KArriere Berater

Die beiden wichtigsten Voraussetzungen, um in Deutschland Karriere zu machen? Papa heißt die erste, Mama die zweite. Noch immer hängt es vom Berufsstand und vom Bildungsgrad der Eltern ab, ob ein Kind das Ticket für eine Karriere, einen höheren Bildungsabschluss erwirbt.

Von 100 Akademikerkindern machen 83 das (Fach-)Abitur - von Kindern ohne akademische Prägung schaffen es nur 23. Etliche Kinder treten in die Fußstapfen der Eltern, ergreifen den gleichen Beruf. Das ist praktisch, sofern Papi eine Fabrik zu vererben hat, selbst wenn er sich damit Zeit lässt; der Fernsehmoderator Robert Lembke verspottete die Universität als eine "Einrichtung, die es Vätern ermöglicht, ihre Söhne noch ein paar Jahre vom Betrieb fernzuhalten". Doch es reicht schon, wenn der Vater als Angestellter sein Netzwerk für den Nachwuchs nutzt. Welche seiner Studienfreunde sitzen heute in Chefpositionen? Welche Geschäftspartner schulden ihm noch einen Gefallen? Und wäre es nicht möglich, den aktuellen Chef davon zu überzeugen, der Apfel dürfe nicht weit vom Stamm fallen? Allerdings ist diese Form der Personalvermittlung nicht ohne Risiken: Eltern haften für ihre Kinder. Versagt die Tochter, fällt die Empfehlung auf den Vater oder die Mutter zurück. Und versagt die Tochter nicht, muss sie vielleicht feststellen: Wer im Bugwasser einer elterlichen Empfehlung schwimmt, bleibt ein kleiner Fisch, die "Tochter von Herrn Meierbär" - statt als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Und was bleibt denen, die keine Karriere vererbt bekommen (mal abgesehen davon, dass sie sich eine erarbeiten müssen)? Ein Ausspruch des Psychologen Paul Watzlawick: "In der Wahl seiner Eltern kann man nicht vorsichtig genug sein." Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: der Bestseller "Ich arbeite in einem Irrenhaus" (Econ, 14,99 Euro). Diese und weitere Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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