KArriere Berater

Was für den Chirurg das Skalpell, ist für Firmenlenker der Rotstift: Mit ihm gehen sie gegen Auswucherungen im Personalbestand, gegen "überflüssige Mitarbeiter" vor. Solche "Überkapazitäten" fallen vor allem dann auf, wenn das Management mal wieder ein paar Millionen in den Sand gesetzt hat, der Aktienkurs auf Sinkflug geht und scheinbar nur ein Abwerfen von Ballast den Firmenballon wieder auf die nötige Flughöhe bringt.

Management by Milchmädchen funktioniert so: "Wir setzen von 10 000 Mitarbeitern mal eben 2500 vor die Tür - und sparen 25 Prozent Personalkosten." Woran keiner denkt: Nun sitzen die verbliebenen 75 Prozent der Mitarbeiter so gelähmt an ihren Arbeitsplätzen wie das Kaninchen vor der Schlange. Wer jeden Tag mit seiner Entlassung rechnen muss, ist nicht mehr bei der Arbeit, auch wenn er an seinem Arbeitsplatz sitzt. Eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie hat ergeben: Nach Entlassungen fährt etwa jeder dritte Mitarbeiter sein Engagement herunter. Außerdem klagt er über eine schlechtere Zusammenarbeit mit den Kollegen. Kommt es zu Lohnkürzungen, verringern sogar 45 Prozent ihre Leistung für den Betrieb. Der Ausspruch des Schriftstellers Theodor Fontane, dass Geizhälse die Plage ihrer Zeitgenossen, aber das Entzücken ihrer Erben seien, gilt für Firmenbesitzer nicht; es ist höchst fraglich, ob der Abbau unterm Strich Geld spart. Das sollte mal ein Personalfachmann nachrechnen, sofern er nicht schon entlassen ist. Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: "Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus", Econ, 14,99 Euro. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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