KArriere Berater

"Mein Chef ist fein raus: Er sitzt im größten Büro, kassiert das dickste Gehalt, rollt im Dienstwagen durchs Land. Seinen Urlaub genehmigt er sich selbst, den Oberboss duzt er, und über eigene Fehler sieht er großzügig hinweg.

" "Das klingt so, als würden Sie gern mit ihm tauschen." "Und ob! Dann hätte ich ein gutes Leben." "Sind Sie sicher? Lässt sich die Sache nicht auch von der anderen Seite betrachten: Wer hetzt von Meeting zu Meeting? Wer hat nach Feierabend keinen Feierabend? Bei wem liegt das Handy rufbereit auf dem Nachttisch? Wer erzürnt den Oberboss, wenn er Gehälter erhöht, und die Mitarbeiter, wenn er sie nicht erhöht - wer kann es keinem recht machen? Wer hält den Kopf hin, wenn der Etat aus dem Ruder läuft, ein Großkunde abspringt, ein Mitarbeiter versagt? Ihr Chef!" "Wollen Sie mein Mitleid wecken?" "Nein, Ihr Bewusstsein, dass eine Führungsposition Schattenseiten hat. Ihr Vorgesetzter ist nicht nur Chef, er hat auch einen. Er gibt nicht nur Befehle, er nimmt auch welche entgegen. Und die Verantwortung ist nicht nur ein Privileg, sie kann auch eine Last sein. Spötter bezeichnen Manager als ‚Krone der Erschöpfung\'." "Aber Sie werden zugeben: Ein Chef ist mehr Herr seiner Arbeit als ein Mitarbeiter!" "Stimmt. Aber mehr Sklave dieser Arbeit kann er auch sein." Quelle: Wehrle, M., Der Feind in meinem Büro, Econ 2005 Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: "Bin ich hier der Depp?: Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen", Mosaik, 14,99 Euro.Alle Kolumnen im Internet: www.volksfreund.de/kolumne

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort