumatherapeutin (ZPTN) der Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Neuwied: Das ist eine normale Reaktion auf dieses außergewöhnliche Ereignis. Wenn Du Dich daran erinnerst, versuche Dich selbst zu beruhigen, indem Du Dir sagst: „Es ist jetzt eine normale Reaktion, aber jetzt bin ich in Sicherheit, weil es keine Flutwelle gibt.“ Wir Fachleute sprechen dann von Selbstregulation.

Wo können betroffene Familien Hilfe bekommen?

Susanne Heicappell, Leitende Ärztin des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Trier: Beispielsweise bei uns, im SPZ. Dort gibt es die Möglichkeit einer niedrigschwelligen, ambulanten psychologischen Unterstützung von Kindern und ihren Familien.

Eine unserer Psychologinnen nimmt Anfragen entgegen und vermittelt im Haus weiter, ebenfalls koordiniert sie bei Bedarf Angebote, die dann mit Hilfe unserer Sozialarbeiterinnen realisiert werden können, auch in Außenstellen des SPZ. Dieses Hilfsangebot wird aus Spendenmitteln der Caritas finanziert.

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