Hilfen sind zahlreich - man muss sie nur annehmen

Ess-Störungen nehmen zu. Vor allem immer mehr junge Menschen leiden an Bulimie, Magersucht und Übergewicht. Drei Experten gaben unseren Lesern zwei Stunden lang wertvolle Tipps am Telefon. Hier einige Fragen und Antworten.

Trier. (kat) Ich habe Bulimie und bin in psychiatrischer Behandlung. Doch der Psychiater verschreibt mir nur Medikamente, und es wird nicht besser.

Professor Dr. Reinhold Laessle, Fachbereich Klinische und Physiologische Psychologie der Universität Trier: Wichtig ist, dass Ihre Krankheitsgeschichte erhoben wird. Fragen nach dem Auslöser der Bulimie und welche Konsequenzen daraus resultieren, müssen beantwortet werden. Weiter muss sichergestellt werden, dass Sie während der Therapie weder stark zunehmen noch stark abnehmen. Ich empfehle Ihnen, sich an die Ambulanz der Universität Trier zu wenden. Dort gibt es speziell zugeschnittene Therapie-Empfehlungen sowie Therapie-Programme bei Therapeuten, die Ihnen helfen können, mit dem Problem fertig zu werden.

Ich bin zu dick, habe aber noch nie eine Diät gemacht. Wie kann ich abnehmen?

Marion Heinz, Diplom-Oecotrophologin aus Trier: Ich empfehle Ihnen, eine Ernährungsberaterin aufzusuchen. Sie kann Sie bei der Umstellung der Ernährung unterstützen. Denn darum geht es in erster Linie. Sie sollten weder eine Radikalkur noch eine Diät machen. Wichtig ist, zu analysieren, wo die Probleme in der Ernährung liegen. Sinn hat es, aufzuschreiben, was Sie essen, wie viel Sie essen und wann Sie essen. Man sollte auch wissen, was in den Produkten drin ist. Fettreduzierte Lebensmittel sind nicht immer förderlich, weil sie häufig einen sehr hohen Zuckeranteil haben. Idealerweise sollte die Ernährungsumstellung mit Sport kombiniert werden.

Ich glaube, meine Freundin, sie ist 15 Jahre alt, hat Magersucht. Seit Februar ist sie extrem dünn geworden. Was kann ich tun?

Dr. Agathe Traut, Kinder- und Jugendärztin aus Schweich: Toll, dass du den Mut hattest, anzurufen. So eine Freundin wünscht man sich! Die junge Frau sollte sich dringend in ärztliche und psychotherapeutische Behandlung begeben. Du kannst lediglich Motivationsarbeit leisten. Weise deine Freundin behutsam, aber stetig auf die Gewichtsabnahme hin. Aber du darfst dich selbst dabei nicht überfordern. Du kannst sie nicht gesund machen, das müssen Experten tun.

Ich bin seit zehn Jahren magersüchtig. Kann es bereits zu Veränderungen im Gehirn gekommen sein, die verhindern, dass ich jemals wieder gesund werden kann?

Professor Dr. Laessle: Nein. Alle Veränderungen im Gehirn finden nur kurzfristig statt und sind wieder rückgängig zu machen, so weit ein Normalgewicht wieder erreicht ist. Die Magersucht zieht keine geistigen Leistungen in Mitleidenschaft.

Meine Tochter ist zu dünn. Ich habe den Verdacht, dass sie Bulimie hat. Wie können wir einen Therapeuten finden?

Dr. Agathe Traut: Bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Koblenz gibt es eine Koordinierungsstelle, die auf Therapeuten verweisen kann. Die Rufnummer lautet 0261/390020.

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