KArriere Berater

Die Tür des Konferenzraums klackt ins Schloss. Chef und Mitarbeiter unter vier Augen - das Jahresgespräch! Eineinhalb Stunden lang reden sie miteinander.

 Martin Wehrle. Foto: privat

Martin Wehrle. Foto: privat

Oder aneinander vorbei. Darüber gibt es geteilte Darstellungen. Eigentlich soll das Jahresgespräch eine Bilanz des abgelaufenen Jahres ziehen, um auf dieser Basis eine reizvolle Perspektive im Dialog zu entwickeln. Aber, fragen Sie Ihren Buchhalter: Eine Bilanz kann nicht übers Knie gebrochen werden. Sie setzt eine gründliche Vorarbeit voraus. Hat der Chef im Laufe des Jahres die Entwicklung seines Mitarbeiters beobachtet? Hat er ihm regelmäßige Rückmeldungen gegeben? Wurden Zwischenziele und Fortbildungen vereinbart? Und weiß der Mitarbeiter überhaupt, in welche Richtung er sich entwickeln will? Hat er sich Gedanken gemacht, wie sich seine persönlichen Ziele mit denen der Firma vereinbaren lassen? Welche Fortbildungen, welche Unterstützung wünscht er sich von seinem Chef, um noch effektiver arbeiten zu können? Eine 364-tägige Unterlassungssünde, eine Funk- und Führungsstille zwischen Chef und Mitarbeiter kann nicht in einer Stunde behoben werden: das Mitarbeitergespräch kann nur Routineinspektion, nicht aber Generalüberholung sein. Und "beliebt" ist es erst recht nicht. Chefs fürchten dieses Treffen, weil es viel Zeit auffrisst, lieber würden sie sich um ihre "eigentliche Arbeit" kümmern. Darunter verstehen sie merkwürdigerweise nicht die Mitarbeiterführung, sondern ihre Fachaufgabe. Mitarbeiter fürchten es, weil sie mit hohlen Phrasen und mit Kritik rechnen. Das Mitarbeitergespräch könnte ein effektives, vielleicht sogar ein beliebtes Instrument der Personalführung sein. In der Praxis ist es meist: eine vergebene Chance! Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch "Bin ich hier der Depp? Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen", Mosaik, 14,99 Euro. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auf <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/kolumne" class="more" text="www.volksfreund.de/kolumne"%>

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