Natur Wespen und Hornissen im Anflug? Nur die Ruhe!

Trier · Experten des Nabu geben Tipps, was Volksfreund-Leser tun können, um heimische Tier- und Pflanzenarten zu unterstützen.

 Feldwespen, gut zu erkennen an ihren überlangen Beinen, bauen ihr Nest ohne Außenhülle. Ein Zusammenleben ist mit dieser friedfertigen Art in der Regel problemlos möglich.

Feldwespen, gut zu erkennen an ihren überlangen Beinen, bauen ihr Nest ohne Außenhülle. Ein Zusammenleben ist mit dieser friedfertigen Art in der Regel problemlos möglich.

Foto: Nabu/Nicole Hennecke

(red) Sie sind ungeliebt, gefürchtet und haben einen schlechten Ruf: Wespen und Hornissen. Sie gelten als gefährlich und rufen bei Menschen so heftige Reaktionen hervor wie kaum eine andere Tiergruppe. Der Grund: Den meisten Menschen ist die Lebensweise dieser faszinierenden Flug- und Baukünstler nicht vertraut. Allgemein wird zwischen solitären, also einzeln lebenden Tieren und sozialen, also Staaten bildenden Arten unterschieden.

Alle bei uns heimischen sozialen Wespenarten ebenso die Hornisse bilden sogenannte Sommerstaaten aus, die nur wenige Monate existieren und im nächsten Jahr nicht wieder besiedelt werden. Gerade einmal zwei Arten, die Deutsche und die Gemeine Wespe, fliegen auf Kuchen, Süßes oder Fleisch und führen häufig zu Ärgernissen. Alle anderen Wespenarten und die Hornisse ernähren sich von Insekten, Nektar oder Baumsäften und gehen dem Menschen lieber aus dem Weg.

Gemeine und Deutsche Wespe bilden große Staaten aus und nisten oft unentdeckt im Boden, unter dem Dach oder in Verschalungen. Im Gegensatz dazu fallen die kleinen frei hängenden Nester der friedlichen Sächsischen Wespe oder Feldwespen schnell auf und werden zu Unrecht bekämpft.

„Dass Wespen und Hornissen wichtige Aufgaben wie Bestäubung und Schädlingsbekämpfung in der Natur übernehmen, ist den meisten Menschen ebenso unbekannt wie ihre große Gefährdung“, erklärt Sarah Peters vom Nabu.

Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 700 Wespenarten, von denen knapp die Hälfte als gefährdet gilt. Hornissen zählen sogar zu den besonders geschützten Arten. Durch die intensive Land- und Forstwirtschaft, aufgeräumte Ziergärten, Versiegelung und Bebauung wird es für die Tiere immer schwieriger geeignete Nistplätze zu finden. „Stattdessen werden Vogelnistkästen, Gartenschuppen oder Rollladenkästen bezogen. Da sind Konflikte mit dem Menschen vorprogrammiert“, so die Nabu-Mitarbeiterin.

Tipps im Umgang und zum Schutz von Wespen und Hornissen: Ruhe bewahren! Bei der Entdeckung eines Nestes fällt dies zwar schwer, doch ist es für Mensch und Insekt die sicherste Vorgehensweise.

Heftige und hektische Bewegungen werden von Wespen und Hornissen optisch besser wahrgenommen und ebenso wie Schlagen und „Wegpusten“ als Bedrohung eingeschätzt. Im Umkreis eines Nestes sollten fünf Meter  Abstand gehalten und Erschütterungen vermieden werden. Nester sollten, wenn nötig, zudem mit Schildern oder Absperrband markiert werden.

Vorsorge treffen: Essen und Getränke sollten im Freien abgedeckt, oder auch Trinkstrohhalme verwendet werden. Um Wespen nicht anzulocken, gilt vor allem bei Kindern, Mund und Hände nach dem Essen feucht abzuwischen. Da Hornissen auch noch in der Dämmerung fliegen und sich in Räume verirren können, hilft es, das Licht auszuschalten und Insektenschutzgitter anzubringen.

Das Einsammeln von Fallobst sollte am besten an Regentagen oder in den späten Abendstunden erfolgen. Mit einem leichten Wassernebel lassen sich Wespen auch am Tag einige Zeit vertreiben, um das Obst einsammeln zu können, dennoch sollten vorsichtshalber Handschuhe getragen werden. Komposthaufen und Mülltonnen können entweder mit Erde abgedeckt oder verschlossen werden, um keine Tiere anzulocken.

Fachpersonen kontaktieren: Fachpersonen bestimmen aufgrund von Beschreibungen oder Vor-Ort-Besichtigungen die Art und ihre Lebensweise. Sie schätzen die Lage ein, können beraten und wissen, was zu tun ist. In vielen Fällen ist ein Zusammenleben für einige Monate möglich und so mancher erfreut sich nach dem ersten Schreck über die Möglichkeit, das rege Treiben am Nest zu beobachten. Ist eine Umsiedlung oder Bekämpfung unumgänglich, sollten Fachpersonen die Art bestimmt haben, bevor Maßnahmen durchgeführt werden. Achtung! Bei heimischer Hornisse und einigen wenigen Wespenarten braucht es eine Genehmigung der Oberen Naturschutzbehörde.

Lebensraum schaffen: Naturnahe Gärten mit Totholzecken, offenen Bodenstellen, feuchten Lehmkuhlen, Trockenmauern und einer Vielfalt an heimischen Pflanzenarten, die Wespen und Hornissen Nahrung und Lebensraum bieten, findet man heutzutage nur selten. Bei Wespen und Hornissen beliebte Nahrungspflanzen sind u.a. Flieder, Esche, Birke und Birne. Neben einer naturnahen Gartengestaltung können auch spezielle Nisthilfen für einen Lebensraum sorgen. Im Garten sollte zudem auf die Anwendung von Spritzmitteln verzichtet werden.

Vorurteile abbauen: Mangelndes Wissen, Mythen und Irrtümer im Umgang mit Wespen und Hornissen führen zu ihrem schlechten Ruf. „Durch Aufklärung von Freunden, Bekannten und Kindern können Konflikte vermieden und die bestehende Angst im Umgang mit dieser meist friedlichen Insektengruppe genommen werden“, empfiehlt Sarah Peters vom Nabu.

 Imkerin Dr. Nicole Hennecke berät bei Fragen rund um die Themen Wespen und Hornissen und bietet zudem auch Umsiedlungen an.

Imkerin Dr. Nicole Hennecke berät bei Fragen rund um die Themen Wespen und Hornissen und bietet zudem auch Umsiedlungen an.

Foto: Nabu/Nicole Hennecke

Weitere Informationen gibt es bei der NABU Regionalstelle RLP-West, Pfützenstr. 1, 54290 Trier, Tel. 0651/17088-19, regionalstelle.west@nabu-rlp.de

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