Karriereberater

Mit hoher Wahrscheinlichkeit saß der Münchner Komiker Karl Valentin gerade in einem Chef-Meeting, als er auf ein Blatt kritzelte: "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen." Viele Sitzungen zeichnen sich dadurch aus, dass Probleme nicht gelöst, sondern zerredet werden.

Dabei geht die Diskussion oft am Kern vorbei, wie der britische Soziologe Cyril Parkinson beobachtet hat: Die Teilnehmer besprechen nicht, was am wichtigsten ist, sondern nur, womit sie sich am besten auskennen. Wenn es um eine Fusion geht, befasst man sich eher mit der künftigen Aufteilung der Chefparkplätze vor dem Haus als mit der undurchschaubaren Frage, ob das ganze Vorhaben sinnvoll ist. Management-Kenner wie der St. Gallener Professor Fredmund Malik sagen: Eine hohe Anzahl von Meetings deutet nicht auf eine gute, sondern auf eine schlechte Organisation hin. Wo eine Hand fragen muss, was die andere gerade tut, wo Kompetenzen und Ziele unklar sind, wo Marktschreierei vor Effektivität kommt, dort werden die Meetings als Reparaturbetrieb oder als Zirkusarena missbraucht. Umgekehrt gilt: Je mehr die Mitarbeiter und Abteilungen selbst entscheiden können, je selbstverständlicher ein Rädchen ins andere greift, je besser eine Firma organisiert ist, desto weniger Sitzungen sind erforderlich. Und desto mehr Arbeit wird geschafft. Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: "Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus", Econ, 14,99 Euro. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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